FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt dürften die kommenden Tage weiter ruppig verlaufen. Nach dem schlechten Jahresauftakt bleibt der Dax (DAX) auch im Februar auf einem holprigen Weg. Für die weitere Entwicklung des Leitindex dürften die Zinsangst und die Berichtssaison der Unternehmen die größten Themen bleiben. "Bis Klarheit über eine weniger gefährliche Zinswende herrscht, dürften die Schaukelbörsen zunächst anhalten", glaubt Marktbeobachter Robert Halver von der Baader Bank. Steigende Zinsen machen Anleihen gegenüber Aktien attraktiver.
Der Dax bewegt sich seit seinem Rekord von 16 285 Punkten, der Anfang Januar aufgestellt wurde, nun schon einige Wochen sprunghaft im Bereich zwischen 15 000 und 16 000 Punkten hin und her. Die untere Grenze ist aktuell besonders nah, sie hat sich aber schon länger als wichtige Unterstützung etabliert: Seitdem die 15 000er Marke im März 2021 erstmals überschritten wurde, gab es immer nur kurze Ausreißer nach unten. Ihr dürfte daher auf absehbare Zeit weiter eine zentrale Bedeutung zukommen.
Am vergangenen Donnerstag war es klarer geworden, dass der geldpolitische Kurs demnächst auch in Europa intensiver auf den Prüfstand kommt. Wie die Landesbank Helaba schreibt, ist es aber ohne eine klarere Kommunikation durch die Europäische Zentralbank vorerst nicht wahrscheinlich, dass das Pendel beim Dax wieder stärker in Richtung 16 000 ausschlagen wird. Absehbar sind deutlichere Aussagen schließlich nicht, erst im März soll es im Rahmen des nächsten Zinsentscheids eine tiefergehende Überprüfung geben.
Einige Experten drängen darauf, nicht den selben Fehler zu machen wie die US-Notenbank Fed, die lange an ihrer Erwartung einer nur vorübergehenden Inflation festgehalten hatte. Zu diesem Lager zählt Chefvolkswirt Moritz Krämer von der Landesbank Baden-Württemberg, der eine große Gefahr in einem Teufelskreis von steigenden Preisen und Lohnsteigerungen sieht. An diese Situation habe man vor wenigen Monaten in London und Washington auch nicht geglaubt. "Jetzt hetzt man dort dem abgefahrenen Inflationszug hinterher", so Krämer. Wie am Freitag vermeldet wurde, hat sich die Lohnentwicklung im Januar in den USA weiter beschleunigt.
In der neuen Woche dürften vor diesem Hintergrund die US-Verbraucherpreise für Januar, die am Donnerstag erwartet werden, eine zentrale Rolle spielen. Laut der Helaba droht eine US-Inflation von vermutlich über sieben Prozent den Sorgen der Anleger neue Nahrung zu geben. Mit Blick auf den Dax spreche dies dafür, dass sich der Leitindex eher in Richtung 15 000 Punkte und damit an das untere Band seiner Spanne orientieren wird.
In puncto Berichtssaison könnte die neue Woche etwas ruhiger werden, die Hochkaräter aus dem US-Tech-Sektor sind erst einmal durch. Weitere Zahlenvorlagen kommen mit Konzernen wie dem Getränkehersteller Coca-Cola (1:KO) und dem Pharmaunternehmen Pfizer (1:PFE) vermehrt aus defensiven Sektoren.
Hierzulande nimmt die Berichtssaison auch Fahrt auf: Aus dem Dax berichten der Laborzulieferer und Diagnostikspezialist Qiagen (4:QIA) am Dienstagabend, der Energietechnikkonzern Siemens Energy (4:ENR1n) und die Deutsche Börse (4:DB1Gn) am Mittwoch sowie der Industriekonzern Siemens (4:SIEGn), der Lieferdienst Delivery Hero (4:DHER) und der Industriegaskonzern Linde (1:LIN) am Donnerstag.
Auf internationaler Bühne behalten die Anleger ansonsten wohl auch den Ukraine-Konflikt weiter im Fokus. Außerdem kommen die China-Börsen auch wieder auf den Radar: Am Montag starten diese in den Februar, nachdem der Handel dort die ganze Vorwoche wegen des chinesischen Neujahrsfestes pausiert hatte. Die internationalen Kursausschläge der vergangenen Tage müssen also dort noch verarbeitet werden.