Der S&P 500 rutschte gestern im Handelsverlauf unter sein am Montag angesprochenes Tradingband 4160-4070. Mit dem Ausbruch beschleunigte sich die Talfahrt erheblich, der Index schloss sogar wieder unterhalb seines 20-Tage-Durchschnitts. Erstaunlich, dass die Börsianer bereits so klar Stellung bezogen haben, bevor heute um 14:30h der wichtige Report mit der Entwicklung der US-Konsumentenpreise (CPI) im Mai veröffentlicht wird. Dieser hat durchaus das Potenzial, stärkere Bewegungen auszulösen. Erwartet wird +8,3% zum Vorjahr. In Europa überraschte gestern die heftige Reaktion auf die EZB-Entscheidung, denn Lagarde hat genau das geliefert, was der Markt erwartet hatte: eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte im Juli mit Avisierung einer weiteren Anhebung im September. Dass die EZB die Inflationserwartungen erhöht und die Wachstumsprognosen gesenkt hat, war ganz sicher ebenfalls keine sensationelle Nachricht. Es muss also an dem quantitativen Inhalt gelegen haben, was die Investoren verunsicherte. In Anbetracht einer Inflationserwartung von 6,8% in 2022 und 3,5% in 2023 hätte sich der Markt vielleicht eine stärkere Anhebung der Zinsen gewünscht. Denn die offiziellen Schätzwerte der europäischen Notenbank lagen Ende März noch bei 5,1% bzw. 2,1%. Andererseits senkte die EZB die Wachstumserwartungen von 3,7% auf 2,8% in 2022 und von 2,8% auf 2,1% in 2023. Zudem ist die Dynamik der Zinsentwicklung der Renditen der Euro-Südländer Besorgnis erregend – Griechenland 10 Jahre liegen bei 4,1%, das Pendant aus Italien bei 3,6%. Das kann die Notenbank nicht ignorieren, ihr Spielraum ist deshalb nicht sonderlich hoch. Da sie das Anleihekaufprogramme APP im dritten Quartal beenden will, was die Peripherie-Bondmärkte besonders betrifft, lauert nicht nur die latente Gefahr einer Stagflation, sondern auch die einer neuen Eurolandkrise. Vielleicht ist es dieses Unbehagen, was die Kurse in Europa auch heute früh weiter abrutschen lässt? China erlebte gestern eine Schockmoment, nachdem in Shanghai einige Covid-Maßnahmen wieder hoch gefahren wurden. Heute sorgen jedoch günstige Inflationsdaten wieder für Entspannung, Chinas Börsen legten nach schwacher Eröffnung im Tagesverlauf deutlich zu. Der apano-Stimmungsindex verliert heute 17 Punkte wegen der global schwachen Aktienmärkte. Gegen diesen Trend gewinnt lediglich der Shanghai Composite einen Punkt. Einen Warnhinweis – aber noch unterhalb des Radars unseres Index` – senden die sich ausweitenden Creditspreads. Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.