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TOP-THEMA-Aktienmärkte steuern auf schwarzen August zu

Veröffentlicht am 19.08.2011, 18:51
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(neu: Schlusskurse Europa, Details zu Dax-Entwicklung und Goldpreis)

* Dax fällt zeitweise auf tiefsten Stand seit November 2009

* Rezessionsängste schicken Börsen auf Talfahrt

* Gold jagt von Rekord zu Rekord

- von Tom Körkemeier

Frankfurt, 19. Aug (Reuters) - An den internationalen Finanzmärkten wird die Angst vor einer Rezession der Weltwirtschaft immer größer. Anleger flohen am Freitag europaweit erneut in Scharen aus Aktien. Am Rohstoffmarkt suchten die Investoren ihr Heil vor allem im sicheren Hafen Gold. "Die Furcht vor einer neuen Rezession in den USA hat Dimensionen erreicht, die noch vor ein paar Wochen undenkbar schienen", urteilte Rabeya Khan, Analystin bei Close Brothers Seydler. Nach dem pessimistischen Konjunkturausblick von der Analysten von Morgan Stanley blicken nun auch die Experten von JP Morgan mit zunehmender Skepsis auf die Entwicklung der US-Wirtschaft.

Der Dax schloss am Freitag 2,2 Prozent schwächer bei 5480 Zählern. Zeitweise war er um bis zu 4,6 Prozent auf 5345,36 Punkte abgerutscht. Das war der tiefste Stand seit November 2009. Das Minus an Europas Börsen reduzierte sich aber im Handelsverlauf, als die Indizes an der Wall Street nur moderate Abschläge verzeichneten. Der EuroStoxx50 beendete den Tag wie der deutsche Leitindex mit einem Minus von 2,2 Prozent.

Der August entwickelt sich für den Dax zu einem der schwärzesten Monate seiner Geschichte. In den vergangenen dreieinhalb Wochen fiel der Dax zeitweise um mehr als 27 Prozent. Das ist der größte Kursrutsch seit den Turbulenzen nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Seit Anfang August büßte der Leitindex gut 23 Prozent ein. Das ist der zweitschlechteste Monatsverlauf und der bisher schlechteste August seit Einführung des Börsenbarometers 1988. Den bisher größten Monatsverlust fuhr der Dax im September 2002 ein - das Minus betrug damals im Gesamtmonat 25,4 Prozent. Der EuroStoxx50 verbuchte seit Anfang August ein Minus von 19 Prozent. Das ist der bisher mieseste Monatsverlauf seit dem Börsencrash vom Oktober 1987. Für die US-Börsen ist die stärkste Talfahrt in einem August seit der Asienkrise 1998.

Enttäuschend ausgefallene US-Daten hatten am Donnerstag die Sorgen um den Zustand der US-Konjunktur neu entfacht. Der Konjunkturindikator Philly-Fed-Index war im August auf den tiefsten Stand seit März 2009 gefallen. "Der Schock vom Donnerstag steckt noch tief im Markt drin", sagte ein Händler am Freitag. Ein Ende des Ausverkaufs ist nach Ansicht vieler Börsianer noch nicht in Sicht: "Die extreme Nervosität hält an", sagte Stefan Chmielewski vom Brokerhaus Lang & Schwarz.

Am Rohstoffmarkt ließen die Anleger vor allem Öl links liegen, das in der Realwirtschaft bei schwächerer Konjunktur weniger gefragt ist. Die US-Rohölsorte WTI verbilligte sich um bis zu 3,9 Prozent auf 79,17 Dollar je Barrel (159 Liter). "Der Druck auf den Preis hält an, auch ein Abrutschen auf bis zu 75 Dollar ist denkbar", sagte Tony Nunan von Mitsubishi Corporation. Im Gegenzug kletterte Gold auf ein neues Rekordhoch von 1877 Dollar je Feinunze. Das Edelmetall hat sich in diesem Jahr bisher um 31 Prozent verteuert. Im August stieg der Goldpreis so stark wie seit fast zwölf Jahren nicht mehr.

FRANKEN BEI ANLEGERN WEITER HOCH IM KURS

Am Devisenmarkt steuerten viele Anleger angesichts der immensen Nervosität den Schweizer Franken an, der sich damit weiter verteuerte. Für einen Euro erhielten Anleger am Freitag nur noch 1,1252 Franken, nachdem es einen Tag zuvor noch 1,1375 Franken gewesen waren. "Es ist nicht abzusehen, dass sich an der gedämpften Stimmung am Markt etwas ändert, sodass der Aufwertungsdruck auf den Franken bleiben dürfte", hieß es in einem Kommentar der Commerzbank. Gewinnmitnahmen gab es beim Bund-Future, nachdem er am Donnerstag ein Rekordhoch erreicht hatte. Der Terminkontrakt, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, gab 39 Ticks auf 135,36 Punkte nach. Analysten trauen dem Bund-Future angesichts der Nervosität an den Aktienmärkten aber weitere Rekordstände zu.

Neben den Sorgen um die Zustand der amerikanischen Wirtschaft hat auch die europäische Schuldenkrise die Anleger derzeit fest im Griff. Investoren warteten weiter auf tiefgreifende Maßnahmen, die den Ländern einen Weg aus der Misere ebneten, sagte ein Händler.

Verluste verbuchten erneut vor allem die Aktien der Banken. Der europäische Branchenindex fiel um bis zu 3,6 Prozent. "Die europäischen Regierungen garantieren für die europäischen Banken. Wenn aber die Regierungen selber nicht stabil sind, dann sind es die Banken auch nicht", warnte Lothar Mentel, Chief Investment Officer bei Octopus Investments. Zu den größten Verlierern zählten die britischen Institute Lloyds und RBS , die um bis zu 11,1 und 7,1 Prozent nachgaben. Im Dax fielen die Papiere von Deutscher Bank und Commerzbank um bis zu 6,3 beziehungsweise 5,6 Prozent. Auch bei den Finanzwerten reduzierte sich nach Eröffnung der Wall Street das Minus, die Aktien der Commerzbank retteten sich sogar mit einem Plus von 0,4 Prozent ins Wochenende.

Zu den größten Verlierern zählten im Dax die konjunktursensiblen Autowerte: BMW , Daimler Volkswagen schlossen mit Kursrückgängen zwischen 3,4 und 2,6 Prozent. Eine kräftige Absatzsteigerung von Volkswagen im Juli stieß am Markt nicht auf Interesse. (unter Mitarbeit von Daniela Pegna und Hakan Ersen; redigiert von Jörn Poltz)

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