Frankfurt (Reuters) - In der unter einem Preisverfall leidenden Öl- und Gasförderbranche bahnt sich eine Fusion zwischen der BASF-Tochter Wintershall und der Dea an.
Wintershall spreche über einen Zusammenschluss mit dem in Hamburg ansässigen Unternehmen des russischen Milliardärs Michail Fridman, teilte der Konzern am Freitag mit. BASF (DE:BASFN) würde die Aktienmehrheit an einem fusionierten Unternehmen halten. Mittelfristig wäre ein Börsengang des Gemeinschaftsunternehmens eine Option. BASF-Chef Kurt Bock hatte angekündigt, vor allem das Chemie- und Pflanzenschutzgeschäft auszubauen. Die DEA Deutsche Erdöl AG gehörte früher zum Energiekonzern RWE (DE:RWEG).
"Der Ausgang der Gespräche ist offen und es besteht keinerlei Gewissheit, dass eine Transaktion vollzogen wird", betonte BASF. Die Agentur "Bloomberg" berichtete unter Berufung auf Insider, die Verhandlungen seien fortgeschritten. Eine Einigung könnte in den nächsten Tagen oder Wochen erzielt werden.
GESCHÄFT IST KAPITALINTENSIV
Die Öl- und Gasförderung, in der unter anderem auch der russische Gazprom-Konzern und die österreichische OMV (DE:OMVV) tätig sind, ist extrem kapitalintensiv. Erträge aus den Investitionen in neue Felder fließen oft erst nach vielen Jahren. Energieriesen wie RWE und E.ON (DE:EONGn) haben sich aus dem Geschäft zurückgezogen. Die frühere E.ON-Tochter Uniper hat den Abschied mit dem geplanten Verkauf ihrer Beteiligung an dem sibirischen Gasfeld Juschno Russkoje an OMV auf den Weg gebracht.
Die BASF-Aktien schossen bei hohen Umsätzen um fast vier Prozent auf 95,87 Euro nach oben. Damit führten sie die Gewinnerliste im Dax an. BASF könne zwei Drittel der Anteile an dem fusionierten Konzern halten, erklärten die Experten von Baader Helvea. Der Wert des Unternehmens könne bei über 14 Milliarden Euro liegen.
RUSSISCHER MILLIARDÄR SCHLUG BEI HAMBURGER DEA ZU
Fridman hatte Dea 2015 von RWE für 5,1 Milliarden Euro gekauft, inmitten der Ukraine-Krise und Diskussionen über Sanktionen für Russland. BASF war damals ebenfalls an DEA interessiert gewesen, um damit sein eigenes Öl- und Gasgeschäft zu stärken. Inzwischen sorgen die niedrigen Ölpreise aber dafür, dass der Anteil des Gewinns von Wintershall am Konzernergebnis sinkt - im vergangenen und im laufenden Jahr macht das Öl- und Gasgeschäft rund acht Prozent des operativen Konzerngewinns aus, 2015 waren es noch über 20 Prozent gewesen. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres fuhr Wintershall mit seinen Öl- und Gasgeschäften einen bereinigten operativen Gewinn von 533 Millionen Euro ein.
BASF ist in den vergangenen zwei Jahren auf Einkaufstour gegangen. Erst im Oktober hatte der Konzern angekündigt, für 5,9 Milliarden Euro Teile des Bayer-Geschäfts mit Soja-, Baumwoll- und Raps-Saatgut sowie mit Breitband-Unkrautvernichtern zu übernehmen. Für 1,6 Milliarden Euro schlug Konzernchef Bock beim
Polyamidgeschäft des Konkurrenten Solvay (BR:SOLB) zu. Im vergangenen Jahr hatten die Ludwigshafener für umgerechnet 2,8 Milliarden Euro vom US-Spezial-Chemiekonzern Albemarle die Frankfurter Chemtall übernommen und damit ihr Geschäft mit Lacken gestärkt.