Investing.com - Der Goldpreis hat nach seinem jüngsten Preisrutsch moderat zugelegt. Ein perfekter Mix aus Sorgen um den chinesisch-amerikanischen Handelsstreit sowie fallenden Anleiherenditen bot dem sicheren Hafen Gold eine Unterstützung.
Der Gold-Future zur Lieferung im Dezember gewinnt 11,85 Dollar oder 0,82 Prozent auf 1.465,75 Dollar je Feinunze (13.05 Uhr). Am Vortag markierte der Terminkontrakt mit 1.446,20 Dollar je Feinunze den tiefsten Stand seit dem 2. August.
Der Kassapreis für eine Feinunze Gold verteuert sich um 8,92 Dollar oder 0,61 Prozent auf 1.465,86 Dollar je Feinunze (13.05 Uhr).
US-Präsident Donald Trump sagte während seiner Rede im Economic Club of New York, ein Handelsdeal sei "nahe", aber er gab keine neuen Details preis, wann und wo der Deal unterzeichnet werden soll. Der Mangel an Fortschritten enttäuschte die Investoren.
Gleichzeitig drohte der US-Präsident damit, dass die USA die China-Zölle "erheblich" erhöhen werden, wenn keine Einigung erzielt wird. "Wenn wir keinen Deal machen, werden wir diese Zölle erheblich erhöhen", sagte Trump. "Sie werden sehr deutlich erhöht werden. Und das wird auch für andere Länder gelten, die uns schlecht behandeln."
"Obwohl die Chefunterhändler kurz vor einer Einigung stehen, handelte es sich nicht um eine Rede, die positiv für die Risikosituation war, sondern um eine Art Realitätscheck, die den Markt daran erinnerte, wie der Präsident tickt", erklärte Richard Perry, Marktanalyst beim Brokerhaus Hantec Markets.
Die höhere Risikoaversion an den internationalen Finanzmärkten sorgte dafür, dass der Goldpreis sich von seinen Tiefs loslösen konnte. Auch andere sichere Häfen wie der japanische Yen oder der Schweizer Franken legten moderat zu. Dagegen mussten die europäischen Börsen teilweise deutsche Einbußen hinnehmen. Davon profitierten US-Staatsanleihen und Bundesanleihen. Der iShares 20+ Year Treasury Bond (NASDAQ:TLT) legte vorbörslich um 0,90 Prozent zu, während die Rendite zehnjähriger US-Treasuries um 2,02 Prozent auf 1,87 Prozent abrutschte. Die Zehnjahresrendite aus Deutschland kollabierte um 0,048 auf -0,295 Prozent. Für gewöhnlich profitiert der Goldpreis von niedrigeren Zinsen.
Verantwortlich für die Flucht in Sicherheit waren aber auch die Entwicklungen in Hongkong, wo es in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch erneut zu schweren Straßenschlachten zwischen den Demonstranten und der Polizei gekommen war. Am Markt wächst nun die Angst vor einem Militäreinsatz.
"Die Tatsache, dass die Proteste in Hongkong immer brutaler werden, könnte die Handelsgespräche zwischen den USA und China verkomplizieren", sagte Phil Flynn von der Price Futures Group in einer Notiz. "Einige befürchten, dass dies den Fortgang der Handelsgespräche erschweren könnte".
Die USA hatten China in der Vergangenheit mehrmals vor einem gewaltsamen Vorgehen gegen die Demokratiebewegung in Hongkong gewarnt und sogar die Handelsgespräche mit den Protesten verknüpft.
Am Mittwoch stehen einige Konjunkturdaten aus den USA auf der Agenda, die für Kursbewegung beim Goldpreis sorgen könnte. Investoren erhalten Informationen über die Inflation und den Realeinkommen in den Vereinigten Staaten. Von Investing.com befragte Volkswirte erwarten die Jahresteuerung unverändert bei 1,7 Prozent. Die Kernrate, die Nahrungsmittel und Energie ausklammert, dürfte bei 2,4 Prozent stagnieren.
Um 17 Uhr mitteleuropäischer Zeit äußert sich dann Fed-Chef Jerome Powell vor dem Wirtschaftsausschuss des Kongresses zur wirtschaftlichen Situation in den Vereinigten Staaten von Amerika. Nach der Zinssenkung Ende Oktober, dem „Not-QE“ und der angedeuteten Zinspause erwarten die meisten Beobachter für heute keine Neuigkeiten, die den Markt in die ein oder andere Richtung bewegen könnten.
"Es wäre eine Überraschung, wenn Powell stark vom Skript der Pressekonferenz nach der FOMC-Sitzung abweicht, in der er betonte, dass die bisherige Lockerung die Wirtschaft gestützt und dazu beigetragen habe, einige der externen Risiken, die sich aus der Wachstumsverlangsamung ergeben, auszugleichen", erklärte die Deutsche Bank (DE:DBKGn) in einer Notiz.
Mit dem jüngsten Mehrmonatstief bei 1.446,20 Dollar je Feinunze kam es beim Goldpreis zu einem kleinen Umkehrsignal in Form einer bullischen Hammer-Kerze, so Richard Perry, Marktanalyst beim Brokerhaus Hantec Markets. Eine Fortsetzung der Erholung sei allerdings alles andere als ein Selbstläufer.
"Erst ein Schlusskurs über 1.458 Dollar würde Erholungspotenzial signalisieren. Wir betrachten dies jedoch nur als eine kurzweilige Bewegung. Die Rallye wird wahrscheinlich dazu beitragen, neues Abwärtspotenzial zu entfesseln."
Von einer größeren Erholungsbewegung sei erst auszugehen, wenn Gold die Hürde zwischen 1.474 bis 1.480 Dollar überspringt, so Perry.