Investing.com - Die stärker als erwartete Abkühlung der Inflation in den USA hat den Goldpreis am Dienstag wieder über die Marke von 1.800 Dollar getrieben. Mit 1.836,80 Dollar erreichte er im Vorfeld der morgigen Zinsentscheidung der Fed den höchsten Stand seit Ende Juni.
Der Gold-Future zur Februar-Lieferung rückte bis 16.10 Uhr MEZ um 39,80 Dollar oder 2,21 Prozent auf 1.831,45 Dollar vor. Spot-Gold verteuerte sich um 2,00 Prozent auf 1.817,10 Dollar.
Der Verbraucherpreisindex legte im vergangenen Monat lediglich um 0,1 Prozent zu, wie das US-Arbeitsministerium am Dienstag mitteilte. Im Vormonat hatte sich die Monatsrate noch um 0,4 Prozent erhöht. Insgesamt fielen die Inflationszahlen moderater aus als gedacht.
Die Jahresteuerung kühlte sich von 7,7 Prozent im Oktober auf 7,1 Prozent ab. Ökonomen hatten im Schnitt mit einem Rückgang der Rate auf 7,3 Prozent gerechnet.
Ohne Berücksichtigung der volatilen Komponenten wie Energie- und Lebensmittelpreise stieg der Verbraucherpreisindex in der Kernrate um 0,2 Prozent, gegenüber einem Zuwachs von 0,3 Prozent im Oktober. Ökonomen hatten mit einem Anstieg von 0,3 % gerechnet. So gering waren die Preise zuletzt im August 2021 gestiegen. Im Jahresvergleich ging die Kerninflation den BLS-Daten zufolge auf 6,0 Prozent zurück.
"Die Inflation befindet sich nun deutlicher auf dem Rückzug", kommentierten die Experten von Wells Fargo (NYSE:WFC). Dennoch sei eine nachhaltige Rückkehr zum Fed-Inflationsziel noch in weiter Ferne, ergänzten sie.
Für den US-Dollar-Index ging es nach dem Inflationsbericht steil bergab. Mit 103,15 Punkten markierte er den niedrigsten Stand seit Anfang Juni. Zuletzt verlor der Greenback 1,40 Prozent auf 103,297 Punkte.
Ein schwächerer Dollar stützt tendenziell den Goldpreis, da das Edelmetall außerhalb des Dollarraums dann günstiger wird.
In den Fokus der Goldhändler rückt nun die geldpolitische Entscheidung der US-Notenbank Fed am Mittwoch. Hier rechnet die Börse trotz der milderen US-Inflationszahlen weiterhin mit einer Zinserhöhung um 50 Basispunkte. Von größerem Interesse sind jedoch die Projektionen der US-Notenbanker, die parallel zum geldpolitischen Begleittext veröffentlicht werden und Aufschluss darüber geben, wo sie den Zinsgipfel im Jahr 2023 sehen.
Im September-Dotplot lag das Zinshoch bei 4,6 Prozent. Allerdings hatte Powell in letzter Zeit immer wieder betont, dass die Leitzinsen voraussichtlich über dieses Niveau hinaus angehoben und dann für einen längeren Zeitraum auf diesem erhöhten Niveau gehalten werden müssten, um die Inflation einzudämmen. Daraufhin preisten die Märkte einen Zinshöchststand von über 5 Prozent bis Mitte 2023 ein, doch angesichts der jüngsten Inflationszahlen dürften sich die Erwartungen für die Zinsspitze nochmals ändern.
So meint Pantheon Economics, dass der Inflationsbericht "nichts an der morgigen Entscheidung der Fed ändert, den Leitzins um 50 Basispunkte anzuheben". Allerdings dürfte Fed-Chef Powell weit weniger hawkish auftreten als noch im November. "Wir halten jetzt eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte am 1. Februar für wahrscheinlicher und glauben, dass dann Schluss sein wird. Der Disinflationsdruck ist schon seit einiger Zeit in der Pipeline, aber jetzt zeigt er sich dort, wo es darauf ankommt: in den Verbraucherdaten", heißt es in einer Notiz.
Niedrigere Zinsen unterstützen den Goldpreis tendenziell, weil der Kauf von Anleihen im Vergleich zum Edelmetall dann weniger attraktiv wird.