Die April-Zahlen zur US-Verbraucherinflation wurden in weiten Kreisen als eine weitere ermutigende Nachricht gewertet. Ein genauerer Blick auf eine breitere Palette von Inflationsindikatoren deutet jedoch darauf hin, dass weitere Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung länger dauern könnten als erwartet.
Aber hier erst einmal die gute Nachricht. Die Gesamtinflation sank im Jahresvergleich zum ersten Mal seit fast zwei Jahren unter 5 %. Sie ging im April auf 4,9 % zurück, ein leichter Rückgang gegenüber 5,0 % im März und weit unter dem jüngsten Höchststand von fast 9 % im letzten Jahr.
Die April-Daten „deuten darauf hin, dass die Kampagne der Fed zur Eindämmung der Inflation funktioniert, wenn auch langsamer, als sie es gerne hätte“, sagt Quincy Krosby, Chief Global Strategist bei LPL Financial.
Einige Analysten bleiben jedoch in Bezug auf die Aussichten vorsichtig.
„Die Inflation ist immer noch hartnäckig. Ich glaube nicht, dass die Fed angesichts dieser Entwicklung die Zinsen senken oder einen besonders innigen Seufzer der Erleichterung ausstoßen wird,“ meint Priya Misra, Leiterin der globalen Zinsforschung bei TD Securities. „ Es gibt keinen Grund für die Annahme, dass das Inflationsproblem gelöst ist.“
Für eine Zurückhaltung bei der Beurteilung, wie schnell und wie weit die Inflation in den kommenden Monaten zurückgehen wird, spricht die Betrachtung zahlreicher Preisindizes. Eine Methode, ein robusteres Maß für den Preisdruck zu finden, ist die Beobachtung verschiedener alternativer Inflationsmetriken, die von regionalen Notenbanken veröffentlicht werden. So gesehen ist der Disinflationstrend der letzten Zeit zum Stillstand gekommen.
Das nachstehende Schaubild zeigt die Veränderung von sieben Inflations-Kennzahlen im Vergleich zum Vorjahr. Zusätzlich zu den Standard-Schätzungen für die Gesamt- und die Kern-VPIs habe ich diese Metriken hinzugefügt:
- Sticky Price Core CPI (erfasst Güter und Dienstleistungen mit besonders trägen Preisveränderungen)
- Sticky Price Core CPI ex-Shelter (Güter und Dienstleistungen mit besonders trägen Preisveränderungen - ohne Wohnen)
- Median CPI
- Flexible CPI
- Flexible Core CPI
Die fünf alternativen Metriken werden von den Fed-Banken in Atlanta und Cleveland entwickelt und veröffentlicht. Jede Metrik hat im Vergleich zu den Standard-Inflationsdaten bestimmte Vor- und Nachteile. Die Analyse aller sieben Indizes mit Hilfe des Durchschnitts liefert ein klareres Maß für die Inflationsentwicklung. In diesem Punkt gibt es Grund zur Besorgnis, denn der Durchschnitt blieb im April zum ersten Mal seit August unverändert.
Das nächste Schaubild zeigt, wie sich der einjährige Trend von Monat zu Monat entwickelt - die Tendenz. Wie Sie sehen können, hat die Abwärtstendenz nachgelassen, da die Gesamtveränderung der sieben Indizes im letzten Monat unverändert blieb.
Es ist unklar, ob die Nullrunde im April eine vorübergehende Pause in der laufenden Disinflation ist oder eine Warnung, dass sich die Inflation in Zukunft als hartnäckiger erweisen wird. Die Antwort werden wir vermutlich in den nächsten Monaten erhalten. Derzeit ist es noch verfrüht, den Schluss zu ziehen, dass die Inflationsschlacht gewonnen ist und die Fed einen Sieg verkünden kann.
Dennoch preist der Markt für die Fed Funds hohe Wahrscheinlichkeiten ein, dass die Fed auf der nächsten FOMC-Sitzung am 14. Juni ihre Zinserhöhungen aussetzen wird.
Michelle Bowman, die Gouverneurin der US-Notenbank, gibt jedoch zu bedenken, dass der weitere Weg der Geldpolitik noch ungewiss ist.
„Ich werde auf Anzeichen dafür achten, dass sich die Inflation auf einem Abwärtspfad befindet, wenn ich über künftige Zinserhöhungen nachdenke, und darauf, wann wir einen ausreichend restriktiven Leitzins erreicht haben“, erklärte sie in einer Rede.
„Die Inflation ist nach wie vor viel zu hoch, und die Messgrößen für die Kerninflation sind bei sinkender Arbeitslosigkeit und anhaltendem Lohnwachstum nach wie vor erhöht“, so Bowman. „Ich gehe davon aus, dass unser Leitzins noch einige Zeit ausreichend restriktiv bleiben muss, um die Inflation zu senken und Bedingungen zu schaffen, die einen nachhaltig starken Arbeitsmarkt unterstützen.“