Investing.com - Die Preise für Kaffee stehen aktuell unter Druck, weil die Kaffeemarktbeobachter ein globales Überangebot an Kaffee auf dem Weltmarkt befürchten. Jedoch gehen einer Reuters-Umfrage zufolge neun Analysten von einem Preisanstieg in Höhe von knapp 25 Prozent zum Ende des laufenden Jahres aus. Der Grund: der zweijährige Erntezyklus der Arabica-Pflanze, der sich nun in der ertragsschwächeren Hälfte befindet. Der Weltmarkt für Arabica-Kaffee dürfte deshalb in ein Defizit geraten und die Preise befeuern.
Die befragten Kaffeeexperten rechnen in der Erntesaison 2019/20 mit einem globalen Defizit von 1 Millionen Sack (ein Sack entspricht 60kg), während der Überschuss 2018/2019 auf 4,25 Millionen Sack geschätzt wird.
Die zyklusbedingten Ernteeinbußen dürften das globale Überangebot in ein Defizit umwandeln und den Kaffeepreis für die Arabica-Sorte auf 125 US-Cents bis zum Ende des Jahres 2019 befördern. Das entspräche Stand heute einem Aufwärtspotenzial von knapp 25 Prozent.
"Die Preise für die Arabica-Sorte sollte durch die Tatsache unterstützt werden, dass wir uns 2019/20 in der ertragsschwächeren Hälfte der brasilianischen Kaffeeproduktion befinden", sagte Caroline Bain, Analystin bei Capital Economics.
Die Umfrageteilnehmer rechnen für die brasilianische Erntesaison 2019/20 im Schnitt mit 55 Millionen Sack. Das entspricht weitgehend den vorherigen Prognosen.
Im Vergleich zur rekordhohen Erntesaison 2018/2019, woraufhin die Preise für die Arabica-Sorte mit 92 US-Cent je Sack im September auf den tiefsten Stand seit 13 Jahren rutschten, entspricht das einem Rückgang von rund 8,3 Prozent. Mittlerweile liegen die Kosten für die Erzeugung für einen Sack Kaffee in vielen Ländern weit unter den Produktionskosten. Kaffeemarktbeobachter fürchten nun, dass einige Kaffeebauern deshalb nicht mehr so viel Geld in ihre Farmen investieren werden. Auch das könnte zu einer Produktionssenkung beitragen.
Aber auch die Performance des USD/BRL wird weiter eine wichtige Rolle für die Preise für die Arabica Sorte spielen. Wenige Wochen vor den brasilianischen Präsidentschaftswahlen im Oktober stieg der Kaffeepreis deutlich, auch weil die heimische Landeswährung spürbar aufwertete. Ein stärkerer Real belastet die Exporte von Kaffee, so dass weniger Angebot auf den Weltmarkt gelangt. Das gibt dem Kaffeepreis Auftrieb.
von Robert Zach