Berlin, 27. Apr (Reuters) - Rund 100 Tage nach dem Brexit fällt die Bilanz für viele davon betroffene Firmen ernüchternd aus. Die meisten Unternehmen melden negativere Auswirkungen als zu Jahresbeginn erwartet, wie eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG und der British Chamber of Commerce in Germany (BCCG) unter 93 BCCG-Mitgliedsfirmen zeigt. 80 Prozent dieser Unternehmen haben ihren Sitz in Deutschland, die übrigen im Vereinigten Königreich. Eines von sechs befragten Unternehmen entschied, den Außenhandel mit dem Vereinigten Königreich ganz einzustellen.
Um den zusätzlichen Belastungen beim Im- und Export über den Ärmelkanal zu entgehen, sind viele Firmen dazu übergegangen, sich neue Lieferanten zu suchen: 22 Prozent wollen zu Zulieferern aus anderen Ländern wechseln und weitere 13 Prozent ersetzen den Import durch lokale Lieferanten. Die Hälfte der Unternehmen verzeichnet seit Jahresbeginn einen Umsatzrückgang im deutsch-britischen Geschäft, jedes vierte vermeldet sogar starke Umsatzeinbußen
"Die aktuellen Ergebnisse sind ein deutliches Alarmsignal", unterstrich BCCG-Präsident Michael Schmidt. KPMG-Experte Andreas Glunz verwies darauf, dass bereits seit dem Referendum 2016 das bilaterale Handelsvolumen rapide gesunken sei. Die Umsetzung des Brexit habe nun zu weiteren tiefgreifenden Umsatz- und Ergebniseinbrüchen geführt wegen zusätzlicher Verwaltungskosten, Zölle und Abgaben sowie gestiegener Transportkosten. "Da auch wenig neue Chancen gesehen werden, ist auch mittelfristig nicht mit einer Verbesserung zu rechnen."