Investing.com - Vor zwei Wochen hat Wirecard (DE:WDIG) die Jahresbilanz 2018 vorgestellt. Gleichzeitig gab der deutsche Zahlungsabwickler eine strategische Partnerschaft mit dem japanischen Internet-Konzern Softbank bekannt.
Die Softbank soll 900 Millionen Euro in Wirecard mit einer Wandelschuldverschreibung investieren. Zugleich sollen die Japaner Wirecard bei der Expansion des Geschäfts mit Online-Bezahlungssystemen nach Japan und Südkorea helfen.
Zudem haben die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young (EY) bei der Durchsicht des Geschäftsberichts von Wirecard ein uneingeschränktes Testat für das Jahr 2018 erteilt. Es gebe keine größeren Unregelmäßigkeiten, so FY.
Trotzdem hat die US-Großbank Morgan Stanley (NYSE:MS) ihr Kursziel für Wirecard vor der morgigen Präsentation der Zahlen zum ersten Quartal von 225 auf 190 Euro gesenkt, das Rating jedoch auf "Overweight" belassen.
Das Wachstum habe sich im vierten Quartal verlangsamt. Grund dafür seien Anpassungen beim Umsatz. "Das Ergebnis des Geschäftsjahres 2018 von 2.016 Mio. Euro lag mit 2.087 Mio. Euro um ca. 3,4 Prozent unter den vorläufigen Umsatzerlösen", schreiben die Experten, und fügten hinzu, dass "das sich das EBITDA um gut 1,4 Prozent unter dem vorläufigen Wert befand (560,5 Mio. Euro nach 568,3 Mio. Euro)“.
Morgan Stanley stellte in seiner Studie außerdem fest, dass sich das organische Volumenwachstum im vierten Quartal von rund 34% im dritten Quartal auf 21% verlangsamt hat, was angesichts der hohen Vertragsabschlüsse, die im ersten Halbjahr 2018 angekündigt wurden, etwas überraschend gewesen sei.
Quelle: Morgan Stanley Research
"Das Management führte dies jedoch auf die schwache Performance der Fluggesellschaften zurück und erwartet eine gute Entwicklung im ersten Quartal 2019".
Die folgende Grafik zeigt jedoch, dass sich das Volumenwachstum auch im Konsumgüterbereich deutlich verlangsamt hat.
Quelle: Morgan Stanley Research
Angesichts des langsameren Volumenwachstums im vierten Quartal ist Morgan Stanley für das erste Quartal etwas vorsichtiger geworden, erwartet aber immer noch einen starken Wachstumsclip. "Wir prognostizieren für das erste Quartal ein organisches Umsatzwachstum von 24 Prozent. Dies wäre zwar keine schlechte Performance, liegt aber unter unserer bisherigen Prognose von 31 Prozent".
"Aus diesem Grund senken wir unser EPS für die Geschäftsjahre 2019 bis 2021 um 4 bis 7 Prozent, aber bei einem PEG von 0,7x (gegenüber 1,5-2x im Branchenvergleich) bleibt Wirecard ein Kauf".
Morgan Stanley rechnet insgesamt mit einem organischen Wachstum von gut 26 Prozent im Geschäftsjahr 2019 und gut 25 Prozent 2020. Die in der "Vision 2020" festgehaltenen Ziele dürfte Wirecard um gut 7 Prozent beim Umsatz übertreffen. "Die ambitionierten Ziele in der "Vision 2025" kalkulieren wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht in unsere Prognosen mit ein". Die Marge sieht Morgan Stanley bei maximal 32 Prozent, was leicht unter den Erwartungen des Managements liegt.
Im Negativszenario sieht die US-Großbank den Kurs von Wirecard bei 90 Euro. Verantwortlich dafür könnte ein sich verlangsamendes Wachstum beim Transaktionsvolumen sein. "Das organische Wachstum sinkt im Geschäftsjahr 19-20e auf ca. 20 Prozent, weil der Preisdruck zunimmt, das globale eCom-Wachstum sich verlangsamt und Wirecard mittelfristig aufgrund eines strengeren regulatorischen Umfelds unter hoher Fluktuation leidet".
In diesem Fall sehen die Analysten eine allmählich fallende EBITA-Marge auf 25 Prozent, da der operative Leverage ausbleibt und der Wettbewerb zunimmt.
Quelle: Morgan Stanley Research