von Robert Zach
Investing.com - Nach einem mauen Wochenstart ist der Goldpreis am Donnerstag und Freitag wieder losgesprintet. In der Spitze schoss das gelbe Metall, das in diesem Jahr bereits 26 Prozent hinzugewinnen konnte, um über 45 Dollar nach oben. Ausschlaggebend für den Preissprung waren Hoffnungen auf weitere Konjunkturhilfen der US-Regierung und das Versprechen der US-Notenbank Federal Reserve, die Zinsen auf lange Sicht niedrig zu halten, oder 1) die Wertpapierkäufe zu erhöhen oder 2) die gegenwärtige Laufzeitenstruktur der Fed-Käufe zu ändern. So oder so, die Geldpolitik bleibt ultralax. Das schürte neuen Konjunkturoptimismus unter den Anlegern und schob die Inflationserwartungen gemeinsam mit den nominalen Renditen nach oben, wobei die zehnjährige Breakeven-Inflationsrate sich mit 1,72 Prozent wieder dem höchsten Stand seit Ende August angenähert hat und damit zeitgleich den Realzins erneut etwas nach unten gebracht hat.
Höhere Staatsausgaben, die, je nach Höhe des Covid-Hilfspakets, einen deutlich negativeren Realzins (NYSE:TIP) zur Folge haben dürften, belasten zu gleichen Teilen den US-Dollar, der am Freitag um knapp 0,50 Prozent sinkt. Mit 93,20 Indexstellen erreichte der Greenback den niedrigsten Stand seit dem 21. September. Stand aktuell steht ein Wochenverlust von 0,74 Prozent zu Buche. Und weitere Verluste könnten dem US-Dollar ins Haus stehen, nachdem er sich nicht oberhalb seiner Glättungen der letzten 20 und 50 Tage (akt. bei 93,70 und 93,28) halten konnte.
Da Gold in US-Dollar notiert, gewinnt das gelbe Metall an Attraktivität, sobald der Greenback abwertet, weil die Unze Gold dann außerhalb des Dollarraums günstiger wird.
Die Nachfrage nach Gold steigt auch, wenn die realen Renditen von US-Staatsanleihen spürbar im Minus notieren.
Und die Chancen auf weiter fallende Realzinsen stehen nicht schlecht. Schließlich dürften die USA eher früher als später ein Konjunkturpaket beschließen, egal, ob mit Trump oder mit Biden im Weißen Haus. Bei Letzterem erwarten einige Analysten sogar wesentlich höhere Ausgaben als beim amtierenden US-Präsidenten.
Je mehr Geld die Regierung ausgibt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass 1) der US-Dollar weiter abwertet, 2) die Inflationserwartungen (NYSE:RINF) deutlich zulegen und 3) der Realzins noch negativer wird. Warum? Weil die Federal Reserve sich mit aller Macht dagegen wehren wird, die nominalen Renditen spürbar steigen zu lassen. Eine aktive Zinskurvenkontrolle betreibt die Federal Reserve zwar offiziell noch nicht, aber nichts anderes tut sie mit ihren unbegrenzten Asset-Käufen. Sie drückt damit die nominalen Zinsen und hält sie in einem fein definierten Korridor. Da passt es wie die Faust aufs Auge, dass die Total (PA:TOTF) Assets (Less Eliminations from Consolidation) der US-Notenbank seit Ende September bis diesen Mittwoch erneut zugenommen haben.
Neben der Zins- und Dollarkomponente gilt es aber auch den Blick auf die Bestände der börsengehandelten Fonds (ETF) auf Gold zu richten, die als Indikator dafür gelten, wie stark sich Investoren im Goldmarkt engagieren. Und die jüngsten Zahlen des World Gold Council (WGC) machten erneut deutlich: die Nachfrage nach Gold ist gigantisch: demnach haben die Bestände in goldbesicherten Exchange Traded Funds (ETFs) in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres um mehr als 1.000 Tonnen Gold zugenommen. Mit 3.880 Tonnen erreichten die Bestände ein neues Rekordhoch.
Die Bestände des SPDR® Gold Shares (NYSE:GLD), des iShares Gold Trust (NYSE:IAU) und des iShares Physical Gold ETC (LON:IGLN) führten das Feld der Gold-ETFs an und stiegen im gleichen Zeitraum um 375,5 Tonnen, 158,1 Tonnen bzw. 108 Tonnen. Die Mittelzuflüsse in beliefen sich laut WGC auf 36 Milliarden Dollar.
Der SPDR Gold Shares stieg am Freitag um 1,78 Prozent und steht mit 180,97 Dollar so hoch wie zuletzt Mitte September. Damit hat der weltweit größte Gold-ETF den Schlüsselwiderstand in Form der oberen Begrenzungslinie des abwärts gerichteten Trendkanals bei 179,47 Dollar sowie das Hoch vom 6. Oktober bei 180,37 Dollar übersprungen und eine positive Weichenstellung vollzogen, sofern ihm eine Stabilisierung oberhalb der gerade genannten Marken gelingen sollte.
Die gegenwärtig laufende Korrektur hat der Goldpreis trotz der jüngsten Gegenreaktion aber noch nicht offiziell verlassen. Hierfür bräuchte es einen Spurt über die 1.950-Dollar-Marke (logarithmische Charteinstellung). Danach würden Niveaus von 1.983 Dollar und 2.000 Dollar wieder in greifbare Nähe rücken.
Auf der Unterseite gilt es ein Abgleiten unter den Bereich um 1.887 bis 1.877 Dollar zu verhindern, da ansonsten schnell Kursverluste in Richtung 1.850 Dollar drohen könnten, gefolgt von einem weiteren Abwärtsimpuls.
Der an der COMEX-Sparte der New Yorker Handelsbörse Nymex gehandelte Gold-Future für die Dezember-Lieferung stieg um 1,96 Prozent oder 37,05 Dollar auf 1.932,15 Dollar Dollar je Feinunze. Der Spot-Goldpreis legte um 1,71 Prozent oder 32,38 Dollar auf 1.926 Dollar je Feinunze zu.
Im übrigen Metallhandel zog es den Silberpreis um 4,23 Prozent nach oben auf 24,88 Dollar je Unze. Goldman Sachs (NYSE:GS) wies auf Silber als "eindeutigen Nutznießer" eines weiteren Konjunkturprogramms hin, das auf erneuerbare Energien ausgerichtet sein dürfte. Dies dürfte die Silber-Nachfrage aus der Photovoltaik-Industrie anheizen, hieß es in der Notiz.
Platin-Futures kletterten um 3,3 Prozent und Nickel-Futures legten um 3,47 Prozent zu. Für Palladium ging es um 3,25 Prozent nah oben und Aluminium stieg um 2,44 Prozent. Kupfer stand 1,16 Prozent im Plus, Blei 0,95 Prozent und Zinn 0,80 Prozent.
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