von Robert Zach
Investing.com - Seit Tagen wird darüber spekuliert, jetzt ist es amtlich: die US-Notenbank Federal Reserve macht QE Unendlich. Dabei druckt sie Billionen von Dollar und kauft so unbegrenzt Staats- und Hypothekenanleihen, wodurch die Zinsen künstlich niedrig gehalten werden - und welches Asset profitiert in der Regel von sinkenden Renditen? Richtig, der Goldpreis. Das gelbe Metall schoss nach der Ankündigung der Zentralbank um bis zu 30 Dollar in die Höhe.
Die an der Comex gehandelten Gold-Futures zur Lieferung im April 2020 stiegen um 37 Dollar oder 2,55 Prozent auf 1.521 Dollar. Das Tageshoch liegt bislang bei 1.527,30 Dollar und das Tagestief bei 1.485,10 Dollar.
Für den Spot-Goldpreis ging es 17,34 Dollar oder 1,17 Prozent nach oben auf 1.516,88 Dollar.
Das gelbe Metall war bereits im Vorfeld der beispiellosen Aktion der Federal Reserve leicht gestiegen, weil die Anleger aus Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie weiterhin äußerst vorsichtig agierten und ihre Aktienpakete veräußerten.
Wie die Federal Reserve mitteilte, werde sie ihre Käufe von US-Staatsanleihen und hypothekenbesicherten Wertpapieren je nach Bedarf ausweiten, "um ein reibungsloses Funktionieren des Marktes und eine wirksame Übertragung der Geldpolitik auf die allgemeinen Finanzbedingungen und die Wirtschaft zu unterstützen".
Die wohl interessanteste Ankündigung war jedoch die Bereitstellung neuer Kreditlinien in Zusammenarbeit mit dem Finanzministerium, die sich laut der Fed bis auf 300 Milliarden Dollar belaufen werden, um Unternehmen und Haushalte in der Krise über Wasser zu halten.
Eine neue Kreditfazilität für Unternehmen am Sekundärmarkt als Teil des 300-Milliarden-Dollar-Pakets sieht eine Art Zweckgesellschaft vor, die Unternehmensanleihen mit einem Rating von BBB oder besser und einer Laufzeit von fünf Jahren oder weniger kaufen wird. Dies ermöglicht es der Fed im Wesentlichen, den Federal Reserve Act zu umgehen, der die Fed derzeit daran hindert, Unternehmensanleihen direkt zu kaufen.
Capital Economics glaubt, dass die heute beschlossenen Maßnahmen ausreichen werden, um die Finanzierungsbedingungen am Markt für Unternehmensanleihen zu entspannen.
Da das Coronavirus die Weltwirtschaft lähmt, sich viele überschuldete Unternehmen mit Umsatzeinbußen konfrontiert sehen, aber trotzdem ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen müssen, kam es letzte Woche zu einer breit angelegten Dollar-Aufwertung sowie Spread-Ausweitung. Die Dollar-Nachfrage übertraf das Angebot, so dass der Greenback begann zu steigen. Es war die beste Woche für den Dollar-Index seit der globalen Finanzkrise 2008. Durch koordinierte Zentralbanken-Aktion zur Stärkung der Versorgung mit globaler US-Dollar-Liquidität, konnte die Aufwertung gebremst werden. Auch die verschiedenen Kreditlinien der Federal Reserve sowie das geplante Rettungsprogramm der Trump-Administration dürfte den Aufwertungsdruck vorerst begrenzen.
Mittlerweile ist der Spread des Markit Investment Grade CDX-Index auf 121 Basispunkte gesunken, seinem niedrigsten Stand seit dem 17. März, wie Reuters mitteilte. Die sinkenden Spreads deuten ein wachsendes Vertrauen der Anleger in diese Märkte an, weil damit die Ausfallwahrscheinlichkeit der Unternehmen zurückgeht.
Gleichzeitig sank die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen um 16 Basispunkte auf 0,772 Prozentpunkte, den tiefsten Stand seit Mitte März. Sinken die Zinsen, dann ist das gut für den Goldpreis.
Der korrigierende US-Dollar, der am Montag um 0,81 Prozent sinkt, liefert dem Goldpreis ebenfalls eine Unterstützung. Der Monatsgewinn des DXY beläuft sich aber noch immer auf 3,9 Prozent.
Peter Grant, VP und Marktanalyst bei Zaner Metals LLC, warnte aber vor überzogener Euphorie beim Gelbmetall. Der Goldpreis könne auch noch einmal seine Augusttiefs 2019 bei 1.424 Dollar anlaufen, sofern sich die Aktienmärkte im Zuge der Fed-Maßnahmen nicht stabilisieren, denn zusätzliche Verluste am Aktienmarkt könnten weitere Margin Calls und damit den Bedarf der Anleger an Cash erhöhen, was negativ für den Goldpreis wäre.
"Allerdings dürften die spekulativen Anleger in Erwartung eines strukturellen Zusammenbruchs der Finanzmärkte periodisch auch weiterhin auf Gold setzen, aber es muss sich die Frage gestellt werden, ob 'es schlimm genug werden kann, um Panikkäufe zu fördern' oder ob die Deflation die Nachfrage so stark abwürgen wird, dass Gold die Startrampe nie verlassen wird", erklärte er.
Solange der Goldpreis den Schlüsselwiderstand bei 1.550 Dollar nicht überspringen kann, dürften die charttechnischen Aussichten trüb bleiben. Erst oberhalb von dieser Kursmarke würde sich größeres Rallye-Potenzial in Richtung der Mehrjahreshochs bei 1.703 Dollar eröffnen.
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