von Robert Zach
Investing.com - Angesichts der Unsicherheiten im Gasmarkt im Zuge des Ukraine-Kriegs warnte Shell-Chef Ben van Beurden am Donnerstag, dass im bevorstehenden Winter die nächste Gaspreis-Eskalation drohen könnte. Notfalls müsse der Energieverbrauch rationiert werden, falls Russland die Gaslieferungen einstelle, sagte er am Donnerstag auf einer Konferenz.
Aufgrund der gedrosselten russischen Gaslieferungen ringen die europäischen Länder um eine schnelle Auffüllung ihrer Gasbestände. Eine EU-Verordnung schreibt vor, dass die Gasspeicher bis zum 1. November 2022 zu mindestens 80 Prozent gefüllt sein müssen, besser wären jedoch 85 Prozent. Am 13. Juli waren die Gasspeicher in der EU nur zu knapp 63 Prozent gefüllt.
"Europa droht ein wirklich harter Winter. Einigen Ländern wird es besser gehen als anderen, aber wir werden alle mit einer sehr deutlichen Eskalation der Energiepreise konfrontiert sein", zitierte Reuters van Beurden.
Derzeit finden routinemäßige Wartungsarbeiten an der wichtigen Pipeline Nord Stream 1 statt, die Gas nach Deutschland liefert. Die am 11. Juli aufgenommenen Arbeiten dauern üblicherweise zehn Tage. Während dieser Zeit fließt kein Gas nach Deutschland. Die Bundesregierung und die Bundesnetzagentur befürchten, dass Russland danach den Gashahn zugedreht lassen könnte.
Der Kreml sagt, es liege in dem Verantwortungsbereich des Westens, ob die Gaspipeline nach den Wartungsarbeiten wieder in Betrieb genommen werden könne. Dabei verwies man auf die fehlende Gasturbine, die zuvor zu einer Drosselung der russischen Gaslieferungen nach Deutschland auf 40 Prozent führte. Die Turbine befand sich zu Reparaturarbeiten in Kanada. Aufgrund westlicher Sanktionen konnte diese jedoch nicht nach Russland zurückgeschickt werden. Inzwischen hat sich Kanada aber dazu entschlossen, die Turbine an Deutschland zu übergeben.
Mit rund 187 Euro je Megawattstunde hatte der europäische Gaspreis letzte Woche den höchsten Stand seit vier Monaten erreicht. Aktuell bewegt sich der Preis um die 173 Euro-Marke. Zum Vergleich: Im Juli letzten Jahres kostete die Megawattstunde gerade einmal 35 Euro.