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Deutsche Manager mit Moll-Tönen - Industrie skeptisch

Veröffentlicht am 25.04.2016, 13:44
© Reuters.  Deutsche Manager mit Moll-Tönen - Industrie skeptisch

- von Klaus Lauer und Matthias Sobolewski und Rene Wagner

Berlin/Hannover (Reuters) - Die Stimmung der deutschen Firmenchefs hat sich erneut eingetrübt.

Der Geschäftsklima-Index des Ifo-Instituts sank im April das vierte Mal in fünf Monaten, wenn auch nur minimal. Das wichtigste Barometer für die Konjunktur in Deutschland fiel überraschend um 0,1 Zähler auf 106,6 Punkte, wie die Münchner Forscher am Montag zu ihrer Umfrage unter rund 7000 Managern mitteilten. Ökonomen hatten mit einem Anstieg auf 107,0 Punkte gerechnet. "Die deutsche Wirtschaft bleibt in einem moderaten Aufschwung", sagte der neue Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Führungskräfte beurteilten ihre Geschäftsaussichten für die kommenden sechs Monate besser als zuletzt, ihre Lage aber etwas ungünstiger.

Die Industrie-Lobby BDI warnt jedoch vor einem Wachstumseinbruch, sobald Deutschland nicht mehr vom Rückenwind niedriger Ölpreise und Zinsen profitiere. "Wenn diese externen Faktoren nicht mehr wirken, kann unser Konjunktur-Kartenhaus in sich zusammenfallen", sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Ulrich Grillo, auf der Hannover Messe. Der Regierung warf er vor, die Wirtschaftspolitik zu vernachlässigen: "Die Bundesregierung hat es in den vergangenen Jahren versäumt, Deutschland wetterfest zu machen." Stattdessen habe sie "unsinnige Entscheidungen" in der Renten-, Sozial, Energie- und Klimapolitik getroffen.

Europas größte Volkswirtschaft hatte 2015 mit 1,7 Prozent zwar das stärkste Wachstum seit 2011 geschafft - angeschoben von der Kauflaune der Verbraucher. Viele Unternehmen haben aber zunehmend Schwierigkeiten in wichtigen Absatzmärkten wie China und anderen Schwellenländern. Auch die Konjunktur vom wichtigsten Handelspartner USA büßte jüngst an Tempo ein. "Die Stimmung in der Wirtschaft ist gut, aber nicht euphorisch", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe im Reuters-Interview. "Man muss keine Angst haben, dass die Konjunktur abstürzt, aber man sollte auch nicht übermütig werden."

Die Finanzmärkte reagierten eher gelassen auf die Ifo-Daten. Der Dax lag gegen Mittag rund ein halbes Prozent im Minus.

"WINTERBLUES" UND SCHRECKGESPENST BREXIT

Das Geschäftsklima in der Industrie und am Bau verbesserte sich laut Ifo-Institut, im Groß- und Einzelhandel jedoch verschlechterte es sich spürbar. "Der Winterblues wegen deprimierender Signale von den globalen Finanzmärkten und der Weltwirtschaft klingt leider nur langsam ab", sagte Jörg Zeuner, Chefökonom bei der Förderbank KfW. "Am internationalen Horizont hängen weiterhin dunkle Wolken", ergänzte Michael Holstein von der DZ Bank und sprach vom "drohenden Brexit, der fehlenden Einigkeit in Europa und einer Weltkonjunktur ohne rechten Schwung". Ökonomen und Firmen treibt die Sorge um, dass die Briten sich am 23. Juni per Referendum für den Ausstieg aus der EU entscheiden und so die europäische Wirtschaft zurückwerfen könnten.

Wie der BDI warnte auch das Kölner IW-Institut trotz Rekordbeschäftigung und guter Kauflaune vor einem Konjunktur-Dämpfer. "Auf den ersten Blick geht es der deutschen Wirtschaft ganz gut", erklärten die arbeitgebernahen Forscher. Sie erwarten für 2016 wie bisher einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um rund 1,5 Prozent, der sich im nächsten Jahr auf etwa eineinviertel Prozent verlangsamen dürfte. Allerdings verdüsterten sich die Aussichten. "Der traditionell starke deutsche Export schwächelt."

Wegen Risiken für das Exportgeschäft hält der BDI weniger Wirtschaftswachstum für möglich als bislang angenommen. Das BIP werde in diesem Jahr um 1,5 bis knapp zwei Prozent zulegen. Bislang war der Verband von fast zwei Prozent ausgegangen. "Die deutsche Industrie spürt das Mehr von Konflikten, Risiken und Wachstumsschwächen heftiger als andere Wirtschaften", so Grillo. Die Bundesrepublik stehe vor riesigen Herausforderungen. "Der Investitionsbedarf in den Infrastrukturen ist gewaltig: bei Straßen, Schienen und Brücken, in unseren Energienetzen und digitalen Netzen." 2016-04-25T080658Z_1_LYNXNPEC3O0CL_RTROPTP_1_GERMANY-ECONOMY.JPG

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