Den US-Börsen (ETR:SXR4) gelang nach lustlosem Beginn in den letzten beiden Handelsstunden eine leichte Erholung. Auslöser war der Notenbank-„Falke“ Raphael Bostic. Der Präsident der FED von Atlanta sagte zu Medienvertretern, dass er davon überzeugt sei, dass es jetzt angebracht sei, kleine und stetige Zinsschritte zu gehen. Die Passage mit den „stetigen Schritten“ wurde am Markt ignoriert, ebenso, dass er und das FED-Mitglied Christopher Waller explizit davon sprachen, dass der Zinshochpunkt angehoben werden müsse, falls sich die Inflationsdaten wieder beschleunigen sollten. Die Investoren feierten, dass Bostic für einen 0,25%-Schritt im März plädierte. Zwar ist dies ohnehin die vorherrschende Meinung im Markt, jedoch war in den letzten Tagen an den Märkten eine leicht gestiegene Wahrscheinlichkeit von 0,5% eingepreist worden. Außerdem hatte der gute Report der Dow Jones - Komponente Salesforce (NYSE:CRM) auf den Gesamtmarkt stützend gewirkt, ebenso wie das überraschend gut ausgefallene Q4-Ergebnis von Macy`s – die Aktie (+11%) gilt als ein Konjunkturbarometer. Jedoch hat sich der CEO, Jeff Genette, vorsichtig zu 2023 geäußert: er gehe davon aus, das die Verbraucher im laufenden Jahr in einer schlechteren Finanzverfassung wären als 2022. Der Chef der größten US-Supermarktkette, Kroger (NYSE:KR) Co., äußerte sich ähnlich. Die Konsumenten begännen, sich so zu verhalten, als wenn eine Rezession herrsche. Vor Börseneröffnung sahen sich die Skeptiker bestätigt: die Aktualisierung der US Q4-Zahlen zu den Lohnstückkosten und der Produktivität gingen in die jeweils negative Richtung: die Stückkosten wurden von vorläufigen +1,1 auf +3,2% revidiert, die Produktivität von ursprünglich angenommenen +3,0 auf +1,7%.
In der Eurozone wurde gestern begrüßt, dass sich der Anstieg der Verbraucherpreise von 8,6 auf 8,5% beruhigt hat. Dabei wurde gnädig ignoriert, dass der Wert über den Schätzungen lag und dass die Kernrate von 5,3 auf 5,6% beschleunigt hat. Die Resistenz der europäischen Indizes ist bemerkenswert, jeder Rücksetzer wird sofort zurück gekauft – so auch gestern wieder. Derzeit performen mit Ausnahme der Energieaktien (NYSE:XLE) und des Versicherungssektors alle Sektoren des STXE 600 freundlich. Angeführt wird der Anstieg von den zyklischen Auto- und Bergbauwerten. Die Service-Komponente des Eurozone Einkaufsmanagerindex für den Februar wurde vorhin aktualisiert und leicht von 53 auf 52,57 nach unten revidiert. Dass der deutsche Maschinen- und Anlagenbau im Januar real 18% weniger Aufträge erhalten hat als im Januar 2022, wird mit dem außerordentlich starken Vorjahresauftakt begründet - an den Börsen also kein Grund zur Sorge.
In Fernost zog der Nikkei 225 um 1,5% an. Auslöser war eine Beruhigung der Preisentwicklung in Tokio. Das reduzierte Zinsängste. In Hongkong legte der Tech-Subindex 2,2% zu. In China beginnt am Sonntag der Nationale Volkskongress (NPC), von dem wegweisende Aussagen und Impulse für die Wirtschaft erwartet werden. Die Prognosen für das 2023er BIP-Wachstum liegen bei 5-6%, nach 3% in 2022. Im Vorfeld gab es jedoch heute kaum Bewegung bei den Festland-Indizes.
Die Kryptowährungen geben heute im Schnitt 5% ab. Dahinter steht die Veröffentlichung weiterer Details zur FTX-Pleite. Erstmalig wurden konkrete Angaben zum Schaden gemacht. Offenbar fehlen 8,9 Mrd USD an Kundengeldern. Vom Vertrauensschwund profitiert der Goldpreis.
Der APX gewinnt vier Punkte: Nikkei, Stoxx600 und DAX bringen +6, der Wiederanstieg von Gold bringt -2. Die Erholung nach dem gestrigen Absacker in den einstelligen Punktestand bildet für die systematische Komponente des APX eine Konstellation, die ein starkes Kaufsignal („Vollinvestition“) auslöst. Diese Empfehlung wollen und können wir trotz skeptischerer Interpretation der Faktenlage nicht komplett ignorieren. Wir werden also in einem ersten Schritt heute den Investitionsgrad um 7 auf 70% anheben.