Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Der Preis für europäisches Erdgas ist am Montag zur Eröffnung weiter gefallen und hat ein neues Einmonatstief erreicht. Nach monatelangen Debatten nähert sich die EU einer Einigung über eine Preisobergrenze beim Gaseinkauf.
Bis 09.55 Uhr MEZ fiel der niederländische TTF-Kontrakt, der als Benchmark für Nordwesteuropa dient, um 3,9 % auf 110,91 Euro pro Megawattstunde. Bereits am Freitag waren die Preise um 14 % gefallen. Dem vorausgegangen waren Einzelheiten zum jüngsten Versuch der Europäischen Union, eine Lösung für ein heikles Problem zu finden. Auch die Preise für längerfristige Kontrakte zur Lieferung in den Sommermonaten 2023 fielen um fast 5 %.
Die EU-Energieminister kommen am Montag in Brüssel zusammen, um über einen Vorschlag zur Deckelung der Gaspreise zu beraten, sollte der Preis drei Tage lang über 188 Euro pro MWh liegen. Nachdem die Staats- und Regierungschefs der EU das Thema auf ihrem Gipfel letzte Woche zur Priorität erklärt haben, ist eine Einigung dringend erforderlich.
Die neuen Vorschläge sehen eine viel niedrigere Preisobergrenze und eine viel kürzere Reaktionszeit vor als die ursprünglichen Vorschläge der Europäischen Kommission, bei denen die Messlatte bei 275 Euro pro Megawattstunde liegt und die Preise zwei Wochen lang über diesem Niveau bleiben dürfen, bevor ein Eingreifen möglich ist. Ein solches Szenario gilt als äußerst unwahrscheinlich und wurde entsprechend kritisiert. Die Vorschläge werden jedoch von der Sorge begleitet, dass eine Preisobergrenze die Lieferanten vom Verkauf nach Europa abhalten könnte.
Die neuen Vorschläge fallen zeitlich mit dem Eintreffen der ersten Ladung in einer Anlage zur Speicherung und Regasifizierung von Flüssiggas in Norddeutschland am Wochenende zusammen. Es handelt sich um eine von einem halben Dutzend solcher Anlagen, die sich Deutschland gesichert hat, um seine Erdgasversorgung weg von Russland zu diversifizieren. Deutschland - Europas größter Gasimporteur - hat zwar rasche Fortschritte beim Ausbau seiner Importinfrastruktur gemacht, aber es ist immer noch unklar, woher es das Gas bekommen wird, das es im nächsten Jahr als Ersatz für die russischen Lieferungen benötigt.
Ein einwöchiger Kälteeinbruch hat die europäischen Gasreserven zum ersten Mal stark reduziert. Die Speichervorräte sanken von über 88 % in der Vorwoche auf 84,2 % am Samstag. In Großbritannien war der Rückgang der Speicher von 95 % auf 68 % wesentlich ausgeprägter. Wegen der ungünstigen Bedingungen für Solar- und Windenergie mussten die Stromerzeuger Gaskraftwerke in Betrieb nehmen.
Dennoch hat das Wetter die Preise nicht nach oben getrieben, denn die Zuversicht wächst, dass der Kontinent in diesem Winter keine Rationierungsmaßnahmen ergreifen muss.