Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Die Rohölpreise erreichten am Dienstag den höchsten Stand seit dreizehn Monaten, als die US-Regierung für die inländische Industrie nur eine langsame Rückkehr zu den Produktionsniveaus vor der Pandemie prophezeite, während der globale Spotmarkt zum Teil aufgrund der Exportprobleme in Libyen weiterhin angespannt war.
Gegen 18 Uhr kostete ein Barrel der US-Sorte WTI mit 58,14 Dollar 0,3% mehr als am Vortag, während ein Barrel der Brent-Sorte mit 60,94 Dollar um 0,4% höher notierte.
Die US-amerikanischen Benzin RBOB Futures gaben hingegen nach und verloren 0,8% auf 1,6655 Dollar pro Gallone. Die Erdgas Futures entfernten sich ebenfalls von ihrem zuletzt erreichten Zweijahreshoch, wurden aber durch die hohe Heizölnachfrage noch ausreichend gestützt und standen bei 2,8355 Dollar pro Million British Thermal Units.
In Übersee verengt sich der Markt, da die asiatische Nachfrage anzieht und Libyen, ein wichtiges OPEC-Mitglied, das von dem Förderpakt ausgenommen ist, aufgrund eines Streiks bewaffneter Sicherheitskräfte im Hafen von Hariga, die behaupten, nicht bezahlt worden zu sein, weiterhin Exportunterbrechungen hinnehmen muss. Laut Nachrichtenagenturen sind die Exporte des Landes seit ihrem jüngsten Höchststand um fast 200.000 Barrel pro Tag gesunken.
Der Pakt zwischen der OPEC, Russland und anderen großen Exporteuren unterbindet den Ausgleich für das verlorene Angebot.
In den USA rechnet die Energy Information Administration damit, dass die Erdölindustrie des Landes erst im Jahr 2023 wieder auf das Produktionsniveau von vor der Pandemie zurückkehren wird, nicht zuletzt, weil sie damit rechnet, dass der Sektor in Zukunft härter um Investitionsgelder kämpfen muss.
"Die Öl- und Erdgas-Industrie steuerte bereits darauf zu, sich statt auf Fremd- und Eigenkapital auf Kapital aus Cashflows zu verlassen", so die EIA in ihrem Ausblick für 2021, der am Dienstag veröffentlicht wurde. "COVID-19 hat diesen Trend beschleunigt und lässt die Produzenten abhängiger von ihren internen Cashflow-Quellen werden, weil externe Finanzierungsquellen weniger verfügbar sind oder höhere Renditen verlangen."
Auch die OPEC und die Internationale Energieagentur werden im Laufe der Woche ihre neuesten Prognosen zu den globalen Marktaussichten veröffentlichen.
Am Dienstagabend wird das American Petroleum Institute seine wöchentliche Einschätzung zu den US Öl- und Produktvorräten veröffentlichen. Analysten erwarten, dass die Rohölbestände in der vergangenen Woche um knapp 1 Mio. Barrel gestiegen sind.