von Robert Zach
Investing.com - Die Gaspreise in Europa gehen weiter nach oben. Der niederländische Gaskontrakt zur Juli-August am TTF-Hub legt am Donnerstag um mehr als 7 Prozent zu. Mit 186,39 Euro je MWh erreicht er ein neues Mehrmonatshoch. Im Vorjahresmonat lag der Gaspreis noch bei rund 35 Euro je MWh.
Ursächlich für die hohen Gaspreise ist nach wie vor das knappe Erdgas-Angebot. Russland hat in den letzten Wochen seine Gaslieferungen über die Nordstream-1-Pipeline um 60 Prozent reduziert. Laut Russland liegt dies an technischen Problemen, Deutschland sieht darin politisch motiviertes Handeln als Reaktion auf die Sanktionen gegen Moskau wegen dessen Angriffskrieg in der Ukraine.
Bei dem technischen Problem handelt es sich um eine Turbine, die zur Wartung nach Kanada geschickt wurde. Aufgrund westlicher Sanktionen kann sie nach russischer Auffassung nicht zurückgeschickt werden. Als Begründung werden die Sanktionen angeführt, die der Westen gegen Russland verhängt hat.
Laut der Commerzbank (ETR:CBKG) ist die westliche Sanktionspolitik "widersprüchlich". In einem Kommentar heißt es: "Weiterhin russisches Gas und Öl zu importieren und gleichzeitig den Export von Ausrüstung, die Russland dafür benötigt, zu sanktionieren, passt schlecht zusammen. In der politischen Auseinandersetzung hat der Westen sich verwundbar gemacht."
Am Markt herrscht nun die Angst, dass Russland die Gaslieferungen nach der regulären Wartung von Nordstream 1, die am 11. Juli beginnt und in der Regel bis zu 14 Tage dauert, komplett einstellen könnte.
Ob es am Ende zu einer Gaskrise kommt oder nicht, kann heute noch niemand seriös beantworten. Allerdings scheint sich der Markt angesichts der explodierenden Gaspreise auf ein Worst-Case-Szenario vorzubereiten.
Wie die Commerzbank schreibt, sei Russlands Führung in der Vergangenheit stets gut darin gewesen, "mit dem Timing ihrer Entscheidungen zu überraschen. Ich kann nur sagen: Die Gefahr einer Gaskrise in Europa ist real."