Noch vor einem Jahrzehnt galt Marihuana als Tabuthema. Die Politiker wichen aus, wenn sie dazu gefragt wurden. Die Amerikaner mieden das Gespräch darüber.
Doch in einem Jahrzehnt hat sich viel verändert. Heute haben zwei Drittel des Landes grünes Licht für medizinisches Marihuana gegeben, und Illinois wurde kürzlich der 11. Staat, der Freizeit-Marihuana für Erwachsene legalisierte. Der Verkauf von Freizeit-Cannabis im Land von Lincoln wird am 1. Januar 2020 beginnen. Wir haben auch eine Reihe von Politikern gesehen, die offen über eine Marihuana-Reform auf der Bundesebene sprechen und es vielleicht sogar unterstützen.
Also, wenn sich so viel geändert hat, zumindest in der Öffentlichkeit und auf der Staatsebene, warum hat die Regierung nicht ihre Haltung zu Marihuana auf der Bundesebene geändert? Eine aktuelle Umfrage von CBS News zeigt die wichtigsten Erkenntnisse, die die Branche aufhalten.
Die Unterstützung der Legalisierung erreicht in dieser jährlichen Umfrage einen neuen Höchststand Kurz vor dem 20. April, einem der bekanntesten Tage in der Cannabis-Gemeinschaft, veröffentlichte CBS News die jetzt jährliche Umfrage, die beschreibt, wie die Öffentlichkeit Marihuana wahrnimmt. Auf die Frage, ob die Befragten den legalen Marihuana-Konsums befürworten, antwortete ein Rekord von 65 % mit “ja”, was einem Anstieg von 6 Prozentpunkten gegenüber April 2018 und 20 Prozentpunkten gegenüber April 2013 entspricht. Dieses Ergebnis ist in etwa gleichzusetzen mit den Ergebnissen des nationalen Meinungsforschungsunternehmens Gallup, das in seiner Umfrage vom Oktober 2018 66 % Unterstützung für die Legalisierung zeigte.
Dabei fand CBS News heraus, dass, zum ersten Mal überhaupt in der Umfrage, eine Mehrheit der Republikaner die Legalisierung unterstützten (56 %). Wie schon seit einiger Zeit waren jedoch ältere Menschen im Alter von über 65 Jahren immer noch gegen die Legalisierung, mit nur 49 % Unterstützung. Im Vergleich dazu sprachen sich 72 % der jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 34 Jahren für eine Legalisierung aus, zusammen mit 72 % der Leute, die sich selbst als Demokraten bezeichnen.
Einer der Hauptgründe, warum Marihuana an Popularität gewonnen hat, ist, dass die meisten Amerikaner es als positiv für die lokale Wirtschaft ansehen. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (52 %) vermuteten, dass Cannabis wirtschaftlich positiv sein könnte, verglichen mit nur 15 %, die es als negativ für die einheimische Wirtschaft ansahen. Der Rest der Befragten sah wenig oder gar keinen wirtschaftlichen Effekt voraus.
Darüber hinaus war genau die Hälfte aller Befragten der Meinung, dass die Legalisierung des Marihuana-Konsums “nicht viel Einfluss” auf die Zahl der schweren Verbrechen haben würde. Im Vergleich dazu erwarteten 20 % einen Rückgang, während 26 % einen Anstieg der Gewaltverbrechen bei erhöhtem Cannabis-Konsum prognostizieren.
Marihuana wird nicht als politischer Wendepunkt angesehen Alle diese Daten scheinen ein wichtiges Argument für die Bundesreform zu sein. Die Amerikaner bevorzugen überwiegend die Legalisierung, glauben, dass sie der lokalen Wirtschaft hilft, und denken nicht, dass der Cannabis-Konsum zu gewalttätigen Verbrechen führen wird. Jedoch bleibt es eine illegale Substanz auf der Bundesebene.
Der Grund? Laut der Umfrage von CBS News sagten 56 % der befragten Amerikaner, dass die Unterstützung ihres Präsidentschaftskandidaten für legales Marihuana keinen Unterschied in ihrer Wahl machen würde. Unterdessen sagten 21 %, dass sie eher für einen Kandidaten stimmen werden, der sich für die Legalisierung von Cannabis einsetzt. Auch 21 % der Befragten werden weniger wahrscheinlich für einen Kandidaten stimmen, der die Legalisierung von Cannabis unterstützt. Mit anderen Worten, eine Mehrheit der Öffentlichkeit mag eine Meinung darüber haben, ob Cannabis legal sein sollte oder nicht. Die Meinung des Kandidaten, den sie unterstützen, wird nicht ausreichen, um ihre Wahl zu beeinflussen.
