Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Die Ölpreise zogen sich am Montag deutlich im Vorfeld des Treffen der größten Exporteure der Welt am Donnerstag zurück und verloren mehr als ein Prozent an Wert.
Gegen 20.06 Uhr MEZ fiel der Preis der US-Sorte WTI um 1,3% auf 60,64 Dollar je Barrel, während der Preis für die Nordseesorte Brent um 0,99% auf 63,76 Dollar zurücksetzte. Beide Referenzsorten lagen zu Beginn des US-Handels noch um gut 1% im Plus.
Die Organisation erdölexportierender Länder und ihre Bündnispartner, allen voran Russland, werden in dieser Woche ihren Deal zur Produktionsbeschränkung überprüfen, der maßgeblich zu der Rallye beigetragen hat, die den Ölpreis auf den höchsten Stand seit über einem Jahr gebracht hat.
Die Förderländer haben in den letzten Monaten rund 7 Mio. Barrel pro Tag weniger gefördert, um die Preise zu stützen. Angesichts des Preisanstiegs werden einige in Versuchung geraten, mehr zu pumpen. Viele Analysten sind jedoch der Meinung, dass die OPEC+ noch eine Weile warten möchte, bevor sie die Dynamik der globalen Nachfrage zu sehr auf die Probe stellt.
Analysten von JPMorgan (NYSE:JPM) unter der Leitung von Natasha Kaneva sagten in einer Notiz Ende letzter Woche, dass sie bis Anfang 2022 keinen größeren Anstieg des Angebots erwarten. Zum Teil, so fügten sie hinzu, liege das daran, dass kein kurzfristiges Risiko bestehe, Marktanteile an die US-Produzenten zu verlieren, deren Investitionsausgaben durch die Auswirkungen eines katastrophalen Jahres 2020 auf ihre Aktien- und Anleihekurse nach wie vor begrenzt sind. Die aktuelle Zahl der aktiven Bohranlagen stieg laut Baker Hughes in der vergangenen Woche auf 309 - den höchsten Stand seit Mai, aber dennoch liegt der Wert bei weitem nicht auf dem Niveau, das eine nachhaltige Steigerung der US-Fördermenge ermöglichen würde, die um etwa 2,5 Millionen Barrel täglich unter dem Höchststand vor der Corona-Krise liegt.
Das Analystenteam verwies darauf, dass die Rohölpreise derzeit etwa 4 Dollar über dem Preisniveau lägen, auf dem sie nach ihren Wirtschaftsmodellen liegen sollten, was zum Teil auf einen weiteren Angebotsschock infolge des Kälteeinbruchs in Texas im vergangenen Monat zurückzuführen sei. Laut JPMorgan habe sich dadurch das Datum, bis zu dem die weltweiten Lagerbestände zu ihrem langfristigen Durchschnitt zurückkehren, wahrscheinlich um einen Monat nach vorne verschoben - von August auf Juli.
Die sich entwickelnde signifikante Spot-Prämie schreckt kurzfristige Marktteilnehmer offenbar davon ab, die Preise weiter in die Höhe zu treiben. Nach Berechnungen des Reuters-Kolumnisten John Kemp, der sich auf Daten der Commodity Futures Trading Commission stützt, haben Hedgefonds und andere Finanzakteure ihre Netto-Long-Positionen in Rohöl und wichtigen Raffinerieprodukten zum ersten Mal seit 16 Wochen reduziert.
Am Wochenende sind die Risiken eines kurzfristigen Angebotsanstiegs durch die Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran zurückgegangen, denn Teheran hat den Vorschlag für ein informelles Treffen zwischen dem Iran und den USA zur Wiederbelebung des Atomabkommens eine Absage erteilt. Sowohl die USA als auch der Iran missachten derzeit das Abkommen. Der Iran gewinnt Uranmetall, das Analysten zufolge für den Einsatz in Atombomben geeignet ist, und die USA verhängen Sanktionen, die den iranischen Rohölexporten und dem Rest der Wirtschaft schwer schaden.