Investing.com - Die Unze Gold kostet erstmals in der Geschichte mehr als 2.000 Dollar. Die Gründe dafür, dass sich das Edelmetall im Aufwind befindet, sind vielfältig. Laut RBC Capital Markets ist Gold in diesem Jahr sogar populärer wie nie zuvor und lockt Investoren in Scharen in den sicheren Hafen.
"Der Goldpreis hat den höchsten Stand aller Zeiten erreicht, und die Botschaft ist klar: Die Goldpositionierung deutet darauf hin, dass sich die Einstellung der Anleger gegenüber dem Metall aufgrund der öffentlichen Gesundheitskrise, der wirtschaftlichen Turbulenzen und der extrem lockeren Geldpolitik [der Zentralbanken] geändert hat", wie Kitco die Rohstoffstrategen von RBC zitierte.
Der jüngste Preisanstieg über die psychologisch bedeutende Marke von 2.000 Dollar sei das Ergebnis aus einem schwächeren US-Dollar und in gewisser Weise enttäuschenden Konjunkturdaten gewesen, hieß es in dem Bericht.
Der US-Dollar-Index, der den Wert des US-Dollars gegenüber einem ausgewählten Währungskorb aus sechs Währungen - dem Euro, dem japanischen Yen, dem Schweizer Franken, der Schwedischen Krone, dem Kanadischen Dollar und dem Britischen Pfund - vergleicht, hat seit Mitte März um mehr als 6,3 Prozent abgewertet.
"Da der Goldpreis auf ein Allzeithoch gestiegen ist, haben die deutlichen Kursgewinne das Edelmetall zu einem echten Star im Jahr 2020 gemacht", schrieben die Strategen.
Im Bull-Case erwarten die Analysten sogar Preise von 3.000 Dollar. Damit Gold jedoch auf die Marke von 3.000 Dollar klettern kann, müsste der Markt mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Bedingungen rechnen, wie im Bericht festgestellt wurde.
"Faktoren, die eine weitere Kaufwelle auslösen würden, könnten mit weiteren beispiellosen geldpolitischen Impulsen, möglichen Spekulationsblasen und einer vielleicht schwer zu kontrollierenden Inflation zusammenfallen".
Anzeichen dafür wären etwa eine noch aggressivere Fiskal- und Geldpolitik, weitere Anstiege der Corona-Infektionsraten sowie ein überraschendes geopolitisches Ereignis, das neue schwerwiegende wirtschaftliche Sorgen aufkommen lässt, so RBC.
In dem Bericht wurde dieses Szenario auf eine Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent taxiert.
Im Basisszenario geht RBC jedoch davon aus, dass der Goldpreis sich für einige Zeit oberhalb von 2.000 Dollar stabilisieren kann, bevor er wieder zurückfällt, da sich der Widerstand an neuen Höchstständen für das gelbe Metall als zu groß erweisen könnte.
Die Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario beziffert RBC auf 50 Prozent.
Das Bear-Case verknüpft RBC mit einer schnellen Bewältigung der Corona-Krise. Allerdings liege die Wahrscheinlichkeit hierfür lediglich bei 10 Prozent.
"Vielversprechende Meldungen über einen Impfstoff gegen Covid-19 und echte Fortschritte bei der Bekämpfung der Pandemie können und werden wahrscheinlich den Anstieg des Goldpreises begrenzen und einen Pullback lostreten". Dafür bedarf es jedoch echter Fortschritte bei der Entwicklung eines Impfstoffes, damit die Unsicherheit, die das Interesse an Gold in den letzten Monaten getrieben hat, tatsächlich zurückgeht.
Wer also glaubt, dass bis zu den US-Präsidentschaftswahlen ein wirksamer Impfstoff zur Verfügung stehen wird, wie es Donald Trump bereits kundgetan hat, der sollte von Gold wohl die Finger lassen.