PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Überwiegend enttäuschende Unternehmenszahlen haben Europas Börsen am Freitag tief ins Minus gezogen. Auch vom weiterhin starken Euro, der tendenziell die Exportchancen europäischer Unternehmen schmälert, und von der schwächelnden Wall Street kam keine Unterstützung für die hiesigen Aktienkurse.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) schloss 0,73 Prozent tiefer bei 3467,73 Punkten. Vor allem dank der Gewinne am Dienstag und Mittwoch behauptete der Eurozonen-Leitindex ein Wochenplus von knapp einem halben Prozent. Der französische CAC-40-Index (CAC 40) büßte am Freitag 1,07 Prozent auf 5131,39 Zähler ein, und der britische FTSE 100 verlor 1,00 Prozent auf 7368,37 Punkte.
Im europäischen Branchenvergleich gerieten vor allem die Aktien von Konsumgüterherstellern unter Druck: Der Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 sackte um 2,11 Prozent ab. Hier belastete das Minus von 2,76 Prozent bei L'Oreal (9:OREP), nachdem die Franzosen in der ersten Jahreshälfte nicht so stark zugelegt hatten wie erhofft.
Relativ weit vorn im Branchentableau fand sich dagegen der Bankenindex trotz minus 0,86 Prozent. Hier stach die schweizerische Großbank Credit Suisse (5:CSGN) mit einem Kurssprung von 3,14 Prozent positiv hervor. Obwohl die Quartalszahlen nur durchwachsen ausgefallen waren, sieht Unternehmenschef Tidjane Thiam gute Fortschritte bei der Neuausrichtung seines Hauses.
Dagegen verloren die Aktien der heimische Konkurrent UBS (1:UBS) 2,87 Prozent - hier kam es angesichts einer stark gesunkenen Kernkapitalquote zu Gewinnmitnahmen. Der britische Branchenvertreter Barclays (3:BARC) rutschte wegen des Ausstiegs aus dem Afrika-Geschäft tief in die roten Zahlen, was die Aktien um 1,68 Prozent sinken ließ. Die Titel von Banco Santander (11:SAN) und BBVA (11:BBVA) aus Spanien sowie der französischen BNP Paribas (9:BNPP) zeigten sich indes wenig bewegt von Zahlen.
Einziger Branchengewinner war der Index der Öl- und Gasunternehmen, der ein Plus von 0,24 Prozent schaffte. Er profitierte davon, dass die Ölpreise nach anfänglichen Gewinnen ins Plus drehten und damit an ihre starke Vortagsentwicklung anknüpften. Die Aktien des italienischen Indexmitglieds Eni (6:ENI) legten trotz einer positiven Gewinnüberraschung im zweiten Quartal lediglich um marktkonforme 0,30 Prozent zu.
Aus dem Autosektor sorgte Renault (9:RENA) mit einem Kursverlust von 5,08 Prozent für Ernüchterung. Ungeachtet des Gewinnsprungs im ersten Halbjahr warnten die Franzosen vor einem steigenden Preisdruck. Bernstein-Experte Max Warburton verwies außerdem auf enttäuschende Gewinne im Kerngeschäft.
Bei Essilor (9:ESSI) mussten die Anleger einen Kursrückgang von 4,12 Prozent verdauen. Der Brillenglashersteller, der vor der Fusion mit dem Brillenhersteller Luxottica (6:LUX) steht, senkte nach einem schwachen ersten Halbjahr seine Wachstumsprognose. Für die Titel des Telekomkonzerns BT Group (3:BT) und des Gaseherstellers Air Liquide (9:AIRP) ging es nach der Zahlenvorlage um jeweils über anderthalb Prozent bergab.