Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Deutschlands Industriemotor hat sich im Juli aufgrund einer toxischen Kombination aus Lieferkettenproblemen und der Drosselung russischer Energielieferungen erheblich verlangsamt.
Die Industrieproduktion ging im Juli um 0,3 % zurück. Dies war zwar etwas weniger stark als der erwartete Rückgang von 0,5 %. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sank sie aber um 1,1 %.
Begünstigt wurden die Zahlen durch den späteren Beginn der Schulferien in diesem Jahr, so dass der übliche Produktionsrückgang in den Sommermonaten geringer ausfiel, als dies sonst der Fall gewesen wäre. Unterstützung kam auch aus dem Baugewerbe mit einem Anstieg von 1,4 % und der Energieerzeugung mit einem Plus von 2,8 %.
Die Produktion des verarbeitenden Gewerbes sank dagegen um 1,0 % und die Produktion insbesondere energieintensiver Sektoren um 1,9 %. Hier zeigt sich, wie sehr der steile Anstieg der Gas- und Strompreise schmerzt. Die Produktion der energieintensiven Industrien ist seit der russischen Invasion in der Ukraine im Februar um fast 7 % eingebrochen.
"Für Deutschlands industrielles Rückgrat, also für kleine und mittelgroße Unternehmen, wirken die höheren Energiepreise wie eine tickende Zeitbombe", schrieb ING-Ökonom Carsten Brzeski in einer Kundenmitteilung, wenngleich er hinzufügte, dass der Sektor immer noch nicht "von der Klippe gefallen" sei.
"Angesichts des anhaltenden Drucks auf das verfügbare Einkommen der Verbraucher lässt die Preissetzungsmacht der Unternehmen nach", ergänzte er. "Es ist erstaunlich, dass das dritte Hilfspaket der Regierung, das am Sonntag vorgestellt wurde, nur eine sehr begrenzte Unterstützung für dieses Segment der Wirtschaft vorsieht."
Das statistische Bundesamt stellte fest, dass die Industrie nach wie vor nicht nur unter den Auswirkungen des Krieges leidet, sondern auch unter den Folgen der Lieferkettenstörung durch die Corona-Pandemie und in jüngster Zeit auch unter der Trockenheit, die die Schifffahrt auf den wichtigsten deutschen Binnenwasserstraßen wie dem Rhein einschränkte.
Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe ist in allen Bereichen gesunken, besonders im Bereich der Konsumgüter (-2,4 %), nicht zuletzt wegen des Lebensmittel- und Getränkesektors. Die Produktion von Investitionsgütern ging um 0,8 % zurück.