FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (DAX) hat es am Donnerstag nach seiner jüngsten Erholungsrally etwas ruhiger angehen lassen. Der Leitindex nahm sich nach drei Gewinntagen, die ihm ein Plus von mehr als 2 Prozent bescherten, eine Verschnaufpause. Aussagen der Europäischen Zentralbank (EZB) zum starken Euro wirkten sich am Nachmittag nur kurzzeitig stützend aus. Zuletzt blieb der Leitindex mit 0,16 Prozent im Minus bei 12 244,14 Punkten.
Seine deutschen Indexkollegen schlugen sich besser. Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte lag mit 0,16 Prozent über Wasser bei 25 004,51 Punkten, während es für den Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) sogar um 0,26 Prozent auf 2273,29 Zähler nach oben ging. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) hingegen gab um 0,3 Prozent nach.
GERINGE TEUERUNG IN USA UND EUROPA
Stärker als der zuletzt hochgeschaukelte Nordkorea-Konflikt rückten am Donnerstag die Notenbanken an den Finanzmärkten in den Mittelpunkt. Der Euro fiel unter die Marke von 1,17 US-Dollar, nachdem sich Mitglieder des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB) im Protokoll ihrer jüngsten Sitzung besorgt zum Anstieg der Gemeinschaftswährung äußerten. Auch von den US-Kollegen der Fed hatte es am Vorabend ein solches Protokoll gegeben. Der künftige Zinspfad blieb darin tendenziell im Unklaren.
Bremsend wirkten sich derweil auch innenpolitische Sorgen in den USA aus. Wegen eines angespannten Verhältnisses mit Wirtschaftsvertretern droht Präsident Donald Trump weiter an Rückenhalt zu verlieren. "Trump isoliert sich zunehmend und an eine Umsetzung seines Wirtschaftsplans glaubt kaum noch jemand", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic von AxiTrader. Von einigen US-Wirtschaftsdaten gingen am Nachmittag zunächst keine Impulse aus. Später werden noch Zahlen zur Industrieproduktion erwartet.
DÜNNE NACHRICHTENLAGE BEI UNTERNEHMEN
Auf Unternehmensseite blieb die Nachrichtenlage äußerst dünn. In Dax und TecDax waren die Favoriten dieselben wie am Vortag: RWE (4:RWEG) stiegen im Leitindex um 2,25 Prozent und überboten so ihren höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Im TecDax sind außerdem Evotec (4:EVTG) mit einem ähnlich großen Aufschlag weiter auf Höhenflug. Bei knapp 15,60 Euro erreichten sie ihren höchsten Stand seit 16 Jahren. Berenberg-Analystin Klara Fernandes sah am Donnerstag weiteres Potenzial bis zur Marke von 16 Euro.
Zur Schwäche neigten hingegen die Finanzwerte. Laut Händlern lastet es auf den Kursen, dass die lange Zeit hoch gesteckten Erwartungen an die US-Zinskurve zuletzt moderater geworden sind. Der Sektor hatte seit Mitte 2016 deutlich von gestiegener Fantasie profitiert, weil höhere Zinsen grundsätzlich positiv für das Alltagsgeschäft der Banken sind. Am Donnerstag nun ging es aber europaweit nach unten. Titel der Deutschen Bank (4:DBKGn) waren im Dax mit einem Abschlag von mehr als 3 Prozent der größte Verlierer.
REKORDE BEI WIRECARD UND SIXT
Mit Zahlen im Mittelpunkt standen zum Ausklang der Berichtssaison nur noch einige Nebenwerte. Das TecDax-Mitglied Wirecard (4:WDIG) wusste mit seinen finalen Resultaten zu überzeugen: Die Papiere waren mit 0,60 Prozent unter den Gewinnern zu finden. Zwischenzeitlich erreichten sie bei 69,49 Euro einen Rekordstand - ähnlich wie Sixt (DE:SIXG) im SDax (SDAX).
Die Titel des Autovermieters rückten dort in der Spitze bis auf 64,75 Euro vor. Zuletzt betrug der Aufschlag noch 1,73 Prozent auf 63,96 Euro. Die vorgelegten Halbjahreszahlen kamen dabei am Markt gut an. Spitzenreiter waren im Kleinwerte-Index aber die Grammer-Aktien mit 3,6 Prozent Plus. Sie erholten sich damit von zuletzt deutlichen Kursverlusten.
ZUKUNFT VON STADA WEITER OFFEN
Im MDax blieben die Blicke auf Stada (4:STAGn) gerichtet. Auch im zweiten Anlauf droht den Finanzinvestoren Bain und Cinven bei ihrer geplanten Übernahme eine Schlappe. Bis zuletzt steht die erforderliche Annahmequote von 63 Prozent stark in Frage. Die Stada-Papiere standen nach dem Ende der Frist mit 64,27 Euro etwas unterhalb der Offerte von 66,25 Euro. Ein Ergebnis wird bis Ende der Woche erwartet.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,22 Prozent am Vortag auf 0,20 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) stieg um 0,08 Prozent auf 141,31 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,12 Prozent auf 163,78 Punkte nach. Der Euro stand zuletzt nach den EZB-Aussagen bei 1,1685 US-Dollar. Die Zentralbank hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,1710 Dollar festgesetzt.