- Walmart hat seine Gewinnaussichten für dieses Jahr dreimal gesenkt, was die Anleger nervös macht
- Walmart-Aktien könnten unter Druck bleiben, wenn der Inflationsdruck anhält und die Lagerbestände hoch bleiben
- In Krisenzeiten haben Walmart-Aktien den S&P 500 in der Vergangenheit deutlich outperformt
Der weltweit größte Einzelhändler, Walmart Inc (NYSE:WMT), scheint in rauem Fahrwasser zu segeln, denn ein sich plötzlich veränderndes Konsumverhalten trifft das Unternehmen hart.
Seit seinem Rekordhoch von 160,77 USD im Mai ist der Aktienkurs des Unternehmens um etwa 18 % eingebrochen. Auslöser war ein schlechter als erwarteter Quartalsbericht.
Seit Februar dieses Jahres hat der in Bentonville, Arkansas, ansässige Einzelhändler seine Gewinnaussichten bereits dreimal gesenkt. Dies sorgte seitens der Anleger für einen gewissen Grad an Nervosität. Die jüngste Prognose aus der letzten Woche fiel mit der Unternehmensankündigung zusammen, dass der bereinigte Gewinn je Aktie im laufenden Geschäftsjahr um bis zu 13 % sinken würde. Vor zwei Monaten prognostizierte das Unternehmen, dass der Gewinn je Aktie um etwa 1 % zurückgehen würde.
Die eigentliche Ursache für diese sich verschlechternden Aussichten ist die plötzliche Änderung des US-Verbraucherverhaltens. Inmitten des wachsenden makroökonomischen Gegenwinds haben die Verbraucher zunehmend teure Artikel verschmäht und mehr Lebensmittel gekauft – wo die Gewinnspannen eben nicht ganz so attraktiv sind.
Darüber hinaus nahmen die Lagerbestände des Unternehmens in dem Quartal auf 61 Mrd. USD zu. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres lag der Wert bei nur 46 Mrd. USD. Aufgrund der Zunahme beim Lagerbestand wird Walmart gezwungen sein, Rabatte auf seine Produkte anzubieten. Dadurch geraten die Margen des Unternehmens weiter unter Druck.
Eine Kaufgelegenheit?
Die Walmart-Aktie könnte unter Druck bleiben, wenn der Inflationsdruck anhält und die US-Wirtschaft in eine Rezession rutscht. Langfristige Anleger sollten diese Schwäche jedoch angesichts des massiven Polsters des Einzelhandelsriesen und seiner Fähigkeit, sich schnell von der wirtschaftlichen Schwäche zu erholen, als Kaufgelegenheit nutzen.
Die Verbraucherausgaben bleiben trotz der starken Zunahme der Lagerbestände und des Inflationsdrucks stark. Der vergleichbare Umsatz in den USA soll im 2. Quartal um 6 % steigen. Das Unternehmen hat zudem Fortschritte beim Abbau von Lagerbeständen an langlebigen Konsumgütern erzielt.
Der Kostendruck in der Wirtschaft verschafft Walmart gar einen Wettbewerbsvorteil, um kostenbewusstere Kunden anzuziehen. Laut CEO Doug McMillon ist Walmart in einer soliden Position, um mehr Verbraucher für sich zu gewinnen. Unterstützend wirkt hier auch sein Fokus auf mehrere Kanäle, der die digitale Durchdringung auf Rekordniveau treibt.
Um kostenbewusste Verbraucher anzuziehen, hat Walmart letzte Woche ein neues Programm gestartet, das es einfacher macht, generalüberholte Artikel von Apple (NASDAQ:AAPL), Samsung (F:SAMEq) Electronics (OTC:SSNLF zu kaufen. Die überholten Gebrauchtwaren werden diesen Herbst online und in einigen Geschäften erhältlich sein.
Das Unternehmen ist auch auf dem richtigen Weg, Online-Händlern wie Amazon.com (NASDAQ:AMZN) die Stirn zu bieten, indem es seine eigene E-Commerce-Strategie erfolgreich umsetzt. Online-Verkäufe tragen immer mehr zum gemeldeten Umsatzwachstum bei. In den letzten zwei Jahren sind diese um 87 % gewachsen.
In Krisenzeiten haben Walmart-Aktien in der Vergangenheit den S&P 500 deutlich outperformt. Beispielsweise blieb die Aktie während des Marktcrashs von 2020 weiterhin im positiven Bereich. Und während der Rezessionen von 2002 und 2008 erzielte Walmart ebenfalls positive Renditen, während der S&P 500 abstürzte.
Aus diesem Grund bleiben viele Analysten für die Aktie optimistisch. In einer von Investing.com durchgeführten Umfrage unter 41 Analysten gaben 27 der Aktie ein "Outperform"-Rating mit einem Konsens-12-Monats-Durchschnittskursziel von 141,31 USD. Das stellt ein Ertragspotenzial von 6 % gegenüber dem aktuellen Kurs dar.
Analysten von Goldman Sachs schrieben in einer Mitteilung an die Kunden:
"Wir erkennen an, dass es jetzt länger dauern wird, bis sich das verbesserte Rentabilitätsprofil des Unternehmens auswirkt (wir schätzen zu Beginn des Geschäftsjahrs 2023). Aber wir bekräftigen unsere Kaufempfehlung für WMT angesichts starker Top-Line-Trends, die durch Marktanteilsgewinne unterstützt werden."
Weiter hieß es darin, dass der Kostendruck auf Walmart wahrscheinlich nur vorübergehend sei und dass das Unternehmen über eine "klare Perspektive für eine Verbesserung" verfüge.
Fazit
Die aktuelle Schwäche von WMT ist meiner Einschätzung nach eine Kaufgelegenheit für langfristig orientierte Anleger. Das Unternehmen hat sich immer wieder von Abschwüngen erholt und zahlt obendrauf noch eine stetig wachsende Dividende.
Haftungsausschluss: Der Autor besitzt eine Long-Position in Walmart-Aktien