Investing.com – Goldman Sachs (NYSE:GS) beurteilt den aktuellen Zustand des europäischen Erdgasmarktes als weniger dramatisch, als die jüngsten Preisschwankungen vermuten lassen. Die Preise stiegen kürzlich auf über 40 Euro pro Megawattstunde, nachdem die Ukraine in die russische Kursk-Region eingedrungen war. Goldman Sachs-Analystin Samantha Dart erklärte zu Wochenbeginn, diese Preisrallye sei weitgehend übertrieben.
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Goldman Sachs nennt drei Hauptgründe für diese Einschätzung. Erstens hätten die russischen Gaslieferungen durch die Ukraine bislang keine physische Einschränkung erfahren. Man gehe davon aus, dass diese Lieferungen erst ab Januar 2025 stoppten, wenn das derzeitige Transitabkommen mit Russland auslaufe. Zweitens führe das anhaltende hohe Preisniveau von Erdgas im Vergleich zu Kohle und Flüssigerdgas (LNG) in Asien zu einer geringeren Nachfrage und potenziell höheren LNG-Importen nach Europa. Diese Faktoren könnten die zukünftige Gasbilanz in Europa stabilisieren.
Drittens sei auch bei einer Unterbrechung der aktuellen Gasflüsse nicht mit einer 1:1-Verschärfung des Angebots in Nordwesteuropa zu rechnen. Alternativlieferanten wie Algerien und die Türkei könnten einspringen. Zudem erwarte man ab Januar 2025 durch steigende deutsche Pipeline-Exporte eine Entlastung.
Goldman Sachs prognostiziert, dass die europäischen Gasspeicher bis Ende Oktober zu komfortablen 95 % gefüllt sein werden. Dies unterstreiche die stabile Lagerhaltung in der Region. Die Bank weist jedoch darauf hin, dass der Markt sensibel auf potenzielle Engpässe im kommenden Winter reagiere und die Preisrisiken eher nach oben tendierten.
Angesichts der weiterhin bestehenden Importe von russischem Erdgas durch Länder wie Österreich, Ungarn und die Slowakei bleibt die Unsicherheit bestehen. Insbesondere könnte eine anhaltende Kriegsführung dazu führen, dass Moskau Energieflüsse im Winter als Druckmittel einsetzt.