APA ots news: WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Hollande ist das geringste Problem - von Hans-Jörg Bruckberger
Politische Börsen haben in der Regel kurze Beine
Wien (APA-ots) - Jetzt ist es also amtlich: Francois Hollande ist der
neue Präsident Frankreichs. Die Finanzmärkte begrüßten den
Sozialisten standesgemäß: mit Kursrückgängen. Schließlich fürchtet
die Wirtschaft eine Abkehr von jenem Sparkurs, auf den man sich erst
kürzlich auf europäischer Ebene geeinigt hatte. Noch mehr fürchtet
sie höhere Belastungen für Unternehmen und Steuern für
Finanztransaktionen und wohlhabendere Bevölkerungsgruppen. Kurz, all
das, wofür das linke Lager traditionell steht: mehr Staat, höhere
Ausgaben und Schulden sowie eine Umverteilung von Reich zu Arm, also
eine eher wirtschaftsfeindliche Politik.
Natürlich ist was dran. Hollande hat ja auch bereits ausgabenseitig
einiges versprochen und propagiert einen 'Neustart für Europa'. Das
verunsichert die Märkte. Andererseits wird bekanntlich nichts so heiß
gegessen wie gekocht. Und auch Hollande weiß, dass man um
Sparmaßnahmen nicht herumkommen wird, zudem unterstrich der neue
Präsident sein Bekenntnis zur deutsch-französischen Achse in der EU.
Manch ein Beobachter findet sogar Gefallen daran, dass nebst 'Sparen'
nun wieder das Wort 'Wachstum' in den Mund genommen wird.
Die Welt wird wegen des Machtwechsels in Frankreich sicher nicht
untergehen. Im Übrigen hat gerade die französische Börse in der
Vergangenheit unter 'linker Führung' sehr gut performt. In den späten
1980er Jahren erlebte der Pariser Leitindex CAC 40 eine regelrechte
Rally, legte von 1988 bis 1994 gut 160 Prozent zu. Damals (von 1981
bis 1995) führte ein gewisser Francois Mitterrand die Geschäfte im
Élysée-Palast, als bislang letzter Sozialist. Und er entwickelte sich
im Laufe seiner Amtszeit zu einem großen Europäer und verlässlichen
Partner von Deutschen wie auch Amerikanern.
Dafür, dass die Franzosen in den nächsten Jahren eine vernünftige
Haushaltspolitik betreiben müssen, werden allein die Märkte sorgen.
Wer nicht spart und reformiert, bekommt die Rechnung in Form von
steigenden Anleiherenditen präsentiert und wird spätestens dann zu
Einschnitten gezwungen.
Gerade hier könnte eine sozialistische Regierung mitunter sogar im
Vorteil sein. Oft scheint es, als ob ausgerechnet diese die wirklich
harten Einschnitte durchziehen. Sie haben in der Regel schon mal die
Gewerkschaften hinter sich. Und sind vom Image her im Vorteil: Wenn
sogar Sozialisten hart durchgreifen, dann muss wirklich Feuer am Dach
sein. Insofern ist es wohl kein Zufall, dass etwa Hartz IV
ausgerechnet von der rot-grünen Regierung unter Gerhard Schröder
umgesetzt wurde.
Rückfragehinweis:
Wirtschaftsblatt Verlag AG
Tel.: Tel.: 01/60117 / 300
mailto:redaktion@wirtschaftsblatt.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/236/aom
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OTS0216 2012-05-07/18:15
Politische Börsen haben in der Regel kurze Beine
Wien (APA-ots) - Jetzt ist es also amtlich: Francois Hollande ist der
neue Präsident Frankreichs. Die Finanzmärkte begrüßten den
Sozialisten standesgemäß: mit Kursrückgängen. Schließlich fürchtet
die Wirtschaft eine Abkehr von jenem Sparkurs, auf den man sich erst
kürzlich auf europäischer Ebene geeinigt hatte. Noch mehr fürchtet
sie höhere Belastungen für Unternehmen und Steuern für
Finanztransaktionen und wohlhabendere Bevölkerungsgruppen. Kurz, all
das, wofür das linke Lager traditionell steht: mehr Staat, höhere
Ausgaben und Schulden sowie eine Umverteilung von Reich zu Arm, also
eine eher wirtschaftsfeindliche Politik.
Natürlich ist was dran. Hollande hat ja auch bereits ausgabenseitig
einiges versprochen und propagiert einen 'Neustart für Europa'. Das
verunsichert die Märkte. Andererseits wird bekanntlich nichts so heiß
gegessen wie gekocht. Und auch Hollande weiß, dass man um
Sparmaßnahmen nicht herumkommen wird, zudem unterstrich der neue
Präsident sein Bekenntnis zur deutsch-französischen Achse in der EU.
Manch ein Beobachter findet sogar Gefallen daran, dass nebst 'Sparen'
nun wieder das Wort 'Wachstum' in den Mund genommen wird.
Die Welt wird wegen des Machtwechsels in Frankreich sicher nicht
untergehen. Im Übrigen hat gerade die französische Börse in der
Vergangenheit unter 'linker Führung' sehr gut performt. In den späten
1980er Jahren erlebte der Pariser Leitindex CAC 40 eine regelrechte
Rally, legte von 1988 bis 1994 gut 160 Prozent zu. Damals (von 1981
bis 1995) führte ein gewisser Francois Mitterrand die Geschäfte im
Élysée-Palast, als bislang letzter Sozialist. Und er entwickelte sich
im Laufe seiner Amtszeit zu einem großen Europäer und verlässlichen
Partner von Deutschen wie auch Amerikanern.
Dafür, dass die Franzosen in den nächsten Jahren eine vernünftige
Haushaltspolitik betreiben müssen, werden allein die Märkte sorgen.
Wer nicht spart und reformiert, bekommt die Rechnung in Form von
steigenden Anleiherenditen präsentiert und wird spätestens dann zu
Einschnitten gezwungen.
Gerade hier könnte eine sozialistische Regierung mitunter sogar im
Vorteil sein. Oft scheint es, als ob ausgerechnet diese die wirklich
harten Einschnitte durchziehen. Sie haben in der Regel schon mal die
Gewerkschaften hinter sich. Und sind vom Image her im Vorteil: Wenn
sogar Sozialisten hart durchgreifen, dann muss wirklich Feuer am Dach
sein. Insofern ist es wohl kein Zufall, dass etwa Hartz IV
ausgerechnet von der rot-grünen Regierung unter Gerhard Schröder
umgesetzt wurde.
Rückfragehinweis:
Wirtschaftsblatt Verlag AG
Tel.: Tel.: 01/60117 / 300
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Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/236/aom
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