Investing.com - Für den Ölpreis ging es am Freitag im europäischen Handel etwas nach oben. Der Optimismus über die Anhebung der US-Schuldenobergrenze glich die Befürchtungen über ein aufgeblähtes Angebot und eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Bedingungen weitgehend aus.
Obwohl gestern beim Rohölpreis noch ein Minus davor stand, konnte er in dieser Woche einen Großteil seiner Erholungsgewinne halten. Auslöser für die positive Stimmung an den Ölmärkten war die Aussicht auf Fortschritte bei der Anhebung der US-Schuldenobergrenze. Die Händler kauften sich auch wieder in stark verbilligte Märkte ein, nachdem sie vier Wochen in Folge Verluste erlitten hatten.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl stieg um 0,5 % auf 76,36 USD pro Barrel, während das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI ebenfalls 0,4 % höher auf 72,30 USD pro Barrel gehandelt wurde. Beide Kontrakte dürften in dieser Woche zwischen 2 % und 3 % zulegen.
Es wäre das größte Wochenplus seit Anfang April. Für positive Anreize auf den Ölmärkten sorgte die Ankündigung der Regierung Biden, mit der Auffüllung der strategischen Erdölreserve zu beginnen. Auch Anzeichen für eine erhöhte Kraftstoffnachfrage in den USA im Vorfeld der Sommersaison gaben wichtige Preisimpulse.
Die Aussichten für die Ölmärkte bleiben jedoch weiterhin düster, zumal China erneut schwache Wirtschaftsdaten vermeldet. Die in dieser Woche veröffentlichten schwächer als erwartet ausgefallenen Kennzahlen für die Industrieproduktion und die Einzelhandelsumsätze deuten darauf hin, dass der Aufschwung in China nach Beendigung der Coronamaßnahmen ins Stocken geraten ist. Dies lässt wiederum Zweifel daran aufkommen, dass China in diesem Jahr eine Erholung der Ölnachfrage herbeiführen würde.
Ein stärkerer Dollar begrenzte die Gewinne an den Rohölmärkten ebenfalls, da er die Rohstoffe für ausländische Käufer verteuert. Der Dollar erhielt Auftrieb durch eine Reihe hawkischer Äußerungen von Fed-Vertretern in dieser Woche, die davor gewarnt haben, dass die hartnäckige Inflation die Zinsen wahrscheinlich noch länger hochhalten würde.
Ein unerwartet starker Rückgang der wöchentlichen Arbeitslosenanträge untermauerte diese Einschätzung am Donnerstag und trieb den Dollar beinahe auf ein 2-Monats-Hoch. Das Hauptaugenmerk liegt nun auf einer Podiumsdiskussion mit Fed-Präsident Jerome Powell im weiteren Verlauf des Freitags.
Die Angst vor steigenden Zinsen und einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums hat die Ölpreise in diesem Jahr stark belastet, da die Märkte befürchten, dass eine US-Rezession und möglicherweise eine weltweite Rezession die Nachfrage nach Rohöl dämpfen wird.