LONDON (dpa-AFX) - Die Aussichten für die Wirtschaft der Eurozone haben im November einen herben Rückschlag erfahren. Der von S&P Global ermittelte Einkaufsmanagerindex fiel einer ersten Berechnung zufolge um 1,9 Punkte auf 48,1 Punkte, wie S&P am Freitag in London mitteilte. Dies ist der tiefste Stand seit zehn Monaten. Volkswirte hatten mit einem unveränderten Wert gerechnet. Der Gesamtindikator sinkt damit unter die Expansionsschwelle von 50 Punkten. Es wird also ein Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitäten signalisiert.
Besonders deutlich trübte sich die Stimmung im wichtigen Dienstleistungssektor ein. Der Indikator fiel auch hier unter die Wachstumsschwelle. In der sowieso schon stark schwächelnden Industrie geriet der Indikator weiter unter Druck.
"Viel schlimmer hätte es kaum kommen können", sagte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. Er verweist auf die politische Unsicherheit in Deutschland und Frankreich sowie die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten. "Man fährt nur noch auf Sicht."
"Die Hoffnung auf eine konjunkturelle Besserung wird mit dem Einkaufsmanagerindex zu Grabe getragen", kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. "Es fehlt derzeit vor allem an Aufträgen." Aber auch die Verbraucher blieben vorsichtig. "Dies zeigt auch der Blick auf die Sparquote, die in der Eurozone mit 15,7 Prozent deutlich über dem Vor-Corona-Jahr 2019 von 12,9 Prozent liegt."
Die beiden großen Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich schwächeln. Besonders stark verschlechtere sich die Stimmung in Frankreich. Sowohl in der Industrie als auch im Dienstleistungssektor gab der Indikator nach. "Offensichtlich war der zwischenzeitliche Peak im französischen Index auf die Olympische Spiele in Paris zurückzuführen, und nun zeigen sich mehr und mehr die Probleme der französischen Wirtschaft", sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Frankreich werde neben Deutschland zusehends zum zweiten Schwachpunkt der Währungsunion.
Der Euro geriet nach den Daten stark unter Druck. Er fiel bis auf 1,0335 US-Dollar und erreichte den tiefsten Stand seit Ende 2022. Die Anleihekurse in der Eurozone legten deutlich zu. Der Aktienmärkte in der Eurozone gaben nach. An den Finanzmärkten wird mittlerweile nicht mehr ausgeschlossen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Leitzinsen im Dezember um 0,50 Prozentpunkte senkt. Bisher war man von einem kleinen Zinsschritt um 0,25 Prozentpunkte ausgegangen.