Wie übermächtig die US-Staatsanleihen die globalen Kapitalmärkte dominieren, zeigte sich gestern wieder einmal eindrucksvoll. Der Renditesprung der 10y-Benchmark von 3,15% am Freitag auf 3,42% gestern brach die letzte Kampfmoral der Bullen. Der S&P 500 sackte in den Bärenmarkt und auch Gold knickte unter dem Konkurrenzdruck der Anleiherenditen ein. Hintergrund ist, dass immer mehr Analysten von einem großen Wurf der FED ausgehen. Während die Mehrheit zwar unverändert 0,5% als gesetzt sehen, glauben diese, dass es zu einer 0,75% Anhebung kommen wird – und das nicht nur morgen, sondern auch im Juli. Die 0,5% würden deshalb dem technisch völlig überverkauften Markt wohl zu einer Erholungsrallye verhelfen. Sollten es aber 0,75% werden - garniert mit hawkishen Worten von Jerome Powell - dürfte das von mir am 13. Mai hier im Blog taxierte Kursziel von 3600 im S&P 500 wohl schon diese Woche erreicht werden. Wie gestern Morgen hier spekuliert, scheinen tatsächlich einige Zwangsliquidationen via Kryptos stattzufinden. Es wird über vereinzelte Liquiditätsprobleme berichtet, was nicht nur den Digitalwährungen zusetzt, sondern über Zwangsverkäufe auch die anderen Assetklassen belastet. Über Nacht haben sich die Renditen der US 10y wieder deutlich auf aktuell 3,29% gesetzt. Prompt folgten die asiatischen Märkte dem oben genannten Prinzip aus Ursache und Wirkung und zeigten sich ein wenig erholt. Bei den chinesischen Techwerten kam es zu sogar deutlichen Rückkäufen. Der Shanghai Composite legte 1% zu. Europa hingegen traut den stabilisierten US-Futures nicht. Kein Wunder, bis morgen Abend wird das ein Stochern im Nebel. Bloomberg führt in einer Statistik auf, dass die addierten Verluste an den Weltaktien- und Anleihemärkten mit -17% in Richtung auf das schlechteste Quartal seit Beginn der Erhebung in 1990 hinsteuern. Zwar schätze ich, dass nur ca. die Hälfte der Haushalte in den Industrienationen ein Wertpapierdepot besitzt und zumeist sind dies wohlhabendere Bürger. Trotzdem stellt sich die Frage, inwiefern diese gigantische Selbstzerstörung von Geldvermögen (hier kommen noch die Kryptoverluste hinzu) die globale Nachfrage und damit die Inflation beruhigt. Wie lange werden die Notenbanken ihren gerade erst begonnenen Straffungskurs durchziehen können/müssen? Und was passiert mit der letzten großen und für die Konjunktur viel gefährlicheren Blase – den Immobilienmärkten? Shanghai Composite und Gold bringen dem apano-Stimmungsindex heute +3 Punkte. Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.