Zwei Monate vor dem nächsten regulären Treffen der OPEC und unabhängiger Ölstaaten am 30. November in Wien beziehen Experten bereits Positionen und legen ihre Argumentation zu den möglichen Ergebnissen zurecht. Ölminister OPECs und Drittstaaten diskutieren bereits eine Verlängerung des Abkommens über Produktionskürzungen über März 2018 hinaus.
Am 5. September sagte der russische Energieminister Alexander Novak, Russland würde eine Verlängerung der Kürzungen über den März hinaus unterstützen, falls die Daten ein weiterhin vorherrschendes Überangebot belegen sollten. Die Aussage spiegelt einen Richtungswechsel gegenüber Juli wider, als Nowak noch keine Veranlassung für eine Verlängerung des Abkommens sah. Russland und Saudi-Arabien bestätigten ihre gemeinsamen Ziele in der Energiebranche durch den Besuch des russischen Außenministers Sergei Lawrov in dem arabischen Königreich.
Der saudische Ölminister Khalid Al-Falih reiste nach Venezuela und traf sich mit dem angeschlagenen Präsidenten des Landes Nicolás Maduro. Der venezolanische Präsident sprach sich für die Verlängerung der Produktionskürzungen über März 2018 hinaus. Dies ist wenig überraschend angesichts der Tatsache, dass die Produktion des Landes bereits seit mehreren Monaten unterhalb der Quote liegt, und nichts darauf hindeutet, dass Venezuela ihre Fördermenge demnächst wird wieder erhöhen können. Einem Bericht von S&P Global Platts zufolge sank die Produktion im August weiter von 1,91 Mio. bpd auf 1,90 bpd.
Die frühe Zustimmung zur Fortsetzung der Kürzungsmaßnahmen überrascht angesichts der wirtschaftlichen Probleme des Landes und der Finanzprobleme der nationalen Ölgesellschaft PDVSA wenig. Dennoch könnte die starke Zustimmung Venezuelas weitere südamerikanische Produzenten von einer Verlängerung der Produktionskürzungen überzeugen.
Im Juli sorgte Ecuador für Schlagzeilen als das Land Pläne zu einseitigen Produktionssteigerungen bekannt gegeben hatte. Zwar schwächte das Land die Aussage anschließend etwas ab, dennoch produzierte es weiter über die vereinbarte Quote. Ungeachtet des wirtschaftlichen und politischen Chaos bleibt Venezuela der wichtigste Ölproduzent auf dem südamerikanischen Kontinent und könnte Ecuador unter Druck setzen, seine Vorgaben zu erfüllen und einer Verlängerung der Kürzungen zuzustimmen.
Tatsächlich kommt keine dieser frühen Zustimmungen überraschend. Stattdessen sollten Libyen und Nigeria im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, denn diese beiden OPEC-Mitglieder waren bisher von den Kürzungen ausgenommen. Die libysche Produktion ist alles andere als einheitlich. Die Regierung schloss eine Pipeline aus dem Ölfeld Sahara, nachdem diese Mitte August von militanten Kräften übernommen worden war. Am 6. September jedoch konnten sich die beiden Seiten einigen und das Öl konnte wieder fließen.
Der nigerianische Ölminister Emmanuel Kachikwu, sagte, Nigeria könne bis mindestens Mitte März nicht an den Produktionskürzungen teilnehmen, da das Land mehr Zeit benötige, um sich von den durch Aufständische ausgelösten Ausfällen zu erholen. Beim nächsten Treffen der OPEC könnte dies zum Problem werden, da andere Drittstaaten die Ausnahmestellungen für Nigeria und Libyen seit Langem als ungerecht ansehen.
In den kommenden zwei Monaten sollten die Händler auf die Stellungnahmen der OPEC- und Nicht-OPEC-Produzenten achten. Unterstützung des Abkommens von Staaten wie Saudi-Arabien, Iran, Irak und Ecuador dürften zum Preisanstieg führen.
Auch positive Äußerungen von Nigeria und Libyen dürften den Preis nach oben treiben. Negative Stellungnahmen aus Libyen, Nigeria oder Kasachstan dagegen, die das Abkommen untergraben, würden die Preise nach unten drücken.