Wenn es dem Esel zu gut geht, dann geht er aufs Eis tanzen!

Veröffentlicht am 11.11.2013, 11:30
Aktualisiert 01.01.2017, 08:20

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,3365 (07.34 Uhr), nachdem im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1,3319 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem USD auf 98,95. In der Folge notiert EUR/JPY bei 132,25. EUR/CHF oszilliert bei 1,2325.

Im Volksmund heißt es: Wenn es dem Esel zu gut geht, dann geht er aufs Eis tanzen! Damit wird das Risiko von Übermut, aber auch Hybris beschrieben. Deutschland geht es gut, das gilt vor allen Dingen im relativen Vergleich innerhalb Europas, aber auch der westlichen Welt.

Gerade in Phasen, in denen es gut geht, gilt es, die Risiken von morgen richtig zu analysieren, um den Erfolg festzuhalten und Wohlstand in die Zukunft zu tragen. Die Erfahrungen der letzten 30 Jahre belegen, dass diese Lernkurve unausgeprägt war. Die politische Klasse erfreute sich des Moments und baute allzu häufig Hypotheken für die Zukunft auf. Daraus resultiert schussendlich das fiskalische Dilemma, in dem sich die westlichen Staaten überwiegend befinden.

Die Lust der Extrapolation der guten Lage steht im diametralen Widerspruch zu der Erkenntnis, dass Ökonomie grundsätzlich zyklisch ist. Der Ansatz des Juliusturms (Aufbau von Überschüssen in guten Zeiten, Deutschland 1953 – 1957) ist offensichtlich vollkommen verschollen. Ihn gilt es wiederzubeleben. Die Lust der Extrapolation der guten Lage steht auch im diametralen Widerspruch zu der Erkenntnis, dass das Veränderungstempo der globalen Wirtschaft latent zu innerer Erneuerung zwingt, um die Konkurrenzfähigkeit der die Wirtschaft und die Gesellschaft tragenden ökonomischen Elemente zu fördern und nicht zu belasten.

Wir verweisen auf die Rubrik „Letzte Nachrichten“. Ausbleibende Investitionen oder gar Verlagerungen des Kapitalstocks der deutschen Industrie, die ohne wenn und aber energieintensiv ist, würden uns teuer zu stehen kommen. Der Erosionsprozess läuft bereits seit einigen Jahren unterschwellig (OECD-Vergleich Investitionen). Der Preis einer vermeintlich gut gemeinten Politik, kann sehr hoch ausfallen!

Angebotspolitik zahlt sich aus. Die Reformländer der Eurozone haben ihre Lohnstückkosten reduziert und machen sich nach den massiven Fehlentwicklungen vor 2008 attraktiv. Die USA bieten nicht nur günstige Lohnbedingungen, weites Land (Produktionsfaktor Boden), sondern vor allen Dingen Energie billig an (fraglos sind die Folgekosten erheblich). Aus diesen Konstellationen ergeben sich veränderte Investitionsströme. Die OECD-Studie zu Investitionen liefert hier anschauliche Belege.

Der US-Arbeitsmarktbericht per Berichtsmonat Oktober unterstreicht diese Entwicklung der Angebotspolitik zumindest auf den ersten Blick. Trotz des Haushaltsstreits ergab sich laut dem BLS ein Jobaufbau in Höhe von 204.000 neu geschaffenen Stellen außerhalb des Agrarsektors (Nonfarm Payrolls). Analysten hatten lediglich mit 125.000 neuen Jobs gerechnet.

Mehr noch wurde der Vormonatswert von 148.000 auf 163.000 neue Stellen nach oben revidiert. So weit können die Daten überzeugen. Die Arbeitslosenquote legte per Oktober von zuvor 7,2% auf 7,3% zu. Die Quote wird über die Haushaltsumfrage anders ermittelt als die „Nonfarm Payrolls“. Hier sieht das Bild völlig anders aus. Es wurden 735.000 weniger Beschäftigungsverhältnisse ermittelt. Die Anzahl der aus dem Arbeitsmarkt ausscheidenden Personen legte massiv von zuvor 73.000 auf 720.000 zu.

Eine derartige Größenordnung hat sich nicht mehr seit 2009 (letzte verfügbare Daten in der mir vorliegenden Statistik) ergeben. Die Partizipationsrate am Arbeitsmarkt sank deutlich von 63,2% auf 62,8%. Damit wurde die geringste Partizipationsrate seit der zweiten Hälfte der 70er Jahre markiert!
Partizipationsrate am US-Arbeitsmarkt
Mithin sind die Signale des US-Arbeitsmarkts durchaus als divergent zu bezeichnen. Der Angebotsmix funktioniert für den Aufbau des industriellen Kapitalstocks. Das wird auch von den internationalen Großunternehmen bestätigt. Die Durchgängigkeit der Erholung wird jedoch durch die Haushaltsumfrage in Frage gestellt.

Das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Universität Michigan lieferte im vorläufigen Wert einen unerwarteten Rückgang von 73,2 auf 72,0 Punkte. Der Erwartungsindex sank von 62,5 auf 62,3 Zähler, während der Index der aktuellen Lagebewertung von 89,9 auf 87,2 Punkte sank. Hier ergibt sich eine Korrelation zu der Haushaltsumfrage am Arbeitsmarkt.
Verbrauchervertrauen der Uni Michigan
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.3550 – 70 dreht den negativen Bias des Euros..

Viel Erfolg!

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