NEW YORK (dpa-AFX) - Beflügelt durch die Annäherung im US-chinesischen Handelsstreit dürfte die Wall Street zum Wochenauftakt ihre Rekordjagd wieder aufnehmen. Der Broker IG taxierte am Montag rund eine Dreiviertelstunde vor Handelsbeginn den US-Leitindex Dow Jones 0,94 Prozent höher bei 26 850 Punkten.
Bei ihrem Treffen im Rahmen des G20-Gipfels am Wochenende hatten US-Präsident Donald Trump und Chinas Staats- und Regierungschef Xi Jinping einen "Waffenstillstand" im Handelskrieg ihrer Länder vereinbart. Beide Seiten wollen nun die Verhandlungen wieder aufnehmen, um den Zollstreit zu beenden. Überraschend hob Trump vorerst auch den Bann gegen Chinas Telekomriesen Huawei auf. Außerdem sicherte der US-Präsident zu, die angedrohte Ausweitung der Strafzölle gegen China vorläufig auszusetzen, was eine Vorbedingung Pekings war.
In der vergangenen Woche waren die Anleger an der Wall Street streckenweise abgetaucht, weil sie zunächst den Ausgang des Treffens abwarten wollten. Dennoch hat sich der Dow Jones dank der Rally in den ersten Juni-Wochen bereits nah an sein Hoch aus dem vergangenen Oktober herangeschoben, auch beflügelt durch die Aussicht auf eine lockere Geldpolitik der Notenbank Fed. Diese hatte weitere Zinsschritte signalisiert, sollten sich die Konjunkturaussichten weiter verschlechtern. Nicht zuletzt der US-chinesische Handelsstreit hatte für die Eintrübung gesorgt.
Auf Unternehmensseite dürften die Anleger - wie schon zuvor an vielen anderen Weltbörsen - die Technologie- und Halbleiterwerte ins Visier nehmen. Vor allem die Sanktionen der USA gegen Huawei, der ein wichtiger Kunde etlicher Chip-Hersteller auch in den USA ist, hatten der Branche zuletzt das Leben schwer gemacht und die Börsenkurse erheblich belastet.
Unmittelbar positive Folgen der nun aufgehobenen Sanktionen gegen Huawei bescheinigte Analyst Chris Caso vom Investmenthaus Raymond James den US-Chipherstellern Skyworks, Quorvo und Micron (NASDAQ:MU) Technology. Vorbörsliche Indikationen an der Technologiebörse Nasdaq sahen deren Kurse jeweils um mehr als sechs Prozent höher. Für diese Zulieferer von Smartphones von Huawei sei die teilweise Aufhebung der Sanktionen "eine sehr gute Nachricht", so Caso. Damit werde eine schwere Last von den Unternehmen der Lieferketten von Huawei genommen.
Die Erleichterung der Anleger könnte - wie zuvor schon in Europa - auch den Autobauern zugute kommen. US-Hersteller wie Ford und General Motors (NYSE:GM) zeigten sich vorbörslich im Plus. Der Handelsstreit zwischen USA und China inklusive hoher Zölle für Fahrzeuge hatte der Autokonjunktur einen empfindlichen Dämpfer verpasst und auf den Aktienkursen der Branche gelastet.
Ein Auge sollten Marktteilnehmer auch auf Ölwerte haben - der Ölpreis war am Montag deutlich gestiegen, nachdem sich die wichtigen Ölförderländer Russland und Saudi-Arabien bereits auf dem G20-Gipfel auf eine weitere Fortführung des Produktionslimits geeinigt. Inzwischen haben in Wien Verhandlungen des Ölkartells Opec und weiterer Staaten (Opec+) über eine Beibehaltung der Ölproduktionskürzung begonnen.