von Robert Zach
Investing.com - Die Ölpreise sind am Dienstag zum zweiten Mal in Folge eingebrochen, da Bedenken hinsichtlich der schwindenden globalen Lagerkapazität für Rohöl bestehen und es Befürchtungen gibt, dass sich die Nachfrage sich nur langsam erholen wird, selbst nachdem die Länder die Beschränkungen zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie gelockert haben.
Rohöl der Sorte Brent Öl erholte sich bis 13:10 MEZ um 11 Cent oder 0,48% auf 23,18 USD das Fass, nachdem sein Preis am Montag um 6,8% abgesackt war.
Rohöl der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI Öl) verbilligte sich um 1,30 USD oder 10% auf 11,52 USD das Fass. Der Kontrakt war am Montag um 25% eingebrochen.
Analysten sagten, der Preisverfall bei WTI sei zum Teil auf Investmentvehikel für Privatkunden wie börsengehandelte Fonds zurückzuführen, die den Juni-Kontrakt des Vormonats ausverkauften und sich in Monate später im Jahr fällige Kontrakte eingekauft haben, um massive Verluste wie in der letzten Woche abzuwenden, als der Preis von WTI unter die Nulllinie fiel.
Der United States Oil Fund LP (NYSE:USO), das größte ölorientierte börsengehandelte US-Finanzprodukt, teilte mit, er werde seine Anlagebestände weiter in später fällige Terminkontrakte verlagern.
"Unserer Ansicht nach bleibt der Exodus durch Bedenken hinsichtlich der Ausschöpfung der Speicherkapazität bei Cushing und des damit verbundenen Risikos negativer Preise motiviert", sagte Harry Tchilinguirian, globaler Ölstratege bei BNP Paribas (DE:BNPP), dem Reuters Global Oil Forum.
Obwohl die Weltwirtschaft allmählich beginnt sich zu erholen, da immer mehr Länder die Wiedereröffnung von Geschäften zulassen, sagen Analysten, dass die Aussichten für die Ölpreise weiterhin düster sind, da so viel Rohöl in Lagern ist und die Produktionskürzungen immer noch nicht tief genug sind, um der sinkenden Nachfrage zu entsprechen.
"Während wir davon ausgehen, dass sich die Ölnachfrage leicht von den Tiefstständen im April erholen wird, da einige Sperrmaßnahmen gelockert werden, wird die Nachfrage aufgrund der Covid-19-Pandemie in nächster Zeit stark unter Druck bleiben", sagte Giovanni Staunovo, Rohstoffanalyst bei UBS (SIX:UBSG).
BP-Chef Bernard Looney sagte gegenüber Reuters, sein Unternehmen erwarte, dass die weltweite Ölnachfrage im zweiten Quartal aufgrund von Bewegungsbeschränkungen im Zusammenhang mit der Pandemie um etwa 15 Millionen Fass am Tag (bpd) sinken werde.
Das sind mehr als die 10 Millionen bpd an Kürzungen, die von der Organisation der erdölexportierenden Länder (Opec), Russland und anderen verbündeten Produzenten (Opec+) vereinbart wurden. Diese Produktionssenkungen sollen ab dem 1. Mai umgesetzt werden.
Der russische Energieminister Alexander Novak sagte am Dienstag, die Ölmärkte würden nach Inkrafttreten eines Produktionsabkommens wieder ins Gleichgewicht kommen, aber in naher Zukunft sei aufgrund der hohen globalen Vorratsbestände kein signifikanter Preisanstieg zu erwarten.
Nach Angaben des Beratungsunternehmens Kpler waren zum Stand der letzten Woche weltweit die Ölspeicher an Land zu 85% ausgelastet.
Ein Zeichen für die Verzweiflung in der Energiewirtschaft ist die Suche nach Orten, an denen Erdöl gelagert werden kann. Dazu greifen Ölhändler mittlerweile auf teure US-Schiffe zurück, um Benzin oder Schiffstreibstoff in Übersee zu bunkern.
- Mit Material von Reuters