Berlin, 18. Jun (Reuters) - Die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser hat sich schon lange vor der Corona-Krise verschlechtert und wird sich auch danach wohl nicht nachhaltig bessern. Dies geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten "Krankenhaus Rating Report" hervor, der unter Federführung des Essener Forschungsinstituts RWI erstellt wurde. Im Jahr 2018 lagen demnach 13 Prozent der Kliniken im "roten Bereich" mit erhöhter Insolvenzgefahr. Auch die Erträge seien gesunken, wohl auch wegen der weiter gefallenen Anzahl stationärer Fälle.
2020 könnten die verschiedenen Stützungsmaßnahmen aus dem Covid-19-Gesetz laut den Autoren zwar zu einem "positiven Netto-Effekt" für die Kliniken führen. Der werde jedoch im Jahr 2021 voraussichtlich größtenteils wieder entfallen, so dass spätestens 2022 wieder das "Normalniveau" erreicht werde. "Spätestens nach der Bundestagswahl im Herbst 2021 werden die massiven finanziellen Belastungen aus der Covid-19-Pandemie im gesamten Gesundheitswesen zu spüren sein", sagte RWI-Gesundheitsexperte Boris Augurzky. Umso wichtiger sei es, die Gesundheitsversorgung "effizient und demografiefest" zu gestalten.
Die Virus-Pandemie habe gezeigt, wie wichtig es sei, ein Gesundheitswesen so aufzustellen, dass es im Falle eines selten eintretenden katastrophalen Ereignisses die vorhandenen Ressourcen rasch umwidmen und weitgehend unabhängig von anderen Staaten agieren könne, heißt es in dem Bericht. Dazu brauche es konsequent durchdachte Konzepte für verschiedene Katastrophenfälle. Darin müsse unter anderem geklärt sein, wie die knappen Ressourcen zugeteilt würden. Datengrundlage des Berichts sind 515 Jahresabschlüsse von Krankenhäusern aus dem Jahr 2017 und 525 aus dem Jahr 2018. Sie umfassen insgesamt 942 Spitäler mit einem am Umsatz gemessenen Marktanteil von 71 Prozent.