Es scheint auf dem Börsenparkett aktuell einiges nicht zusammen zu passen. Continental (DE:CONG) bekommt die Autokrise zu spüren, veröffentlicht eine Gewinnwarnung und keinen scheint dies sonderlich zu interessieren. Die Gewinnwarnung wirkt sich zusammen mit den eher trüben Aussichten als Preisturbo auf die Aktie aus, welche sich am 23.07.2019 mit einem Preisanstieg von 6,6% an die Spitze des deutschen Leitindex Dax setzte.
Ist das Schlechte eingepreist, stehen fulminanten Kursanstiegen nichts im Wege
Letzten Endes entscheiden an der Börse Angebot und Nachfrage über steigende oder fallende Preise. Das Wertpapier des Automobilzulieferers Continental fand am 23.07. reißenden Absatz. Doch warum reißen sich Anleger um eine Aktie, wenn der Konzern doch eine Gewinnwarnung veröffentlichte und auch die Aussicht auf Besserung nicht in Sicht ist?
Auf der Suche nach Gründen stochert man doch etwas im Trüben. Hier und da Meldungen von Analysten, die insgesamt unisono in etwa so klingen, wie es Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler in der FAZ ausdrückt: "Die Gewinnwarnung kam jetzt nicht mehr überraschend, der Ausblick passt zu der schwachen Autokonjunktur."
Was läuft da eigentlich schief, wenn negative Unternehmensnachrichten, die nicht sonderlich überraschend sind plus einem pessimistischen Ausblick an der Börse zu extremen Preisanstiegen führen?
Helfen die doch eher ratlosen Erklärungen der Analysten nicht weiter, hilft evtl. der Blick auf die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen.
Leicht schrumpfender Gewinn bei insgesamt positiven Kennzahlen
Schauen wir zunächst auf die Gewinnentwicklung von Continental. Continental hat sich nach den Krisenjahren 2008/2009 stark entwickelt. Es folgten ab 2010 direkt nur noch Gewinnjahre mit kontinuierlicher Steigerung. Mit der kriselnden Autoindustrie schrumpfen nun auch die Gewinne, allerdings noch auf einem hohen Niveau.
Auch die Dividende konnte ab 2012 den Anlegern ein Investment in Continental wieder versüßen. Die Gewinnausschüttung ist erwartungsgemäß mit dem Gewinn gestiegen. Erwartet wird in 2019 einen Dividendenzahlung von 4,74 Euro pro Aktie.
Betrachtet der Anleger folglich den operativen Cashflow und dessen Entwicklung, hat sich die Continental auch hier sehr positiv entwickelt. Das spricht für eine solide finanzielle Stabilität des Unternehmens und eine gewisse Resistenz gegen Krisen.
Quelle: Aktienfinder.Net
Continental sorgt auch beim Umsatz für eine konstant positive Entwicklung, sieht man von den Krisenjahren 2008/2009 ab. Ansonsten ist der Umsatz Jahr für Jahr gestiegen und das Unternehmen auf gesunde Art und Weise gewachsen.
Die operativen Margen sind bei leicht unter 10% als neutral zu interpretieren. Positiv ist die relativ konstante Stabilität der Margen. Die operative Marge ist minimal rückläufig, was im operationalen Geschäftsbereich für diverse Ineffizienzen sprechen könnte.
Auch die betriebswirtschaftlich Betrachtung erklärt die Preisexplosion der Continental Aktie (DE:CONG) bei gleichzeitiger Gewinnwarnung nicht. Betrachten wir noch die charttechnische Sicht auf die Continental Aktie. Eventuell stillt diese den Durst auf der Suche nach dem Warum.
Quelle: Aktienfinder.Net
Umkehrsignal auf dem Tag nach Bodenbildung auf dem Wochenchart
Findet sich aus Sicht der Nachrichtenlage, der Strategie des Unternehmens keine Erklärung, dann bleibt noch der Blick auf die Charttechnik.
Bei der Continental (DE:CONG) Aktie ist durchaus interessantes zu erkennen. Die Aktie hat im Bereich bei 118,86 Euro einen Boden gefunden. An diesem Preisbereich hat die Aktie bereits im Dezember 2018 gedreht. Erneut wurde dieser Preisbereich Ende Mai 2019 gekauft und dient nun erneut als Unterstützung.
Gleichzeitig hinzugekommen sind positive Konstellationen beim Stochastik Oszillator, beim MACD und der Preis am unteren Band der Bollinger Bänder schien den Anlegern günstig.
Deutlicher ist die Umkehr am Tageschart zu erkennen. Am Ende des Tages vom 12.07.2019 wurde ein Short Versuch sehr deutlich gekontert. Der Markt eröffnete zwar mit einem Gap Down, handelte tiefer konnte an diesem Tag aber komplett gedreht werden und hat somit am Unterstützungsbereich ein deutliches Umkehrzeichen erzeugt.
Unterstützt wurde diese Kerzenformation etwas später dann von einem drehenden MACD und Stochastik Oszillator. Mir Durchstoßen des 20er Durchschnitts scheinen dann viele Folge Käufer in den Markt eingetreten zu sein.
Aktuell ist der Markt bereits sehr weit long gelaufen, so dass sich der Trader für den Einstieg auf einen Rücksetzer gedulden muss. Es bietet sich hier evtl. der Preisbereich 125,34 an, welcher ein Unterstützungsbereich sein könnte.
Fassen wir die Situation zusammen:
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Wenn Gewinnwarnungen als Preisbeschleuniger fungieren, scheint die Welt verkehrt. Hinzu kommen pessimistische Ausblicke in die Zukunft durch die Abhängigkeit vom Automobilsektor, der sich aktuell schwer tut.
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Solide finanzielle Stabilität bei konstantem Umsatzwachstum und soliden Dividenden.
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Technisches Umkehrsignal auf der Woche, wurde auf Tag bestätigt und führt zu fulminanten Kursgewinnen.