Eine Umfrage der unabhängigen Quinnipiac University aus dem Jahr 2018 ergab einen sehr ähnlichen Befund. Quinnipiac stellte den Befragten die folgende Frage:
“Wenn Sie mit einem politischen Kandidaten in anderen Fragen übereinstimmen, doch nicht in der Frage der Legalisierung von Marihuana, denken Sie, dass Sie immer noch für diesen Kandidaten stimmen könnten oder nicht?”
Nur 13 % der Befragten bestätigten, dass sie nicht für einen solchen Kandidaten stimmen würden, mit satten 82 %, die angaben, dass sie es immer noch tun würden. Marihuana hat einfach nicht genug politischen Einfluss auf dem Capitol Hill, um gewählte Beamte dazu zu bringen, ihre Sitze zu verlieren. Das bedeutet, dass es für den Gesetzgeber wenig Eile gibt, die Legalisierungsbewegung zu unterstützen, auch wenn sich die öffentliche Meinung in den letzten Jahren dramatisch zugunsten der Legalisierung verschoben hat.
Cannabis könnte auf der Bundesebene für die nächsten Jahre illegal bleiben Selbst wenn Marihuana nicht zu einem Wahlthema wird, reduziert dies nicht die Bedeutung der Wahlen 2020. Zusätzlich zu den zahlreichen Staaten, die voraussichtlich über Freizeit-Cannabis abstimmen werden, könnte die Bundesregierung Turbulenzen auf der Kongress- und Präsidentenebene sehen. Da die Republikaner eine historisch negativere Ansicht über Cannabis als die Demokraten haben, könnte das Festhalten an der aktuellen Politik zu mindestens weiteren zwei Jahren ohne jede Chance auf eine Bundesreform führen.
Obwohl es viele Möglichkeiten für die Marihuana-Investoren gibt, in den USA über den Hanf- und Cannabidiolmarkt Geld zu verdienen, könnte ein mangelnder Fortschritt an der föderalen Cannabis-Front die kurzfristigen Erwartungen der Investoren durchaus beeinträchtigen.
So haben wir beispielsweise im letzten Quartal erlebt, wie das multinationale Cannabis-Unternehmen Acreage Holdings (WKN:A2N9K9) um 20 % gefallen ist, was es zu einer der 25 schlechtesten Cannabis-Aktien machte. Acreage, das Einzelhandelsgeschäfte, landwirtschaftliche Betriebe und Verarbeitungsbetriebe in mehr Staaten (20) als jede andere vertikal integrierte US-Pot-Aktie hat, stimmte im April dem Erwerb durch Canopy Growth (WKN:A140QA) zu, der größten Marihuana-Aktie der Welt nach Marktkapitalisierung.
Der 3,4 Mrd. US-Dollar-Bar- und Aktien-Deal kommt aber nur unter bestimmten Bedingungen zustande. Canopy Growth zahlte 300 Mio. US-Dollar in bar im Voraus und wird später, nachdem Marihuana auf der Bundesebene in den Vereinigten Staaten legalisiert ist, 3,1 Mrd. US-Dollar in Aktien zahlen. Dabei könnte der Sieg der Republikaner im Senat oder im Oval Office nächstes Jahr jede mögliche Wahrscheinlichkeit der Reform um mindestens weitere 24 Monate nach hinten schieben. Auch wenn es so aussieht, als ob Canopy Growth auf dem aufkeimenden Cannabis-Markt der Vereinigten Staaten leicht zurechtkommen würde, gibt es keine Garantie dafür, dass die Eventualrechte aus dem Deal mit Acreage jederzeit und in naher Zukunft erfüllt werden.
Bis Marihuana mehr zu einem Wahlkampf-entscheidenden Thema wird, gibt es wenig Chancen auf eine echte Bundesreform in den Vereinigten Staaten.
Dieser Artikel wurde von Sean Williams auf Englisch verfasst und am 06.07.2019 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.
The Motley Fool hat keine Position in den oben genannten Aktien.
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