PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Festlandsbörsen haben am Freitag nach einem holprigen Start weiter zugelegt. Wie schon am Vortag begrenzte aber der steigende Euro die Kursgewinne, da eine starke Gemeinschaftswährung die Produkte hiesiger Unternehmen für Käufer außerhalb des Euroraums tendenziell verteuert. Für den britischen Aktienmarkt ging es vor dem Wochenende etwas bergab.
Um die Mittagszeit schaffte der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) ein Plus von 0,37 Prozent auf 3585,25 Punkte. Damit steuert der Leitindex der Eurozone auf einen rund einprozentigen Wochengewinn zu. In Paris gewann der französische CAC-40-Index (CAC 40) zuletzt 0,39 Prozent auf 5400,58 Zähler, wogegen der britische FTSE 100 um 0,36 Prozent auf 7390,79 Punkte zurückfiel.
Als Stütze für den Eurokurs erwiesen sich erneut gute Konjunkturnachrichten - diesmal das vom Ifo-Institut ermittelte Geschäftsklima, das im November überraschend auf ein neues Rekordhoch kletterte. Bankvolkswirte hatten dagegen mit einer Stagnation gerechnet.
Als bevorzugte Branche in Europa erwiesen sich am Freitag die Banken: Der Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 legte um 0,92 Prozent zu. Gemieden wurden hingegen die Aktien von Unternehmen aus dem medizinischen Bereich, wie der 0,29 Prozent schwächere Branchenindex belegte. Er zollte nicht nur seiner jüngsten Erholung Tribut, sondern auch dem Umstand, dass die als defensiv geltende Branche eher in einem negativen Marktumfeld ihre Stärken ausspielt.
Kursbewegende Unternehmensnachrichten gab es vor dem Wochenende kaum. Clariant-Aktien (5:CLN) litten nur mäßig unter der Zuspitzung des Strategiekonflikts zwischen dem Schweizer Chemiekonzern und seinem größten Aktionär White Tale: Sie verloren zwar 0,75 Prozent auf 26,40 Franken, blieben damit aber in Reichweite ihres 15-Jahre-Hochs bei 27,04 Franken, welches sie erst vor zwei Tagen erreicht hatten.
Die Aktionärsgruppe White Tale hatte den Zusammenschluss von Clariant mit US-Konkurrent Huntsman erfolgreich torpediert. Eine eigene Strategie oder konkrete Pläne für die Entwicklung des Unternehmens hätten die Amerikaner aber nicht, kritisierte Clariant. Sie hätten einzig die Forderung wiederholt, eine weitere Investmentbank zu beauftragen, um einen strategischen Überprüfungsprozess durchzuführen. Der Verwaltungsrat nehme den Prozess ausdrücklich so wahr, dass er nur darauf ausgerichtet sei, Bieter für verschiedene Geschäfte zu finden. Clariant hingegen denkt für die Steigerung des Unternehmenswerts auch über Zukäufe nach.