Warren Buffett hat es nun also getan: Mit seiner berühmt-berüchtigten Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway (NYSE:BRKa) (WKN: A0YJQ2) ist er nun bei Amazon (NASDAQ:AMZN) (WKN: 906866) eingestiegen. Einer Aktie, die seit Jahren und Jahrzehnten rasant wächst und ihren Investoren der frühen Stunde inzwischen eine stattliche Rendite beschert hat.
Angesichts dieser beeindruckenden Historie scheiden sich bei diesem Einstieg nun die Geister, ob Warren Buffett hier noch das richtige Gespür beweist. Viele vermuten, dass der Starinvestor hier bereits zu spät dran sein könnte und sein Einstieg lediglich ein Zugeständnis ist, dass man eine spannende Chance eigentlich verpasst hat.
Lass uns daher im Folgenden einmal auf die gängige Kritik schauen und danach überlegen, was alle Investoren bei dem Einstieg bedenken sollten. Denn letztlich dürfte ein Großteil der Kritik am Starinvestor eigentlich alles andere als angebracht sein.
Wieso viele sich derart an dem Einstieg reiben Wie viele Börsenmedien derzeit titulieren, scheint Buffett, wie gesagt, inzwischen zu spät dran zu sein. Amazon habe beispielsweise bereits eine Marktkapitalisierung erreicht, die gegenwärtig an die magische Marke der Billion US-Dollar kratzt. Entsprechend scheint hier rein objektiv ein Großteil der Reise vielleicht bereits vorbei zu sein.
Zudem scheinen viele dem neuen Lob von Buffett für Amazon nicht so recht zu trauen. So äußerte sich Buffett im Rahmen des Einstiegs seiner Beteiligungsgesellschaft beispielsweise dahin gehend, dass Amazon-Chef Bezos mit Amazon quasi ein Wunder vollbracht habe und Buffett die Aktie des innovativen E-Commerce-Akteurs bereits seit einiger Zeit beobachte.
Viele fragen sich entsprechend, wieso er nicht bereits früher eingestiegen ist in dieses Wunder. Sogar das Wörtchen idiotisch ist in diesem Kontext gefallen, wobei Warren Buffett sich hierbei selbst wohl auch als Idiot bezeichnet habe, der das zugrunde liegende Potenzial von Amazon von Anfang an falsch eingeschätzt habe.
Entsprechend hätte sein Ruf als Investor mit dem richtigen Riecher nun weitere Kratzer erhalten. Auch sein möglicherweise zu später Einstieg bei Apple (NASDAQ:AAPL) als innovatives Tech-Unternehmen wird in diesem Kontext häufiger zitiert. Wobei möglicherweise der eine oder andere fleißige Schreiberling durchaus vergessen haben dürfte, dass sich Apple inzwischen hervorragend entwickelt hat. Absicht oder eine bloße Schlamperei? Das werden wir wohl nie erfahren.
Ein Großteil der Kritik zielt daneben Wenn du mich fragst, zielt ein Großteil dieser Kritik allerdings insgesamt wirklich daneben. Denn auch wenn Amazon natürlich innerhalb der vergangenen Jahre und Jahrzehnte eine hervorragende Investition gewesen wäre (auch wenn das natürlich nicht seit dem IPO gleich ersichtlich gewesen ist), hat Buffett noch nie einen Hehl daraus gemacht, dass er in bestimmte Bereiche, von denen er nichts versteht, nicht gerne investiert.
Eigentlich blieb er innerhalb seiner erfolgreichen Ausnahmekarriere immer in den Bereichen, in denen er sich wohlfühlt, und hat auch abseits der großen Trends Renditen eingefahren, bei denen die meisten Investoren vor Neid erblassen dürften. Daher sollte man an dieser Stelle nicht vergessen, dass genau dieser Verzicht ein langfristiges Erfolgskriterium von Buffett gewesen sein könnte.
Buffett hat zudem auch bei Amazon nicht selbst den Kaufknopf gedrückt, sondern vermutlich einer seiner beiden Vermögensmanager Ted oder Todd, was eigentlich nur relativ konsequent in seiner bisherigen Investorenkarriere ist. Auch bei Apple haben diese beiden wohl federführend die erste Position eröffnet und Buffett möglicherweise in der Folge von der Qualität der Aktie überzeugt. Buffett selbst hätte jedoch wohl nie selbst in eine der beiden Aktien investiert.
Entsprechend sinnlos erscheint es daher letztlich auch, an Buffetts bisheriger Erfolgsgeschichte rütteln zu wollen oder ihn als weniger innovativen Investor zu bezeichnen. Denn bislang steht der Starinvestor noch nicht einmal im Rampenlicht dieser Investition, auch wenn er voll des Lobes für die Verantwortlichen bei Amazon ist und sich im Nachhinein selbst (!) grämt, hier nicht investiert zu haben. Was beides natürlich irgendwo verständlich erscheint.
Ein bemerkenswerter Schritt, aber … Dass Buffett mit Berkshire Hathaway daher nun bei Amazon eingestiegen ist, kann man gewiss als historischen Schritt sehen. Nichtsdestoweniger sollte man nicht vergessen, dass Berkshire Hathaway inzwischen mehr als Buffett und Munger ist und auch neue Namen allmählich an Bedeutung gewinnen könnten. Die Hauptversammlung vom vergangenen Wochenende dürfte solche Spekulationen wohl ebenfalls noch einmal bestärkt haben.
Buffett jedoch für diesen Einstieg zu rügen, scheint in meinen Augen nicht sonderlich zielführend. Zumal eh im Endeffekt erst nach vielen Jahren abgerechnet wird. Und nicht schon jetzt.
Vincent besitzt Aktien von Apple und Berkshire Hathaway (B-Aktien). John Mackey, CEO von Amazon-Tochter Whole Foods Market, sitzt im Vorstand von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Amazon, Apple und Berkshire Hathaway (B-Aktien). The Motley Fool besitzt die folgenden Optionen: Long Januar 2020 $150 Calls auf Apple und Short Januar 2020 $155 Calls auf Apple.
Motley Fool Deutschland 2019