Investoren in US-Staatsanleihen reagieren derzeit recht gelassen auf die Inflationsangst und halten so die Renditen in Schach. Offenbar glauben sie dem Argument der Federal Reserve, dass der jüngste Anstieg der Inflation nur vorübergehend sein wird.
Die Breakeven-Inflationsraten, d.h. die Differenz zwischen den Renditen konventioneller und inflationsindexierter US-Staatsanleihen, erreichten im Mai ihren Höchststand und sind seitdem gesunken. Die zweijährige Breakeven-Rate wies mit fast 3% den höchsten Wert auf, gefolgt von der fünfjährigen Breakeven-Rate und der zehnjährigen, die kaum über 2,5% stieg.
Die Dot-Plots und Medianprognosen, die nach der Sitzung des Offenmarktausschusses der Federal Reserve (Federal Open Market Committee, FOMC) Mitte Juni veröffentlicht wurden, überraschten die Anleger jedoch, da die Mehrheit der Ausschussmitglieder bis Ende 2023 zwei Zinserhöhungen vorhersagte, nachdem ihre letzte Prognose die erste Erhöhung erst in 2024 eingezeichnet hatte.
Kalte Füße wegen Inflation?
Wie ein Analyst nahelegte, könnten die Verantwortlichen in der Fed kalte Füße bekommen, wenn sie die Inflation über einen längeren Zeitraum heißlaufen lassen, so flexibel sie auch sein wollen.
Dies kann zur Erklärung des Rätsels beisteuern, warum die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe am Freitag sank, obwohl der Beschäftigungsbericht für Juni mit 850.000 neu geschaffenen Stellen stärker als erwartet ausfiel.
Die Rendite 10-jähriger Anleihen rutschte zu Beginn der Woche weiter unter 1,5% und lag vor dem langen Feiertagswochenende bei 1,43 %.
Eine Drosselung des geldpolitischen Stimulus würde zu einem etwas langsameren Wachstum und einer niedrigeren Inflation führen. Das wiederum würde die Renditen von Staatsanleihen in Schach halten.
Die Investoren werden das Protokoll der Juni-Sitzung des FOMC auf Hinweise über die Absichten der Fed hin untersuchen. Eine weitere geldpolitische Sitzung findet am 27. und 28. Juli statt, gefolgt vom jährlichen Jackson Hole Symposium am 26. und 28. August. Die Erwartungen sind groß, dass der Fed-Chef Jerome Powell bei einer dieser Gelegenheiten Hinweise auf Pläne zur Reduzierung der Anleihekäufe geben wird.
EZB lässt Geldhahn offen
In Europa zeigten sich die Anleger etwas besorgter über die Inflation. Die Renditen für Staatsanleihen aus der Eurozone stiegen am Montag generell an, nachdem sie letzte Woche aufgrund von Sorgen, dass neue Covid-19-Varianten die wirtschaftliche Erholung verzögern werden, zurückgegangen waren.
Reisebeschränkungen wirken sich weiterhin auf den Tourismus in Südeuropa aus und die Europäische Zentralbank geht davon aus, dass sie ihre Politik des lockeren Geldes beibehalten wird, selbst wenn die Verantwortlichen die Zukunft des Notprogramms zum Ankauf von Vermögenswerten diskutieren.
Die Renditen für Staatsanleihen reagieren offenbar besonders empfindlich auf das Covid-19-Infektionsgeschehen. Analysten gehen davon aus, dass das Zinsniveau relativ niedrig bleiben wird.
Der luxemburgische Premierminister Xavier Bettel wurde am Sonntag in ernstem, aber stabilem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem er letzte Woche positiv auf Covid-19 getestet worden war, aber zunächst nur leichte Symptome aufwies. Bei ihm wurden eine niedrige Sauerstoffsättigung sowie typischer Husten, Fieber und Kopfschmerzen diagnostiziert.
Wie in einigen anderen europäischen Ländern ist auch im Großherzogtum in den letzten Tagen ein Anstieg der Infektionszahlen zu verzeichnen. Bettels positiver Test kam kurz nach seiner Teilnahme am EU-Gipfel mit 26 anderen Staats- und Regierungschefs, aber die strenge Einhaltung von Protokollen stimmte die Beamten zuversichtlich, dass niemand in engen Kontakt mit ihm gekommen war.
Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe beendete den Montag bei etwa minus 0,210%, nachdem sie den Handel am Freitag bei etwa minus 0,235% abgeschlossen hatte. Die Rendite von Italiens 10-Jahresanleihe kletterte am Montag um etwa 3 Basispunkte und beendete den Tag bei etwa 0,807%.