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LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Einer der größten Börsengang in Deutschland seit dem Boomjahr 2000 kommt wegen des schwierigen Marktumfelds nur mit massiven Zugeständnissen und Verspätung an den Markt. Die Bayer (ETR:BAYN) (XETRA:BAYGn)-Kunststofftochter Covestro (ETR:1COV) senkte am Donnerstag nicht nur die Preisspanne der angebotenen Aktien drastisch, sondern auch das angestrebte Emissionsvolumen um eine Milliarde Euro. Zudem wurde die Angebotsfrist bis Freitag verlängert und der geplante Börsengang von diesem Freitag auf kommenden Dienstag verschoben. Grund sei das derzeit "eingetrübte" und "volatile" Kapitalmarktumfeld, hieß es zur Begründung. Bayer-Aktien legten am Donnerstag im frühen Handel nicht so stark wie der Gesamtmarkt zu.
Zum Start des Verkaufsprozesses hatte Covestro-Chef Patrick Thomas die Werbetrommel noch kräftig gerührt und das Timing für den Börsengang trotz der Turbulenzen in China als "genau richtig" bezeichnet. Entscheidend sei das eigene Geschäft. Dieses habe im ersten Halbjahr 2015 kräftig an Schwung gewonnen, erklärte er vor zehn Tagen. Doch seither häuften sich die negativen Nachrichten. Externe Einflussfaktoren, wie etwa die Unsicherheit über das künftige Wirtschaftswachstum in China oder die Zinspolitik der US-Notenbank, haben laut Bayer zu einer steigenden Volatilität der Märkte beigetragen. Zudem belasteten die negativen Schlagzeilen aus dem Automobilsektor den Markt. Das Kapitalmarktumfeld habe sich insgesamt deutlich verschlechtert.
UMBAU BEI BAYER
Statt ursprünglich geplanter 2,5 Milliarden Euro solle der Erlös vor diesem Hintergrund nun bei 1,5 Milliarden Euro liegen, erklärte Bayer. Der Ausgabepreis der nun 61,2 bis 69,8 (bisher 70,4 bis 94,3) Millionen neuen Aktien sei auf 21,50 bis 24,50 (26,50 bis 35,50) Euro gesenkt worden. Der Streubesitz dürfte damit zwischen 30,4 und 33,3 (34 bis 40) Prozent liegen. Der niedrigere Erlös werde durch eine um eine Milliarde Euro angehobene Kapitaleinlage durch Bayer ausgeglichen. Damit werde die Nettoverschuldung zusammen mit den Pensionslasten bei Covestro unverändert bei vier Milliarden Euro liegen. Das Geld aus dem Börsengang soll früheren Angaben zufolge überwiegend zur Rückzahlung der Schulden an Bayer verwendet werden.
Der Börsengang ist Teil eines großangelegten Umbaus bei Bayer. Der Dax (DAX)-Konzern will sich künftig vor allem auf das Pharma- und Agrarchemiegeschäft konzentrieren. Die Kunststoffsparte Covestro, bis vor Kurzem noch bekannt als Bayer MaterialScience, stellt unter anderem Dämm-Material, Lacke, Beschichtungen, Klebstoffe und Matratzenschaum her. Mit seinem Umsatz von rund 11,7 Milliarden Euro im vergangenen Jahr und mehr als 16 000 Mitarbeitern liegt Covestro im Bereich von Dax-Konzernen wie etwa dem Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck (NYSE:MRK).