Denkst du derzeit auch fieberhaft darüber nach, ob dein Portfolio eine Extraposition Edelmetalle gebrauchen könnte? Der Durchmarsch beim Goldpreis könnte schließlich erst ganz am Anfang stehen.
Was sollte man auch sonst groß mit seinem Bargeld anfangen. Tagesgeldkonto? Minizinsen! Aktienmarkt? Höchststände! Oldtimer, Wein, Kunst? Schwierig!
Gold sieht im Vergleich dazu gar nicht so schlecht aus. Doch wenn du die folgenden drei Gründe genauso siehst wie ich, wirst du deine Edelmetallpläne schnell zu den Akten legen.
1. Viel Romantik, wenig Realismus Nur Gold ist Geld. Alles andere ist Kredit. Gut, meinetwegen! Doch was nun? Soll sich jeder ein paar Goldbarren in den Keller legen, als Versicherung gegen das Kredit- und Währungssystem?
Was soll eigentlich passieren, wenn die Versicherung tatsächlich fällig wird? Stoßen wir dann in unserem Goldclub darauf an, dass wir so clever waren und rechtzeitig Gold gehortet haben?
Ich lese oft, wie sich Edelmetallinvestoren in eine Welt hineinfantasieren, in der plötzlich jeder mit Gold- und Silbermünzen bezahlt. Ganz ohne Kollateralschäden. Klar, man hat es ja schon immer gewusst! Dann nimmt der Bäcker eben Gold und Silber. Endlich echtes Geld!
Nur mit den Details möchte man sich lieber nicht befassen. Gold als solches zu erkennen ist nicht so einfach, wie viele denken. Da helfen auch keine Münzen. Münzfälscherei existiert, seitdem es Münzen gibt.
Richtig verrückt wird es, wenn Investoren Palladium empfohlen wird. Ja, eine Unze Palladium kostet aktuell rund 2.000 US-Dollar und somit mehr als eine Unze Gold oder Silber (Stand: 07.02.2020). Leider ist Palladium farblich kaum von Silber zu unterscheiden. Der Bäcker wird sich bedanken!
2. Die Produzenten wissen, dass es so nicht weitergeht Wer kauft eigentlich das ganze Gold? Schwer zu sagen. Nach den Daten des CoT-Berichts (CoT = Commitment of Traders) zu urteilen, der allwöchentlich über die Positionierungen verschiedener Marktteilnehmer an den US-Terminmärkten aufklärt, sind es vor allem die Großspekulanten, die kräftig zukaufen (Stand: 28.01.2020).
Ausgerechnet die Trendfolger, die träge allem hinterherkaufen, was ihre Nase über den 200-Tage-Durchschnitt hebt. Bei Silber hat man es zusätzlich noch mit einem seit längerer Zeit steigenden Anteil an Kleinspekulanten zu tun, was die Sache nicht besser macht.
Diejenigen, die an der Quelle sitzen – die Produzenten –, sind dagegen äußerst pessimistisch. Die Goldproduzenten sichern sich aktuell (netto) so stark ab wie zuletzt im Sommer 2016. Damals folgte eine Bruchlandung von rund 20 %.
Bei Silber sieht es nicht viel besser aus. Von allen Edelmetallen macht nur Palladium eine recht gute Figur. Mehr als eine schwache 4+ würde ich aber auch hier nicht vergeben wollen. Die Positionierungen bei Palladium sind bestenfalls als neutral zu bewerten.
Angesichts solcher Daten frage ich mich, wieso ich gerade dann Edelmetalle kaufen sollte, wenn sich die Insider so extrem gegen fallende Preise absichern wie selten zuvor. Ja, warum eigentlich?
3. Ein neuer Konkurrent ist erwacht Die Menschen und ihre Edelmetalle. Eine Geschichte, die durchaus von Erfolg geprägt ist. Goldmünzen sind seit etwa 2.500 Jahren im Umlauf und bis heute nicht totzukriegen.
Eine starke Tradition, die so schnell nicht wegzudiskutieren ist. Keine Währung hat je so lange überlebt. Das Pfund Sterling ist mit seinen 1.200 Jahren noch am nächsten dran.
Doch seit etwa zehn Jahren ist ein Konkurrent erwacht, der vielen Edelmetallen das Wasser abgraben könnte: die Kryptowährungen. Noch ist es sicher zu früh, um ein abschließendes Urteil über den Einfluss von Kryptowährungen auf das finanzielle Ökosystem zu fällen. Doch es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass Kryptowährungen in Zukunft einen Großteil der Funktionen übernehmen werden, die bisher die Edelmetalle zu erledigen hatten.
Keine Lagerkosten, leicht aufzuteilen, elektronischer Transfer – genau der Wertspeicher, den eine Spezies braucht, die vielleicht schon bald in großem Stil Raumfahrt betreibt. Das Bessere ist der Feind des Guten. Egal, wie viele Tausend Jahre das Gute Bestand hatte.
Ich bin raus! Entschuldigt bitte, liebe Crash-Propheten. Ja, ich weiß, es gibt Probleme an den Finanzmärkten. Aber Edelmetalle machen derzeit aus meiner Sicht fundamental einen derart schlechten Eindruck, dass ich hier unmöglich zuschlagen kann.
Erst recht nicht bei einem Aktienmarkt, den derzeit offenbar nichts erschüttern kann. Nicht mal das Coronavirus konnte bleibende Schäden hinterlassen.
Wenn ich ehrlich bin, wirkt der Goldpreis auf mich derzeit wie eine gigantische Bullenfalle. Ob das gut geht? Wer weiß! Ich hoffe, ich irre mich.
Motley Fool Deutschland 2020