FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (DAX) hat zum Wochenstart seiner jüngst starken Entwicklung Tribut gezollt. Auch von den Übersee-Börsen kam am Montagmorgen keine Unterstützung für den deutschen Leitindex - entsprechend ging es im frühen Handel um 1,05 Prozent auf 9721,03 Punkte bergab.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte verlor 0,52 Prozent auf 19 677,98 Punkte und der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) sank um 0,82 Prozent auf 1640,01 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) fiel um 0,89 Prozent auf 3010,42 Punkte zurück.
'EZB KANN SICH NICHT LEISTEN, ANLEGER ERNEUT ZU ENTTÄUSCHEN'
Börsianer sprachen von einer Verschnaufpause, nachdem sich der Dax am Freitag den dritten Wochengewinn in Folge gesichert hatte. In der Spitze hatte der Index dabei um über 10 Prozent zugelegt. Nun warten die Anleger bereits gespannt auf den Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag.
Die Experten der Commerzbank erwarten eine Senkung des Einlagenzinses um 0,20 Prozentpunkte auf minus 0,5 Prozent. Die EZB könnte zudem einen gestaffelten Zins einführen und das Volumen der monatlichen Anleihenkäufe vorübergehend anheben. Die europäischen Notenbanker könnten es sich nicht leisten, die Märkte erneut zu enttäuschen, glauben die Experten des Analysehauses Capital Economics.
Leicht positiv wertet IG-Stratege Angus Nicholson Pläne der chinesischen Regierung. Mit massiven Reformen will sich die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt gegen die schwächere Konjunktur stemmen. Nach dem neuen Fünf-Jahres-Plan sollen mehr Markt und weniger Staat, mehr Innovation und weniger Überkapazitäten die nötigen Triebkräfte freisetzen. Allerdings senkte Regierungschef Li Keqiang auf dem Volkskongress am Samstag die Wachstumsprognose für dieses Jahr auf 6,5 bis 7 Prozent.
ÜBERNAHMEPLÄNE BELASTEN BASF
Bei BASF (ETR:BAS) sorgte eine mögliche Offerte für den US-Konkurrenten Dupont (NYSE:DD) (FSE:DU7) für Kursverluste von mehr als 2 Prozent - damit waren die Aktien des weltgrößten Chemiekonzerns einer der schwächsten Werte im Dax. Am Wochenende war bekannt geworden, dass BASF einer Fusion der beiden US-Rivalen Dupont und Dow Chemical (NYSE:DOW) (XETRA:DCH1) möglicherweise nicht untätig zusehen und ein Übernahmeangebot für Dupont machen will.
Die Erfolgschancen von BASF schätzt Jeremy Redenius vom US-Analysehaus Bernstein Research aber als vergleichsweise gering ein. Ein Zusammenschluss von BASF und Dupont wäre aus seiner Sicht zwar strategisch sinnvoll und würde Kostensynergien bringen. Doch die Ludwigshafener kämen wohl zu spät, um ein attraktiveres Gegengebot auf die Beine zu stellen.
Vorzugsaktien von VW (XETRA:VOW3) rutschten gar um fast 4 Prozent ab. Die Hoffnungen auf eine schnellere Bewältigung der Krise in den USA hätten durch ein Interview von VW-Markenchef Herbert Diess mit der "Wolfsburger Allgemeine" einen Dämpfer erhalten, hieß es. Diess habe von Chancen auf eine Übereinkunft in den nächsten Monaten gesprochen. Am Aktienmarkt wurde eher auf eine schnellere Einigung gehofft. Belastend wirkt auch, dass die VW-Führung bereits Monate vor dem Bekanntwerden der Abgas-Affäre in den USA von den Software-Manipulationen gewusst haben soll.
GEKLÄRTE FÜHRUNGSFRAGE BEFLÜGELT COMMERZBANK
Für die Titel von Dax-Spitzenreiter Commerzbank (XETRA:CBKG) ging es hingegen um fast 1,5 Prozent aufwärts, nachdem die Führungsfrage bei Deutschlands zweitgrößtem Geldhaus endlich geklärt ist: Mit Martin Zielke wird der Vorstand für das Privatkundengeschäft Anfang Mai Nachfolger von Konzernchef Martin Blessing. Blessing hatte im Herbst überraschend angekündigt, seinen Ende Oktober 2016 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Seine Amtszeit ende "im gegenseitigen Einvernehmen" am 30. April, teilte die teilverstaatlichte Bank nun mit.
Dahinter legten die Adidas-Papiere (XETRA:ADSGn) um ein halbes Prozent zu. Hier half eine Kaufempfehlung der DZ Bank. Die mittelfristigen Geschäftsperspektiven hätten sich deutlich verbessert, begründete Analyst Herbert Sturm seine Neubewertung.
Im Nebenwerteindex SDax (SDAX) gehörte Hypoport (XETRA:HYQGn) zu den Favoriten: Dank starker vorläufiger Jahreszahlen verteuerten sich die Anteilsscheine des Finanzdienstleisters um gut 1 Prozent. Im Vorjahr waren sie mit plus 562 Prozent der Highflyer im SDax und an der deutschen Börse gewesen. Seit Anfang 2016 war der Aktienkurs aber um 25 Prozent abgebröckelt.