STUTTGART (dpa-AFX) - Wegen konjunktureller Unsicherheiten übt sich der Chef der Landesbank Baden-Württemberg, Hans-Jörg Vetter, mit Blick auf das Geschäftsjahr 2016 in Skepsis. "Wenn man sich vorsichtig mit dem Thema [Konjunktur] auseinandersetzt, gehen wir von deutlich steigenden Risikokosten aus", sagte Vetter am Mittwoch in Stuttgart. Zuletzt hatte die LBBW auch wegen der guten Wirtschaftslage in Deutschland ihre Risikovorsorge im Kreditgeschäft - also für Kreditausfälle - auf 55 Millionen Euro circa halbiert. 2016 solle dieser Wert, der den Konzerngewinn verringert, aber auf mindestens 180 Millionen Euro erhöht werden, so Vetter. "Das ist beträchtlich."
Der LBBW-Chef verwies auf wirtschaftliche Probleme in Brasilien, im arabischen Raum, China und Russland. Aus diesen Märkten könnten Rückschläge auch Deutschland erreichen, so Vetter. "Dann ist es vielleicht etwas besser, wenn man [...] sich darauf vorbereitet, dass sich dort im Laufe des Jahres durchaus etwas deutlich ändern kann." Durch die wesentlich höheren Risikokosten in der Bilanz geht Vetter von einem leicht sinkenden Vorsteuerergebnis 2016 aus. "Wir müssen uns nichts vormachen, die Unsicherheiten nehmen zu", so Vetter.
Die LBBW hat ein relativ gutes Geschäftsjahr 2015 hinter sich, das Vorsteuerergebnis stieg um 54 Millionen Euro auf 531 Millionen Euro im Vergleich zu 2014. Grund hierfür war vor allem die bisher gute Wirtschaftslage in Deutschland. Die Verwurzelung in Baden-Württemberg als konjunkturell robuste Region sei ein Vorteil gewesen, sagte Vetter und schränkte ein: "Ganz so toll sind wir auch nicht, dass wir nur die Kunden haben, die keine Schwierigkeiten haben."
Vergangene Woche war überraschend der Abgang von Vetter zum November 2016 bekanntgegeben worden, eigentlich lief sein Vertrag noch bis Mitte 2017. Der 63-Jährige begründete das mit Blick auf sein Alter. Es sei normal, dass die Bank und ihre Arbeitnehmer ab 60 sich "mit Ein- oder Zwei-Jahresfrist darauf verständigen, dass man nicht bis 65 durchmacht". Sein Nachfolger wird der Ex-Privatkundenvorstand der Deutschen Bank, Rainer Neske.
Die LBBW war in der Finanzkrise schwer angeschlagen, nun ist die Bank aber schon seit vier Jahren in den schwarzen Zahlen. Krisenbedingte Altlasten sollen bis Ende 2018 oder Anfang 2019 abgebaut sein. Wegen der teils harten Einschnitte auf dem Sanierungskurs sank die Bilanzsumme auf 234 Milliarden Euro (2014: 266 Milliarden). Jetzt sei aber "der Tiefstpunkt" bei der Bilanzsumme erreicht, künftig gehe es wieder aufwärts, so Vetter. Vor allem das Firmenkundengeschäft solle ausgebaut werden. Beim Personal wurde 2015 kein Rotstift angesetzt, die Mitarbeiterzahl blieb mit rund 11 100 unverändert.