Investing.com -- In der kommenden Woche richtet sich der Fokus der Märkte auf die US-Inflationsdaten für den Monat September. Der überraschend starke Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Freitag konnte die Sorgen der Anleger über eine mögliche wirtschaftliche Abschwächung zunächst dämpfen. Doch es stehen weitere entscheidende Ereignisse bevor: Die US-Notenbank wird das Protokoll ihrer Sitzung im September veröffentlichen, und die Berichtssaison startet, was zusätzliche Marktbewegungen auslösen könnte. Zudem dürften die Ölpreise angesichts der zunehmenden geopolitischen Spannungen volatil bleiben.
1. US-Inflation
Die Inflationsdaten für September, die am Donnerstag veröffentlicht werden, stehen im Fokus. Es wird erwartet, dass sie ein weiteres Nachlassen des Preisdrucks zum Ende des dritten Quartals signalisieren. Der Datenpunkt folgt auf den starken Arbeitsmarktbericht vom Freitag und dürfte einen erheblichen Einfluss auf die Markterwartungen bezüglich Umfang und Tempo zukünftiger Zinssenkungen durch die Federal Reserve haben.
Am Freitag werden zudem die Erzeugerpreisinflationsdaten veröffentlicht, die voraussichtlich ebenfalls einen moderateren Inflationstrend bestätigen.
Diese Daten könnten der Fed wichtige Hinweise darauf geben, dass sich die Inflation kontinuierlich in Richtung ihres angestrebten Ziels von 2 % bewegt.
Die Fed hat ihren Lockerungszyklus im vergangenen Monat mit einer Zinssenkung um 50 Basispunkte eingeleitet. Der robuste Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Freitag könnte jedoch gegen eine weitere deutliche Zinssenkung im November sprechen.
Die kommende Veröffentlichung des Verbraucherpreisindex für September wird daher von zentraler Bedeutung sein. Sollten die Preise schneller steigen als erwartet, während der Arbeitsmarkt weiterhin stark bleibt, könnte dies die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die Fed bei ihrer Sitzung im November von einer weiteren Zinssenkung absieht.
Man sollte dabei im Hinterkopf behalten, dass der nach der FOMC-Sitzung im September veröffentlichte Dot Plot, der die Zinsprognosen der Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses zeigt, fast die Hälfte der Teilnehmer anzeigte, dass eine Reduktion um insgesamt 50-75 Basispunkte bis Jahresende angemessen sei. Dies deutet darauf hin, dass es in diesem Jahr möglicherweise nur noch Zinssenkungen von 0-25 Basispunkten geben wird.
2. Sitzungsprotokoll der Fed
Am kommenden Mittwoch wird die Fed das Protokoll ihrer September-Sitzung veröffentlichen. Investoren werden dabei aufmerksam nach Anhaltspunkten suchen, wie die Notenbank das Tempo zukünftiger geldpolitischer Lockerungen einschätzt.
Von besonderem Interesse sind dabei zusätzliche Informationen zu den Faktoren, die es den Entscheidungsträgern ermöglichten, einen Konsens über die Zinssenkung um 50 Basispunkte zu erzielen.
Im Laufe der kommenden Woche erhalten Anleger zudem Gelegenheit, von mehreren Fed-Vertretern Einschätzungen zur aktuellen Wirtschaftslage zu hören. Unter anderem werden Neel Kashkari, Raphael Bostic, Adriana Kugler und Lorie Logan sprechen.
Am Donnerstag wird der Bericht zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung veröffentlicht. Allerdings könnten wetterbedingte Störungen die Zahlen verzerren, was eine genauere Interpretation der Daten erschweren könnte.
3. Berichtssaison
In den USA beginnt die Berichtssaison der börsennotierten Unternehmen für das dritte Quartal. Die Ergebnisse werden eine entscheidende Messlatte für den Aktienmarkt darstellen, der sich in der Nähe von Allzeithochs bewegt und in dem viele Unternehmen mit hohen Bewertungen gehandelt werden.
