Investing.com – Dem Bitcoin scheint weiterhin eine längere Durststrecke bevorzustehen. Nachdem der Vorsitzende der US-Wertpapieraufsichtsbehörde SEC, Gary Gensler, sagte, dass außer dem BTC alle anderen Kryptos Wertpapiere seien, verdichten sich nun auch noch die Hinweise, dass eine Verschärfung der Fed-Geldpolitik bevorsteht.
Der Chef der Fed von Atlanta, Raphael Bostic, gab am Mittwoch zu bedenken, dass die Zentralbank schon einmal zu früh zu geldpolitischen Lockerungen griff. Das war in den 1970er-Jahren und führte dazu, dass es 15 Jahre dauerte, um die Inflation auf das Ziel von zwei Prozent zu senken:
„Eine solche Situation darf sich nicht wiederholen, also müssen wir die Inflation jetzt bekämpfen“, betonte Bostic. Der Schlüsselzins muss auf 5 % bis 5,25 % angehoben werden und dort „bis weit ins Jahr 2024“ bleiben.
Noch drastischere Schritte fordert der Leiter der Fed von Minneapolis, Neel Kashkari. Er brachte für die nächste FOMC-Sitzung im März eine Zinserhöhung um 0,5 Prozent ins Spiel und dass der Endzins letztlich bei über 5,4 Prozent liegen muss, um den derzeitigen Gegebenheiten gerecht zu werden.
„Ich denke, meine Kollegen stimmen mit mir darin überein, dass das Risiko einer unzureichenden Straffung der Geldpolitik größer ist als das Risiko einer übermäßigen Straffung“, erklärte Neel Kashkari auf einer Konferenz in Sioux Falls, South Dakota.
Doch solange die Fed das geldpolitische Ruder nicht rumreist, wird der Bitcoin keine nachhaltige Rallye in Richtung des Allzeithochs von 68.990 Dollar einleiten können. Ihm fehlt dafür schlichtweg die Liquidität, die es in ausreichender Menge nur mit billigem Zentralbankgeld gibt.
Auf dem BTC/USD Monatschart ist zu sehen, wie die Rallye Anfang 2021 mit den weltweiten geldpolitischen Lockerungen im Rahmen der Corona-Pandemie an Fahrt aufnahm. Im weiteren Verlauf des Jahres 2021 gab es mit dem Anstieg der Inflation einen ersten Dämpfer, doch die US-Zentralbank versicherte, dass die steigenden Preise nur vorübergehend sind und an der Geldpolitik nichts geändert werden muss.
Im November war die Fed jedoch gezwungen, die Phase des billigen Geldes zu beenden. Und während die Zinsen bei einer hartnäckigen Inflation immer weiter stiegen, zog sich der Bitcoin zusehends zurück.
Zum Beginn des Jahres 2023 konnte er sich über das 78,6 Prozent Fibo-Retracement retten, doch die Doji-Candle (Kerze ohne einen Körper) im Februar signalisiert bereits die Unsicherheit des Marktes in Bezug auf die künftigen Rahmenbedingungen.
Die Hoffnung auf ein baldiges Ende der straffen Geldpolitik weicht der ernüchternden Erkenntnis, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen, die Wirtschaft ordentlich abzukühlen und die Inflation in den Griff zu bekommen. Das Risiko einer weiteren BTC/USD Abwärtsbewegung im zweistelligen Prozentbereich nimmt zu.
Von Marco Oehrl
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