Investing.com - Die europäischen Gaspreise haben am Freitag kräftig zugelegt. Grund dafür waren Äußerungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der die Chancen auf ein neues Transitabkommen mit der Ukraine als gering einschätzte. Die Futures kletterten zeitweise um bis zu 5 Prozent und markierten damit den stärksten Anstieg innerhalb einer Woche.
Putin erklärte, dass ein neuer Vertrag, der Gaslieferungen durch die Ukraine sicherstellt, vor Ablauf des aktuellen Abkommens Ende des Jahres nicht machbar sei. Länder wie Ungarn und die Slowakei hätten Alternativen vorgeschlagen, um die Gasflüsse aufrechtzuerhalten. Allerdings lehne der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj solche Pläne strikt ab, da sie Russland während des anhaltenden Krieges Geld zufließen lassen würden.
Komplizierte Verhandlungen und ungelöste Streitpunkte
Zusätzliche Herausforderungen sieht Putin in den langlaufenden Verträgen des russischen Energieriesen Gazprom (MCX:GAZP). Diese seien nur schwer zu ändern. Außerdem belaste eine Klage der ukrainischen Naftogaz die Gespräche. Das Unternehmen wirft Gazprom vor, Transitgebühren nicht vollständig gezahlt zu haben. Putin betonte, dass die Klage zurückgezogen werden müsse, bevor weitere Verhandlungen stattfinden könnten.
Die möglichen Ausfälle machen etwa 5 Prozent des europäischen Gasbedarfs aus. Auch wenn dieser Anteil überschaubar erscheint, würde ein Wegfall dieser Mengen den Druck erhöhen, mehr Gas aus Norwegen oder durch LNG-Importe aus den USA zu beziehen.
Der Markt reagierte prompt auf die Unsicherheiten. Am Freitagmittag legten die niederländischen TTF-Futures um 2,34 Prozent auf 46,8 Euro pro Megawattstunde zu.
Gazprom setzt auf China und den heimischen Markt
Parallel dazu kündigte Gazprom an, seine Gasproduktion in diesem Jahr deutlich gesteigert zu haben. CEO Alexei Miller rechnet mit einem Anstieg um 61 Milliarden Kubikmeter auf etwa 416 Milliarden Kubikmeter – ein deutliches Plus nach einem schwachen Jahr 2023. Damals war die Produktion um 13 Prozent eingebrochen, da die Exporte nach Europa aufgrund der Spannungen im Ukraine-Konflikt massiv zurückgingen.
Besonders die Exporte nach China sollen zugelegt haben. Für 2024 erwartet Gazprom Lieferungen von 31 Milliarden Kubikmetern – etwas mehr als die ursprünglich geplanten 30 Milliarden.