Am Freitag öffnen bedeutende Finanzinstitute wie JPMorgan (NYSE:JPM) Chase, Wells Fargo (NYSE:WFC) und BlackRock (NYSE:BLK) ihre Bücher. Die Ergebnisse aus dem Bankensektor sind ein wichtiger Indikator für den Zustand der Gesamtwirtschaft, insbesondere in Bezug auf die Stärke der Kreditnachfrage. Darüber hinaus werden Anleger gespannt darauf achten, ob die Zinssenkungen der US-Notenbank im letzten Monat bereits positive Impulse setzen, beispielsweise durch höhere Umsätze im Automobilmarkt oder beim Kauf anderer langlebiger Konsumgüter.
Weitere Unternehmen, die diese Woche ihre Quartalszahlen präsentieren, sind PepsiCo (NASDAQ:PEP) und Delta Air Lines (NYSE:DAL). Die Berichte könnten Aufschluss darüber geben, wie sich verschiedene Sektoren in der derzeitigen wirtschaftlichen Lage behaupten.
Anleger im Bullenlager hoffen, dass die vorgelegten Zahlen eine Rechtfertigung für die weiterhin hohen Bewertungen am Aktienmarkt bieten werden. Der S&P 500 ist seit Jahresbeginn um 20 % gestiegen und bewegt sich, trotz jüngster Volatilität aufgrund geopolitischer Spannungen im Nahen Osten, nahe an seinen Rekordständen.
4. Ölpreise
Die Ölpreise sind am Freitag kräftig gestiegen. Damit erzielten sie die größten Wochengewinne seit mehr als einem Jahr. Auslöser dafür war die zunehmende Gefahr eines großflächigen Krieges im Nahen Osten. Die Gewinne blieben jedoch begrenzt, nachdem US-Präsident Joe Biden Israel davon abgeraten hatte, iranische Ölanlagen anzugreifen.
Israel hat angekündigt, den Iran anzugreifen, nachdem dieser am vergangenen Dienstag Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert hatte. Diese Angriffe folgten auf die gezielte Tötung eines führenden Hisbollah-Kommandeurs durch Israel, einer Gruppe, die vom Iran unterstützt wird. In der Folge begannen Ölanalysten, ihre Kunden vor den möglichen Konsequenzen eines eskalierenden Konflikts im Nahen Osten zu warnen.
Auf Wochenbasis stieg der Preis für Brent Crude um mehr als 8 %, der größte Anstieg in einer Woche seit Januar 2023. WTI legte im gleichen Zeitraum um 9,1 % zu, was den stärksten Wochengewinn seit März 2023 darstellt.
Der Iran, Mitglied der OPEC+, produziert täglich etwa 3,2 Millionen Barrel Öl, was rund 3 % der weltweiten Produktion ausmacht. Trotz der möglichen Unterbrechung iranischer Öllieferungen könnten die freien Produktionskapazitäten innerhalb der OPEC+ es anderen Mitgliedern ermöglichen, ihre Produktion zu erhöhen. Dies könnte dazu beitragen, den Preisanstieg in Grenzen zu halten.
5. RBNZ
Die Reserve Bank of New Zealand (RBNZ) tritt am Mittwoch zusammen, und einige Marktbeobachter spekulieren, dass sie der US-Notenbank (Fed) folgen und die Zinsen um 50 Basispunkte senken könnte.
Bereits bei ihrer letzten Sitzung im August hatte die RBNZ ihren Leitzins zum ersten Mal seit über vier Jahren gesenkt und damit ihre eigenen Prognosen um ein ganzes Jahr übertroffen. Der Gouverneur der RBNZ, Adrian Orr, signalisierte, dass er bis Weihnachten zwei weitere Zinssenkungen in Erwägung zieht.
Am Dienstag wird die australische Zentralbank (RBA) das Protokoll ihrer September-Sitzung veröffentlichen, und die Märkte werden genau auf Hinweise zur aktuellen restriktiven Haltung der RBA achten. Am selben Tag wird auch der stellvertretende Gouverneur der RBA, Andrew Hauser, eine Rede halten, die weitere Einsichten in die geldpolitische Strategie liefern könnte.
-- Investing.com/Reuters