LONDON/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Bank of England hält trotz zunehmender Glaubwürdigkeitsprobleme an ihrem Versprechen niedriger Zinsen fest. Wie aus dem am Mittwoch veröffentlichen Protokoll zur jüngsten Zinssitzung von Anfang Januar hervorgeht, wurde im geldpolitischen Ausschuss nicht über eine Anpassung debattiert. Das Pfund legte daraufhin stark zu, britische Staatsanleihen gerieten unter Druck. Neue Arbeitsmarktzahlen der Statistikbehörde ONS zeigen unterdessen, dass die Notenbank zusehends in die Enge gerät. Die Arbeitslosigkeit sinkt so stark, dass das Zinsversprechen bald ausläuft. Die Bank of England will davon aber nichts wissen.
Seit August 2013 hat die Bank of England ihre Zinspolitik an die Entwicklung am Arbeitsmarkt gekoppelt. Seither verspricht sie, von Zinsanhebungen absehen zu wollen, so lange die Arbeitslosenquote nicht auf sieben Prozent fällt. Bis dahin ist es aber nicht mehr weit: Nach Zahlen vom Mittwoch ging die Arbeitslosenquote im November um weitere 0,3 Punkte auf nunmehr 7,1 Prozent zurück. Die Quote liegt damit nur noch geringfügig über dem Schwellenwert der Notenbank. Dennoch finden sich in dem Sitzungsprotokoll keine Hinweise darauf, dass die Zinsschwelle gesenkt werden könnte. Vielmehr bekräftigt die Notenbank, dass ein Erreichen des Zielwerts keine automatischen Zinsanhebungen auslöse.
ZINSVERSPRECHEN VERLIERT AN BEDEUTUNG
Das Zinsversprechen der Bank of England verliert mithin immer mehr an Bedeutung. Beobachter rechnen deswegen damit, dass das Versprechen über kurz oder lang entweder angepasst oder ganz fallen gelassen werden könnte. Bereits jetzt hat sich die Bank of England mit ihrer Zusicherung rekordniedriger Leitzinsen stark an die Linie der US-Notenbank Fed angenähert. Auch sie verspricht, die Leitzinsen selbst im Falle einer weiter sinkenden Arbeitslosigkeit niedrig halten zu wollen. Eine andere Möglichkeit sehen Beobachter darin, dass die britische Notenbank - ähnlich wie die Europäische Zentralbank (EZB) - künftig von Schwellenwerten gänzlich absehen könnte.
In die Bredouille gerät die Bank of England wegen des starken Wachstums der britischen Wirtschaft. Weil sich die Konjunktur seit vergangenem Sommer deutlich stärker erholt hat, als die Bank of England bei Abgabe ihres Zinsversprechens erwartet hatte, ist auch die Arbeitslosigkeit viel schneller gesunken als gedacht. Ursprünglich hatte die Notenbank damit gerechnet, dass ihr Schwellenwert von sieben Prozent erst im Jahr 2016 erreicht wird. Sollte sich die günstige Entwicklung am Arbeitsmarkt fortsetzen, würde die Schwelle zwei Jahre früher erreicht.
KEINE BALDIGE ZINSSTRAFFUNG
Dennoch sprechen nach Einschätzung von Bankanalysten gleich mehrere Gründe gegen eine baldige Zinsstraffung. So geht das starke Wachstum der britischen Wirtschaft zu einem guten Teil eben auf die lockere Geldpolitik der Notenbank zurück. Damit wird der straffe Sparkurs der Regierung abgefedert. Zudem wachsen Löhne und Gehälter laut Experten immer noch zu schwach, als dass auf geldpolitische Stützung verzichtet werden könnte. Die Teuerung, die sich erstmals seit langem wieder im Zielbereich der Notenbank von zwei Prozent bewegt, verschafft der Notenbank unterdessen Luft. Sollte das britische Pfund weiter aufwerten, könnten die Inflationsraten sogar unter das Notenbankziel sinken./bgf/jsl/stb