Investing.com – Der Prozess der US-Wertpapieraufsichtsbehörde SEC gegen Ripple könnte sich möglicherweise doch noch viel länger hinziehen als allgemein erwartet wird.
Der Rechtsanwalt John E. Deaton ging bisher davon aus, dass die beiden beteiligten Parteien nach dem summarischen Urteil von Bezirksrichterin Analisa Torres einen Vergleich schließen werden. Keiner, der Kontrahenten dürfte ein Interesse daran haben, dass der Fall vor einem Geschworenengericht oder Berufungsgericht landet, so die Begründung.
Die Sachlage scheint sich jedoch grundlegend geändert zu haben, nachdem die FOX Business Journalistin Eleanor Terrett einen Auszug aus dem Haushaltsentwurf der SEC veröffentlicht hatte. Diesem ist zu entnehmen, dass die Behörde künftig plant, ihr Engagement im Bereich der umstrittenen Durchsetzungsmaßnahmen weiter zu erhöhen.
Deaton leitet daraus ab, dass die SEC nicht darauf warten wird, bis der Kongress eine Regulierung verabschiedet hat, was sich voraussichtlich noch mindestens zwei Jahre hinzieht. Stattdessen wird die Krypto-Durchsetzungsabteilung weiter verstärkt, deren Budget sich im vergangenen Jahr bereits verdoppelte.
Was die SEC im Kompetenzgerangel benötigt, ist ein großer Sieg, den sie gegen Ripple zu erzielen beabsichtigt. Richterin Torres wird laut Deaton aber nicht der Argumentation der SEC folgen und den XRP an sich als ein Wertpapier einstufen:
"Auf keinen Fall übernimmt die Richterin die verfassungswidrige Theorie der SEC, dass der Vermögenswert selbst ein Investitionsvertrag ist … In den 80 Jahren seit es Howey gibt, gab es keinen Fall, in dem eine solche Feststellung getroffen wurde. Richterin Torres hält sich strikt an das Gesetz. Sie wird nicht zu dem Schluss kommen, dass Verkäufe am Sekundärmarkt gegen Artikel 5 verstoßen."
Die SEC ist jedoch dabei, sich über den Haushaltsentwurf weitere Mittel im Kampf gegen den Kryptomarkt zu verschaffen und könnte den Prozess entgegen der bisherigen Vermutung durch sämtliche Instanzen führen:
"Verdammt, der Fall Ripple könnte vor dem Obersten Gerichtshof verhandelt werden, bevor der Kongress reagiert".
Wie ernst es der SEC bei ihrem Vorgehen gegen die aus ihrer Sicht illegalen Auswüchse des Kryptosektor ist, zeigt der jüngste Fall der Signature Bank (NASDAQ:SBNY). Einer Bank, die sich auch im Kryptosektor engagierte. Das Vorstandsmitglied der Bank, Barney Frank, erklärte:
"Es gab jahrelang kein Problem mit unserem Geschäftsmodell. Ich denke, dass die Regulierungsbehörden – insbesondere in New York – den Banken die Botschaft übermitteln, dass Kryptowährungen toxisch sind und man sich von ihnen fernhalten sollte … hätte die Bundesregierung bereits am Freitag angekündigt, dass man die Sicherheit der Kundengelder garantiert … hätte die Signatur kein Problem gehabt."
Ripple technische Kursmarken
Ripple verliert aktuell bei einem XRP/USD Kurs von 0,3671 Dollar -3,18 Prozent, während sich der Wochenverlust auf -6,60 Prozent beläuft.
Der Kryptowährung gelang es sich auf Tagesschlusskursbasis über der Unterstützung des 61,8 Prozent Fibo-Retracements von 0,3600 Dollar zu halten. In den vergangenen drei Tagen kam es auch jeweils zum Test des 50 Prozent Fibo-Retracements von 0,3737 Dollar, aber ein Tagesschlusskurs über diesem Niveau war den Bullen nicht vergönnt.
Sollte das 61,8 Prozent Fibo-Retracement mit dem heutigen Abwärtsdruck nachhaltig durchbrochen werden, öffnet sich die Tür für einen Test des 78,6 Prozent Fibo-Retracements von 0,3404 Dollar.
Auf der anderen Seite würde ein Tagesschlusskurs über dem 50 Prozent Fibo-Retracement dafür sprechen, dass es zu einem Test des 38,2 Prozent Fibo-Retracements von 0,3875 Dollar kommt.
Von Marco Oehrl
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