NEUENBURG (dpa-AFX) - Die Jahresteuerung in der Schweiz ist im August gesunken. Die Inflationsrate fiel auf 1,1 Prozent von 1,3 Prozent im Juli, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Dienstag mitteilte. Im Vergleich zum Vormonat blieben die Preise stabil. Während sich die Inflation abschwächt und auf den tiefsten Stand seit März fiel, nahm die Wirtschaft des Landes weiter Fahrt auf.
Seit Beginn des Jahres hält sich die Inflation in der Schweiz auf einem vergleichsweise niedrigem Niveau im Bereich zwischen 1,0 und 1,4 Prozent. Im Vergleich zu Staaten der Eurozone ist die Teuerung schwächer, allerdings sind die Unterschiede zuletzt deutlich geringer geworden. In der Eurozone lag die Inflationsrate im August bei 2,2 Prozent.
Die sogenannte Kerninflation in der Schweiz, bei der schwankungsanfällige Preise für Nahrungsmittel und Energie herausgerechnet werden, hat sich im August nicht bewegt und beträgt weiterhin 1,1 Prozent. Notenbanken schauen bei der Bekämpfung der Teuerung oft mehr auf diesen Wert als auf die allgemeine Inflationszahl.
Im Monatsvergleich sind die Preise für Wohnungsmieten und für Bekleidung und Schuhe gestiegen, hieß es weiter in der Mitteilung des Statistikamtes. Gesunken sind hingegen die Preise für Mieten von privaten Verkehrsmitteln, Luftverkehr, Heizöl und Pauschalreisen ins Ausland.
"Die eidgenössische Inflationsrate ist tief und bleibt tief", kommentierte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank die Daten. Zwar seien Inlandsgüter um zwei Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen, was vor allem höheren Wohnungsmieten zuzuschreiben ist. Importgüter seien hingegen um knapp zwei Prozent im Vergleich zum Juli gefallen. "Letzteres ist wiederum vor allem dem starken Schweizer Franken zu verdanken", sagte Gitzel.
Während sich die Inflation auf niedrigem Niveau hält, gewinnt die Wirtschaft in der Schweiz an Stärke. Wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) ebenfalls am Dienstag mitteilte, legte das Bruttoinlandprodukt (BIP) im zweiten Quartal um 0,7 Prozent zu, und damit etwas stärker als zu Beginn des Jahres. Im ersten Quartal war die Wirtschaftsleistung um 0,5 Prozent gewachsen und Analysten hatten für das zweite Quartal ebenfalls mit diesem Zuwachs gerechnet.
Allerdings ist das reale Bruttoinlandprodukt, bei dem große Sportereignisse herausgerechnet werden, niedriger ausgefallen. Hier meldete das Staatssekretariat für die Monate April bis Juni nur ein Wachstum um 0,5 Prozent im Quartalsvergleich. In der Schweiz verzerren Olympische Spiele und große Fußballturniere regelmäßig das BIP wegen der Lizenzeinnahmen, welche den in der Schweiz ansässigen Sportverbänden zufließen.
Experte Gitzel von der VP Bank erkannte in den Konjunkturdaten keine klaren Hinweise für die künftige Geldpolitik der Notenbank des Landes, der Schweizerischen Nationalbank (SNB): "Die SNB lässt sich ungern in die Karten schauen und ist immer wieder für Überraschungen gut, deshalb ist der geldpolitische Kurs nur schwer vorhersehbar", sagte Gitzel.