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Treasury-Renditen auf Höhenflug: Powell bereitet Finanzmärkte auf größere Zinserhöhungen vor

Veröffentlicht am 22.03.2022, 10:20
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US-Notenbankchef Jerome Powell erwies sich als überzeugenderer Motivator für Investoren in US-Staatsanleihen als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Powell sagte am Montag, die Fed könne ihre Geldpolitik angesichts der galoppierenden Inflation aggressiver straffen und ihren Leitzins bei Bedarf sogar um halbe Prozentpunkte anheben, statt wie bisher graduell um je 25 Basispunkte - ein Statement, das die Aktienkurse auf Talfahrt und die Renditen für Staatsanleihen aufwärts schickte.

Nur für den Fall, dass die Friedensgespräche zwischen Kiew und Moskau scheitern, könnte der Dritte Weltkrieg ausbrechen, warnte Selenskyj. Einerseits hat sich der ukrainische Präsident den Respekt der Welt verdient, andererseits will er unbedingt die Aufmerksamkeit der Welt auf sich lenken. Niemand kann ausschließen, dass sich der Ukraine-Konflikt zu einem größeren Krieg entwickeln könnte, aber die meisten halten dies immer noch für ziemlich unwahrscheinlich.

Wirkliche Ängste vor einem Weltkrieg würden die Anleger zur Flucht in US-Staatsanleihen bewegen. Stattdessen stießen sie Treasuries ab, was die Renditen in die Höhe trieb und im Einklang mit Powells Versprechen stand, die Leitzinsen bei Bedarf schneller anzuheben.

Verzinsung der 10-jährigen US-Staatsanleihe

Die 10-jährige Benchmarkrendite, die in Erwartung der Viertelpunkt-Erhöhung der Fed in der vergangenen Woche bereits die 2 %-Marke durchbrochen hatte, kletterte nach Powells Äußerungen am Montag auf der Konferenz der National Association for Business Economics auf über 2,3 %.

Zinsentwicklung der zweijährigen US-Staatsanleihe

Die Verzinsung für die zweijährige Staatsanleihe, die empfindlicher auf die Kurzfristzinsen der Fed reagiert, schoss am Montag um mehr als 15 Basispunkte auf 2,11 % nach oben. Anfang März lag die Anleiherendite noch unter 1,4 %.

Verzinsung 10-jähriger Bundesanleihen

Auch die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihen setzte ihren Anstieg fort, allerdings in geringerem Tempo. Dennoch nähert sie sich inzwischen der 0,5 %-Marke, nachdem sie in der ersten Märzwoche erneut in den negativen Bereich abgerutscht war.

Inflation und möglicher Zahlungsausfall Russlands bereiten den Anlegern Sorgen

Die Europäische Zentralbank äußerte sich in Bezug auf mögliche Zinsanhebungen eher zurückhaltend. Nach Ansicht der Währungshüter ist die Inflation kein so dringendes Problem wie in den USA. Aber die deutsche Öffentlichkeit reagiert bekanntermaßen besorgt auf das Thema Inflation, und die Meldung, dass der Lebensmitteldiscounter Aldi die Preise für 400 Artikel anhebt, hatte wahrscheinlich eine größere Signalwirkung als alles, was ein Direktoriumsmitglied der EZB jemals hätte sagen können.

Die Sorge vor einem Zahlungsausfall Russlands vergrößert derweil die Sorgen der Anleiheinvestoren. Erstaunlicherweise konnte Moskau in der vergangenen Woche Zinszahlungen in Höhe von 117 Millionen Dollar leisten, doch bis Ende März werden weitere 615 Millionen Dollar fällig. Anfang April muss Russland dann eine Anleihe im Wert von 2 Milliarden Dollar zurückzahlen. Das Einfrieren der russischen Zentralbankreserven als Sanktion für die Invasion in der Ukraine macht Zahlungen in harter Währung zu einer echten Herausforderung.

Russlands Zentralbank schätzte im September die Gesamtauslandsverschuldung auf 490 Milliarden Dollar, darunter nach Schätzungen von Bloomberg rund 150 Milliarden Dollar in Anleihen in der US-Währung. Sollte Russland seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen, käme es zu einem größeren Ausfall als bei Argentinien im Jahr 2001 mit 95 Milliarden Dollar und wäre der erste Ausfall Russlands in ausländischer Währung seit der Revolution 1917.

Die Inflationserwartungen in den USA bleiben verankert und liegen in den nächsten fünf Jahren immer noch unter 4 %, auch wenn sie langsam nach oben tendieren. Doch selbst Fed-Ökonom Jeremy Rudd stellt die Behauptung in Frage, dass die Marktdaten zu den Inflationserwartungen einen genauen Aufschluss darüber geben, wie sich die Preise in Zukunft entwickeln werden.

Anleiheinvestoren schwören auf die Idee, dass die Inflationserwartungen die Richtung vorgeben. Wie die meisten dieser Überzeugungen gelten sie so lange, bis sie sich als falsch erweisen. Die Folge könnte ein weiterer starker Anstieg der Staatsanleiherenditen sein.

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